Detlef Keller -
Spaintronic Nach dem 2005’er Studioalbum „Harmonic Steps“ von Detlef Keller hat es satte acht Jahre bis zum Nachfolger „Spaintronic“ gedauert. Dazwischen hatte er aber im Jahr 2016 mit „The Breakfast Event“ eine LiveCD veröffentlicht. Und im Jahr 2014 veröffentlichte er beim SynGate Label die CD „Aus dem Nichts ...“ unter dem Pseudonym M.O.B.S. Ansonsten hatte er viel mit dem Projekt Broekhuis, Keller & Schönwälder zu tun. Das Cover des sechsseitigen Digipaks ziert die Umrisse von Spanien, bei dem die Landfläche als Platine dargestellt ist, mit einem Computerchip in der Mitte, der den Titel des Albums trägt. |
|
|||
Fünf Longtracks von
jeweils mehr als 15 Minuten Spielzeit sowie zwei kürzere Stücke von 3:52
und 5:49 Minuten hat Detlef auf die beiden Silberlinge verteilt. Die Stücke
nennen sich alle „Spaintronic“ von „I“ bis „VI“ plus
„Bonus“. Da kommt wieder der Erfindungsgeist von Detlef durch :-) Es lag natürlich nahe
zu vermuten, dass Detlef auf dem Album einige Eindrücke aus einem
Spanienurlaub vertont hat. Das ist allerdings nicht so, denn er hatte
vielmehr mit Klängen experimentiert und durchgehört, was er so alles hat.
Dabei ist er dann bei dem Gitarrensound hängen geblieben, der sich nun
durch die Songs zieht. Er hat dann mit diesen Sounds improvisiert und
spontan Tracks mit Ton und Bild aufgenommen. Als seine Frau das hörte
meinte sie: klingt irgendwie Spanisch! Und schon war der Titel entstanden.
Spain steht dabei natürlich für die iberische Halbinsel und Tronic = eine
Platine. Das Album startet mit
dem 15:09minütigen Stück „Spaintronic I“. Zwar kommen die Gitarrenklänge
trotz Tremolo nicht ganz an einen originalen Gitarrensound heran, klingen
aber stellenweise schon perfekt. Manchmal wirken die Klänge auch wie eine
Mischung aus Gitarre und Spinett. Das zeigt sich auch in diesem ersten
Track, der musikalisch ein wenig an die Repelen-Konzerte sowie an den
Software/Peter Mergener-Sound andockt. Sehr melodisch geht Detlef dabei vor
und schafft es, die Gitarrenklänge als Hauptmelodiequelle zu nutzen.
Zwischendurch lässt Detlef die Synthies auch mal ordentlich zirpen. Ein
klasse Stück, das sicherlich auch gut ins Liveprogramm von BK&S feat.
Ebert und Kagermann passt. Es folgt mit
„Spaintronic II“ ein weiterer Longtrack, der es auf 26:21 Minuten
Spielzeit bringt. Eine stoisch dahin ziehende Klangfolge bietet zunächst
den Unterboden, auf den Detlef dann seine Gitarrenklänge (wirkt wie eine
Akustikgitarre) legt. Darauf folgt dann eine Pianolinie, so wie man es auch
von früheren Werken kennt. Das verbreitet eine sehr schöne Stimmung, in
die man sich fallen lassen kann. So zieht der Track in den ersten neun
Minuten sehr atmosphärisch durch den Raum. Dann kommt ein leicht pumpender
Beat auf, der nun für den nötigen Drive sorgt. Das Stück erinnert
ebenfalls an die Repelen-Konzerte. Zum Ende hin kommt dann eine gehörige
Portion Klaus Schulze hinzu. Mit 5:51 Minuten kommt
dann das kürzere „Spaintronic III“ an die Reihe. Der Track beginnt mit
Flamenco-Klängen. Die geschichteten Gitarrenklänge wirken hier teils recht
authentisch. Der Track versprüht eine Menge südländische Strandatmosphäre.
Die erste CD wird dann
mit dem 20:36minütigen
„Spaintronic IV“ abgeschlossen. Dieses Stück beginnt zunächst im Stile
von Klaus Schulze und verbindet die „Berliner Schule“ mit Vangelis-ähnlichen
Klangmustern, die in der Mitte mit einem treibenden Sequenzer-Groove und
Drumsounds verziert werden. Auch kommt jetzt eine Melodie auf, die deutlich
Detlefs Handschrift trägt. CD 2 beginnt mit dem
27:19minütigen „Spaintronic V“. Das hat zunächst ein wenig von atmosphärischem
Vangelis. Nach etwa vier Minuten wird es dann aber wieder sehr mediterran
und ethnisch. Das wirkt jetzt wie hymnische Soundtrackmusik. In der Mitte
wechselt die Stimmung und es kommen einige perlende Synthieklänge auf, die
mich nun an Klaus Schulze erinnern. Nach einem Akustikgitarrenübergang
wechselt das Ganze dann ab Minute 19 in einen treibenden Part mit tollem
Groove. Jetzt möchte man vor den Boxen (oder einer imaginären Strandbar)
am liebsten tanzen. Ein sehr schönes, abwechslungsreiches Stück. Mit 3:52 Minuten ist
„Spaintronic VI“ das kürzeste Stück des Albums. Auch hier kommt nun
ein wenig Vangelis-Atmo auf. Das ist ein sehr schönes, verträumtes Stück.
Ans Ende hat Detlef dann das 16:42minütige „Spaintronic Bonus“ gesetzt.
Sanfte Klänge die Klaus Schulzes Stil mit ambienten Klängen eines Bernd
Scholl mischen, starten in diesen Track. Und auch hier verwebt Detlef wieder
atmosphärische Sounds wie aus der Klangschmiede von Vangelis und kombiniert
dies sehr schön. Es zeigt sich deutlich, dass Detlef in der „Berliner
Schule“ aufgepasst hat. „Spaintronic“ von
Detlef Keller ist ein sehr entspanntes Werk, das die Hörer in eine
Urlaubsstimmung versetzt. Er hat den perfekten Soundtrack für den nächsten
(realen oder virtuellen) Spanienurlaub erstellt und hat dies mit Klängen
von Klaus Schulze und Vangelis gewürzt. Das Ergebnis ist eine
wohlschmeckende, gut abgeschmeckte musikalische Paella. Stephan Schelle, November 2023 |
||||