Dithmar – Zodiac Zeit
 

Dithmar – Zodiac Zeit
MelloJet Records (2009)
(8 Stücke, 71:50 Minuten Spielzeit)

Ein weiterer neuer Name, den uns MellowJet mit der gerade erschienenen CDR „Zodiac Zeit“ beschert, ist Dithmar. Sowohl Künstlername, als auch Albumtitel und Cover ließen mich zunächst darauf schließen, dass es sich bei Dithmar um einen deutschen Elektronikmusiker handelt. Doch weit gefehlt, Dithmar kommt aus dem hohen Norden, nämlich aus Dänemark. Allerdings hat sein neues Album zumindest thematisch etwas mit Deutschland zu tun, denn es ist der Zeit Ende der 60’er, Anfang der 70’er gewidmet, als im Berliner Club, dem ZODIAC Free Arts Lab, der Berliner Underground entstand und somit den Grundstein für die „Berliner Schule“ legte.

 


Dithmar ist wahrlich kein Neuling auf dem Gebiet der Elektronikmusik, hat er sein Debüt „Computa“ doch bereits im Jahr 1998 veröffentlicht. Ich hab aber bisher noch nichts von ihm gehört, daher fehlt mir der Vergleich zu seinem bisherigen Schaffen.

Acht Stücke weist Dithmars CD auf, die mit sehr atmosphärischen Sounds und getragenem Rhythmus beim ersten Stück „Nassau Opening“ beginnt. Das klingt für mich zunächst wie Kraftwerk im Zeitlupentempo oder als würden die berühmten Düsseldorfer Ambient spielen. Diesen Stil hält Dithmar über die volle Strecke des gut siebenminütigen Stückes aufrecht, der nur von gelegentlichen Melodieeinwürfen unterbrochen wird.

So ruhig, wie Dithmar sein Album begonnen hat, geht es auch beim folgenden „Tabula Complex“ zunächst weiter. Erst nach gut anderthalb Minuten wird das Stück rhythmischer und entwickelt eine ausgesprochen faszinierende Wirkung. Das liegt vor allem an dem hypnotischen, flirrenden Rhythmus, der allgegenwärtig ist. Nach etwas mehr als fünf Minuten wird es dann sehr ruhig und monoton und man glaubt, dass der Titel langsam ausgefaded wird, doch dann kommt der Rhythmus aus dem Off wieder zurück und ein Schlagzeug mischt sich dazu, um jetzt in einen recht rockigen Teil überzugehen und zum Ende hin wieder elektronisch (u. a. mit einer Art Morsezeichen) aus dem Track auszuleiten.

„Relativity“ klingt von seinen Synthies zunächst wie ein Stück von Ron Boots. Hier mischt Dithmar aber noch sehr effektvoll einige Sprachfetzen mit ein. Der einsetzende Rhythmus geht dann mehr in den Bereich Electronica. Dithmar spielt hier mit den unterschiedlichen Rhythmusstrukturen (erinnert mich ein wenig an Tangerine Dream Mitte der 80’er Jahre) und der Lautstärke, was den Titel sehr spannungsgeladen macht. Von ähnlichem Kaliber ist „Krasnoyarsk“, das von seiner Struktur an Klaus Schulze erinnert.

Mit Ausnahme von „Moon 2047“ stammen alle Stücke von Dithmar, die er auch selbst eingespielt hat. Bei diesem Track hat er aber mit Harald Grosskopf zusammen gearbeitet. Zwar hört man Harald nicht hinter seiner Schießbude agieren, trotzdem hat dieses Stück einen faszinierenden Rhythmus, der sich von den anderen Stücken des Albums unterscheidet. Fast schon tanzbar kommt dieser Track aus den Boxen, zumindest wollen sich einige Körperteile beim Hören in Bewegung setzen, auch wenn das  Stück recht getragen wirkt.

„Morgendis“ besticht durch herrlich, schwebende Synthieflächen und auch das folgende fast 18minütige „Insight Einzeit“ schwebt nur so dahin. Das nenne ich Entspannung pur, bei der man die Gedanken fliegen lassen kann. Mit dem Zwölfminüter „Ladaism“ entlässt uns Dithmar dann aus seinem neuen Album mit einem recht monotonen, sich nur langsam entwickelnden Stück. Auch dies erinnert an Schulze, ist für meinen Geschmack aber der schwächste Track des Albums.

„Zodiac Zeit“ ist ein gutes Album eines mir bisher nicht bekannten Musikers. Wer auf schwebende, recht ambiente Elektronikmusik steht, der bekommt hier den Stoff zum Fliegen.

Stephan Schelle, Juni 2009

 
   

CD-Kritiken-Menue