Erez Yaary - Nibiru
 

Erez Yaary - Nibiru
MellowJet Music (2003/2008)
(7 Stücke, 52:53 Minuten Spielzeit)

Neben „Synergos“, dem neuen Album von Erez Yaary erscheint im Frühjahr 2008 mit „Nibiru“ ein weiteres Werk des israelischen Elektronikers, der in seiner Heimat bereits recht bekannt ist. „Nibiru“ ist ein Album, das bereits im Jahr 2003 erschienen ist und von MellowJet Records in einem aufwendigen Verfahren neu remastert wurde. Klanglich lässt die Produktion wieder keine Wünsche offen.

Aus dem Pressetext zur CD ist folgendes zu entnehmen: „Nibiru, der zehnte Planet des Sonnensystems, der die Umlaufbahn von Neptun und Pluto beeinflussen sollte, umkreist die Sonne einmal in 3600 Jahren. 6000 Jahre alte sumerische Tontafel-Portraits erzählen von einer Rasse, genannt Anunnaki, die in Streitwagen aus Feuer zur Erde kamen, um diese zu beherrschen.

 

 


Sumar ist eine antike Zivilisation, die ihre Blütezeit in der mesopotamischen Ära zwischen 4.500 und 2.000 vor Christus hatte. Viele moderne Erfindungen stammen aus der Zeit der Sumar, wie z. B. der Kalender und das metrische System.
Dies ist die musikalische Reise des zehnten Planeten „Nibiru“ und seiner Bewohner, der „Anunnaki“, die zum Planeten Erde kamen und seine Zukunft für immer veränderten.“

Nachdem im Opener „Arrival“ eine sphärische Fläche, auf der eine verfremdete Stimme die Story erzählt, verklungen ist, setzt Erez eine hymnische Melodielinie ein. Sie klingt wie ein Soundtrack mit Anleihen die zunächst an John Carpenter erinnern, der allerdings nicht so bedrohlich wie bei Carpenter ist. „Annunaki“ beginnt mit flirrenden Synthies, so als würden kleine Raumschiffe landen. Der Track hat durch den Einsatz von Synthiechören irgendetwas Sakrales. Das nächste Stück „Alchemy Of The Mind“ verknüpft futuristisch metallische Rhythmen mit herrlichen Melodien. Allerdings hält der Track nicht durchgehend seine Melodie, sondern Erez hat hier gleich Phrasen für mehrere Stücke untergebracht.

In „Journey Through Time“ erzeugt Erez zunächst eine Mischung aus opernhaftem Gesang - nicht ganz unähnlich zu Schulze-Produktionen - und ethnischem Flair (durch Instrumentierung und Gesang). Das ist ganz speziell und eigentümlich, lässt sich daher kaum mit bekannten Stilen vergleichen. Dann setzen Sequenzer und Arpeggios ein, die an Herrn Jarre und später auch an Tangerine Dream erinnern. In diesem Teil gefällt mir die Melodieline sehr gut.

Eine Glocke, deren Töne verzerrt werden, leitet in „Remote Viewing“ ein. Dann zwirbeln die Synthies heran und Synthiechöre bilden den Grundstock, auf dem sich Effekte, Rhythmen und im späteren Verlauf eine Melodielinie erstrecken. Für mich ist die recht lange Einleitung (bis die Melodie beginnt) doch zu ausufernd ausgefallen. Ich hätte mir gewünscht, Erez wäre hier schneller zum Punkt gekommen, denn zum Ende hin kann die Melodie wirklich überzeugen.

Nach dem recht atmosphärischen „The Montauk Experiment“, das zum Ende hin kühle, metallische Rhythumsstrukturen zeigt, folgt „The Plateau“ mit einer Melodie die von Oboen- und Streicherdsounds dominiert wird. Später flechtet Erez auch noch Harfe mit ein, was das Stück sehr klassisch erscheinen lässt. „Neffilim“ beendet dann die CDR im Stile von Deep Forest. Eingängige Melodie und Rhythmus sorgen für eine angenehme Stimmung. Dazu kommen noch Gesangspassagen (klingt afrikanisch), die einen ethnischen Touch verbreiten. Zum Ende hin lässt Erez die Melodie und den Rhythmus verklingen und den Track sphärisch auslaufen.

Auf „Nibiru“ bietet Erez Yaary ein musikalisches Weltraumabenteuer im Stile eines Soundtracks. Unterschiedliche Stile mit spacigem Feeling, Worldmusik-Atmosphäre oder hymnisch-klassischen Elektronikparts sind auf dem Album zu finden. Neben sphärischen Klängen bietet Erez aber auch einige sehr schöne Melodien. „Nibiru“ ist ein gutes Album, bei dem man sich Zeit nehmen sollte.

Stephan Schelle, Mai 2008

 
   

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