Erez Yaary - Moab
 

Erez Yaary - Moab
MellowJet Records (2012)
(6 Stücke, 59:49 Minuten Spielzeit)

Der aus Israel stammende Elektronikmusiker Erez Yaary veröffentlicht Anfang 2012 mit „Moab“ sein neuestes Werk als CDR bei MellowJet Records. Als Erez mit den Kompositionen zu „Moab“ begann schwebte ihm ein Konzeptalbum, basierend auf einer Kombination aus analogen Synthesizern und orchestralen Sounds, vor. Schon Jahre zuvor hatte er diese Fusion im Kopf, doch konnte er nicht die richtige Balance zwischen beiden Elementen finden.

 


Als er den Soundtrack zu dem Film „Tron-Legacy“ hörte, merkte er, dass es doch eine Möglichkeit gab, diese beiden Elemente miteinander zu verbinden. Und in der Tat sind bei „Moab“ einige Passagen herauszuhören, die an den Soundtrack erinnern. Erez hat sich aber nicht den Stil zu Eigen gemacht, sondern etwas gänzlich Neues hervorgebracht. Die CD bietet die beiden Tracks „Moab Part 1“ und „Moab Part 2“, die das Kernstück des Albums darstellen. Darüber hinaus finden sich mit „Desert“, „Red Logos“, „11.11.11“ und „Landscape (2000)“ noch vier weitere Stücke auf dem Album.

„Moab Part 1“ ist 16 Minuten lang und klingt wie eine Mischung aus „Tron“-Soundtrack, Tangerine Dream und weiteren Elementen. Fängt das Stück noch recht soundtrackartig an, so hat es im weiteren Verlauf eine Passage mit unter die Haut gehenden Streichern, zu denen sich dann eine traumhafte auf Synthieflächen gelegte Pianomelodie gesellt, zu bieten. Dann kombiniert Erez das Ganze mit einem Sequenzer, der einen pulsierenden Rhythmus beisteuert. Ein hypnotisches Stück mit wechselnden Strukturen und Melodiemustern. Sehr gelungen ist die Kombination aus Sounds symphonischer Instrumente und Synthesizern.

Zunächst kommt eine Spur Klaus Schulze in „Moab Part 2“ auf, das mit einer Laufzeit von fast 13 Minuten ebenfalls zu den Longtracks des Albums zählt. Wird das Stück in den ersten zwei Minuten noch von Streichersounds bestimmt, so werden sie danach von perlenden, glockenähnlichen Synthieklängen verdrängt. Eine ruhige aber hoch energetische Stimmung erzeugt Erez mit seiner Musik. Nach etwas mehr als vier Minuten kommt dann noch ein elektronischer Rhythmus hinzu, der dem Ganzen eine hypnotische Note verleiht, während im Hintergrund Erez schon mal den Synthie zirpen lässt. Höre ich da etwa eine Spur Jarre heraus? Und im letzten Teil präsentiert uns Erez gar einen pulsierenden Beat. Ein sehr schöner Track.

„Desert“ klingt mit seinen dunklen Klangfarben etwas düster. Das ähnelt stilistisch auch etwas der Musik von Ron Boots. Durch die Chöre kommt auch eine gewisse sakrale Note in den Track. Diese verstummen aber später und der gelegentlich einsetzende tiefe Synthiesound vermischt sich mit helleren, perlenden Synthieharmonien. Der Track spiegelt aber eine gewisse Trostlosigkeit wider, ohne dass er deprimierend klingt. So kann ich mir gut eine Wüstenlandschaft vorstellen.

Ein weiterer Longtrack ist mit dem mehr als 13minütigen „Red Logos“ auf dem Album zu finden. Wer bei dem Titel Assoziationen zu Tangerine Dreams Logos bekommt, der liegt nicht ganz verkehrt, denn dieses Stück ist eine Hommage an das 82'er Album der großen Berliner. Erez hat einige Elemente aus dem Klassiker genommen und sie neu zusammengesetzt und um eigene Passagen ergänzt.

Das Stück „11.11.11“ wird zunächst von einer Klangwand bestimmt und löst sich dann in einen Track auf, der unterschiedliche Sounds und Elemente aufweist. Vor allem die zweite Hälfte mit ihrer sanften Melodie gefällt mir sehr gut. Den Abschluss macht dann das tanzbare „Landscape (2000)“, das mit einem Beat aufwartet, der mich an Bands wie Yazoo & Co. erinnert. Erez bietet hier eine Mischung aus elektronischer Musik und Electropop der 80'er.

Mit „Moab“ ist Erez Yaary ein gutes Album gelungen, das vor allem durch seine melodischen Momente und vor die Kombination aus symphonischen und warmen synthetischen Klängen zu überzeugen weiß. Mir hat das Album eine Menge Spaß bereitet, so dass ich es vorbehaltlos empfehlen kann.

Stephan Schelle, Januar 2012

 
   

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