Dieter Geike - Indigo
 

Dieter Geike - Indigo
BSC Music / Prudence (2013)
(13 Stücke, 52:50 Minuten Spielzeit)

Der Name Dieter Geike sollte den Freunden des Deutschrock der 70’er Jahre in Erinnerung sein, war er doch Kopf des Projektes Blonker. Das Projekt startete zunächst im Jahr 1977 mit dem Album „Die Zeit steht still“. Auf diesem Debüt agierten Blonker noch als fünfköpfige Band, die Rock mit deutschen Texten präsentierte. Neben sieben Songs befand sich auch das Instrumentalstück „Indigo“ auf dem Album. „Indigo“ brachte damals für die Band den Durchbruch, die sich fortan stilistisch wandelte. Aus der Deutschrockband wurde schon mit dem folgenden Album „Fantasia“, auf dem sich ebenfalls „Indigo“ befand, eine reine Instrumentalband.

 


Die schon beim Debüt entstandene Idee, die Gitarre mit ihren reichen spielerischen und technischen Möglichkeiten in den Mittelpunkt der Musik zu heben, wurde auf „Fantasia“ erstmals verwirklicht und sollte sich auf weiteren Alben fortsetzen. Damals war Dieter Geike Blonker und seine Mitstreiter nur noch Gastmusiker. Am 19.07.2013 erscheint nun nach gut zehn Alben unter dem Pseudonym Blonker das erste Album unter dem bürgerlichen Namen des Multiinstrumentalisten. Ganz unter dem Motto „Musik geht direkt in die Seele“ hat er sein Instrumentalalbum aufgebaut und es nach seinem größten Hit „Indigo“ benannt.

Neben einer Neueinspielung dieses Klassikers befindet sich ein weiteres Dutzend neuer Kompositionen auf der CD. Dick steht auf der Albumunterseite des Digipacks, das leider ohne Booklet auskommt und nur spärliche Informationen bereithält, der Hinweis „Gitarren-Musik“. Und genau das bekommt auch der geneigte Musikfreund. Alle Instrumente bis auf den Bass und das Schlagzeug im Stück „Zeitreise“, die von Robert Gast (welch passender Name) eingespielt wurden, hat Dieter Geike selbst gespielt.

Mit einem langsam trabenden Rhythmus und einer Gitarre, die ein jazziges Zigeunerflair aufweist, beginnt die CD mit dem Stück „Tanzen“. Bei diesem Stück stelle ich mir allerdings eine Szenerie vor, in der ein Reiter langsam in den Sonnuntergang reitet. Und genau dieser Titel zeigt auch schon, wohin die Reise auf dem Album von Dieter Geike geht. Es ist Musik, die man gut an einem lauschigen Sommertag bei einem kühlen Getränk genießen kann und dabei die Seele baumeln lässt.

Und doch zeigen sich die einzelnen Stücke von unterschiedlicher Seite. So ist das folgende „Jamphel Yeshi“ ein Stück mit Worldmusic-Atmosphäre und hat dazu auch eine angenehm jazzige Note. Damit kommt Geike seinem typischen Blonker-Stil sehr nahe. Das ist Musik die durchaus Vergleiche zu Klassikern wie Fleetwood Mac’s „Albatros“ oder „Apache“ von The Shadows zulässt. „Benjamin“ ist dann eine verspielte sanfte Nummer, die für meinen Geschmack aber ein wenig dahinplätschert.

Besser macht Geike es im folgenden „Sommerzeit“, das durch seine herrliche Melodie und den Rhythmus schnell gefangen nimmt. Danach kommt das Highlight, die Neueinspielung von „Indigo“, das damit beweist wie zeitlos diese Musik ist. Der Song hat genau solch ein Feeling wie Eroc’s „Wolkenreise“ und bietet in der Neufassung einige neue Klänge, die in den Track eingestreut wurden, ohne die Seele des Originals zu zerstören.

Country-Style kommt dann in dem Stück „Zeitreise“ auf, das durchaus auch einige Klangtupfer enthält, die an Mark Knopfler erinnern. Die weiteren Stücke sind im Stile der vorgenannten Tracks gehalten und wechseln zwischen herrlichen Melodien und reinen Klangmotiven mit jazzigen Elementen, bei denen manchmal die Gefahr besteht ins Belanglose abzudriften. Dieter Geike schafft den Spagat aber immer wieder und fängt dies immer wieder auf.

Mit „Indigo“ ist Dieter Geike ein Gitarren-Album gelungen, das sanfte Melodien mit jazzigen Elementen und auch Worldmusic-Einschüben verbindet. Nicht alle Stücke können überzeugen und doch bietet sich die Musik dazu an, sie an einem herrlichen Sommertag am Strand oder im Garten zu genießen und einfach abzuschalten. Das absolute Highlight ist und bleibt allerdings die Neufassung des 77’er Stückes „Indigo“, das auch dem Album den Titel verlieh.

Stephan Schelle, August 2013

 
   

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