Dennis Hart - Veermaster
 

Dennis Hart - Veermaster
INCO Records (2007)
(15 Stücke, 59:55 Minuten Spielzeit)

Dennis Hart, ein Name, den viele Hörer der Kultradiosendung „Schwingungen“ gut kennen, war es doch gerade das 1989’er Album „Terra Inco“, mit dem Moderator Winfrid Trenkler den deutschen Gitarristen und Keyboarder bekannt machte. Die Musik von Dennis war in den 90’ern so beliebt, das sie im Flugzeug, im Bordprogramm des ICD der Deutschen Bahn und sogar in einem Touristen-U-Boot auf Mallorca zu hören war. Lange hatte ich nichts mehr von Dennis Hart gehört, bis mich vor wenigen Wochen eine Info erreichte, in der ein großes Label eine CD von ihm anpries. Nach einem kurzen Kontakt erreichte mich dann neben den beiden Samplern „Love Songs“ und „Chillout“ (beide werden einzeln besprochen) auch das bereits 2007 erschienene Werk „Veermaster“.

 


Ich weiß, dass Dennis mittlerweile seit mehreren Jahren an der deutschen Küste lebt, doch als ich das Cover der CD sah, dachte ich zunächst an Shanty-Musik, denn das Frontbild zeigt zwei Segelschiffe, die in einem Hafen ankern. Also ab mit der CD in den Player und erwartungsvoll die Ohren spitzen.

Synthieflächen ein eingängiger Rhythmus und die E-Gitarre, die ihre Melodielinie auf dieser Basis ausbreitet zeigen, dass Dennis Hart mit seiner elektronischen Instrumentalmusik im Hier und Jetzt angekommen ist. Zwischen Jarre artigen Flächen und tanzbaren Rhythmen sowie einer eingeflochtenen Mädchenstimme bewegt sich der erste Track „Mona“ im melodischen Bereich. Ähnlichkeiten zu Erocs melodischen Tracks werden dabei ebenfalls wach. Sehr gut gefällt mir hier auch, dass Dennis neue, moderne Klänge mit alten Sounds (wie aus einer Hammondorgel) vermengt. „Nyhavn“ versprüht dann den auf dem Cover vermuteten Norddeutschen Folklorestil, da hier ein Akkordeon zum Einsatz kommt. Auch dieser Track erinnert mich in Passagen an Eroc, kratzt aber auch leicht an der belanglosen Seichtheit, ohne jedoch darin zu versinken. Das ist sehr lieblich und doch wohltuend.

Zwar findet sich im Titelstück auch das Akkordeon wieder, aber hier geht Dennis wesentlich straighter ans Werk, was vor allem auch wieder durch den stampfende, tanzbare Rhythmus und die herrliche Gitarre hervorgerufen wird. Bluesige Mundharmonika mit etwas härteren Riffs und ein hypnotischer Rhythmus sorgen in „Passat“ für eine gehörige Spur Abwechslung. Man kann förmlich fühlen, wie einen die Brise davonträgt. Das ist die Musik, die mir unter die Haut geht, vor allem wenn im Hintergrund die Synthieflächen sich dabei sanft durch den Raum schieben.

Eine melodische Ballade, die auch wieder rhythmisch daher kommt, ist „Optimist“. Hier zeigt sich Dennis Stil, so wie man ihn auch aus den 90’ern her kennt. Wer bisher noch nicht mit Dennis Musik in Kontakt getreten ist, könnte dies als schlagerartige Instrumentalmusik abtun, bei mir kommen bei diesem Stück aber wieder Erinnerungen an die gute alte Schwingungen-Zeit hoch. „Sea Cloud“ bietet wieder diese bluesige Mundharmonika und eine Art Steelguitar, die einen die ganze Weite einer Landschaft (egal ob man sie sich nun an Land oder zu Wasser vorstellt) vor Augen führt. Mit „Viking“ kommt ein Track, der für mich eher zu den schwächeren des Albums zählt. Bei einer Laufzeit von einer Stunde ist das aber locker zu verkraften, vor allem wenn einen dann das treibende „Ocean Race“ wieder aus der Lethargie reißt. Zur Abwechslung nutzt Dennis hier Xylophonartige Sounds die er auf den treibenden Rhythmus gelegt hat. Ein sehr gelungener Track.

Mit „Mississippi“ gehen wir tief in die bluesigen Territorien der Vereinigten Staaten. Ein sehr schöner Track, der aber aufgrund seiner Stilistik und der akustischen Instrumentierung aus dem Rahmen fällt. „Hafengeburtstag“ ist ein lieblicher Track, während „Padua“ den Rockmusiker in Dennis andeutet. Von der hintergründigen Gitarre (leicht floydiger Touch) hätte ich gerne mehr. In den tiefsten Westen der USA scheint uns Dennis bei „Delta Queen“ mitnehmen zu wollen. Hier kombiniert er Elektronik mit Steelguitar und Mundharmonika. Mit dem fast Tangoartigen „Mariehamn“ kommt ein französischer Flair auf, der auch einige experimentelle Klänge aufweist. In der „Vogelfluglinie“ lässt Dennis ein Akkordeon auf einen technoartigen Rhythmus los und mit dem sehr eingängigen „Passage II“, das zu fesseln weiß, beendet Dennis dann sein Werk.

Dennis liefert eine sehr abwechslungsreiche Scheibe ab, die allerdings Qualitätsschwankungen unterworfen ist. Neben richtig tollen Stücken präsentiert er dann auch einige seichte Nummern, die durch ihre teils süßlichen und eingängigen Melodien für mich eine Spur zuviel sind. Allerdings überwiegt der positive Eindruck und so ist die Musik äußerst wohltuend und eignet sich dazu dem Alltag zu entfliehen. Wer auf romantische Melodien steht und auch durchaus bluesigen Elementen nicht abgeneigt ist, der wird hier bestens bedient.

Stephan Schelle, März 2010

 
   

CD-Kritiken-Menue