e-tiefengrund – Fusion Machines
 

e-tiefengrund – Fusion Machines
SynGate Records (2018)

(3 Stücke, 77:10 Minuten Spielzeit)

„Fusion Machines“ ist das fünfte Album von Silvia und Michael Kempe aus Erkelenz, die unter dem Pseudonym E-Tiefengrund firmieren. Passenderweise trägt es den Untertitel „Voltage Sessions V“ („Voltage Sessions“ hieß ihr erstes Album). Während ihrer Session haben sie drei Longtracks mit Laufzeiten zwischen 24:15 und 27:32 Minuten Spielzeit aufgenommen und auf den Silberling gebannt.

 


Silvia und Michael dazu: „Voltage Sessions“ nennen wir unsere Live Jam Sessions im Tiefengrund-Studio mit vorwiegend analogen modularen Synthesizern. Die Aufnahmen geschehen absolut live, ohne Overdubs mit ausschließlich analogen 8 bzw. 16 Step analogen Sequenzern, gemixt wird von Mick in Echtzeit während der Session. Selbstverständlich gehen den Aufnahmen viele Tage der Entwicklung voraus, die Synthie-Klänge werden geschraubt, Sequenzen programmiert, der Mix geprobt, Solothemen grob probiert, Drumsounds kreiert und und und...

So wissen wir auch nie, wo die Reise hingeht, schon ab dem ersten Ton lassen wir uns einfach nur noch tragen, von den Klängen, alles geschieht intuitiv, Geplantes wird fallengelassen, neue Klänge spontan geschraubt, hier einmal transponiert, dort ein kleines Solo improvisiert, die eine Sequenz tritt zurück, um Platz zu machen für die andere, das Mischpult als Dirigent für die Maschinen, alles ist Spannung (Voltage).

Der erste Track nennt sich „Wendelstein“ und beginnt zunächst mit einem tiefen Synthiesound. Leichte Rhythmusmuster zeichnen sich dabei im Hintergrund ab. Nach anderthalb Minuten kommen dann erste melodische Ansätze auf und weitere Synthiesounds ziehen zusätzlich vorbei. Dann kommt ein weiterer Sound auf, der sich rhythmisch/harmonisch hinzuaddiert. Langsam baut sich so das Stück auf, in dem die beiden duie unterschiedlichen Sounds hinzufügen, andere entfernen und den Klängen freien Lauf lassen. Es klingt wirklich wie eine Session, in dem sich die beiden Musiker einfach von ihren Gefühlen und Stimmungen haben treiben lassen. Sie nehmen den Hörer so auf eine unerwartete, mit Wendungen versehen Reise mit.  

Effekte und unterkühlte Klänge zeichnen sich zunächst in „Tokamak“ ab. Das klingt sehr technologisch und wird dem Albumtitel gerecht. Auch in diesem Stück entwickeln und verändern sie die Sounds, spielen Soli ein und fügen unterschiedliche Rhythmen hinzu. Zwischendurch lassen die Synthies ganz schön schwurbeln, was auch schon mal recht anstrengend klingt. Das ist Musik, die nicht so einfach zu konsumieren ist. Gleiches gilt für das abschließende „Sonolumineszenz“.

„Fusion Machines“ ist eine improvisierte Reise in unbekannte Gefilde. Silvia und Michael Kempe aka E-Tiefengrund nehmen den Hörer mit auf eine außergewöhnliche musikalische Reise, die nicht immer melodisch anmutet. Aber wie sich ihre Klanglandschaften entwickeln, ist spannend, sofern man sich auf diese Art der Musik einlassen kann. Allerdings muss man sich die Musik erst erarbeiten, denn sie ist nichts für nebenbei.

Stephan Schelle, April 2019

 
   

CD-Kritiken-Menue