Delago - Salzwelten
 

Delago - Salzwelten
BSC Prudence (2005)
8 / 44:17

Delago, das ist vor allem der Tiroler Multiinstrumentalist Herman Delago. Nach Alben wie „Gado Gado“, „Didge Goes World“ und „Transalpin“ kommt jetzt sein neuestes Werk mit dem Titel „Salzwelten“ heraus. Die Musik ist für das gleichnamige Projekt, bei dem es sich um eine Multimedia-Show handelt, die auf einer Insel in Mitten eines Salzsees in einer Bergtiefe von 700 Metern angelegt ist. Zur Einweihung führte Delago seine Musik hier live auf. Das muss ein unglaubliches Erlebnis gewesen sein.

Als Genre hat die Plattenfirma World/Ethno angegeben. Also CD in den Player gelegt und dann …. Was ist das? Der Opener der CD „EJH Saltmarch“ ist eine Abwandlung des altbekannten Erzherzog Johann Jodlers. Nachdem der Anfang wie von Mickey Maus gesungen klingt, ertönt ein vulominöses Didgeridoo und Zabine (alias Sabine Kapfinger) jodelt mit ihrer sanften Stimme dazu. So, hab ich jetzt alle verschreckt? Ich hoffe nicht, denn dieser Song, der auch in die Richtung Hubert von Goisern geht, hat eine Detailfülle und Faszination zu bieten, die einen sofort gefangen nimmt. Wahnsinn!!
 

 

 

Es folgt „Frozen Light“, das Vangelis- und Deep Forrest-Anleihen aufweist. Zabine bringt ihre sinnliche Stimme in diesem Stück voll zur Geltung. Wilde Rhythmuswechsel und sinnliche Melodien machen aus dem Stück ein Highlight der CD. Synthetische Geigen beschreiten bei „Via Salis“, diesem mit 2:34 Minuten kürzesten Titel, einen eher symphonischen und melancholischen Weg. Danach geht es bei „St. Barbara’s Chapel“ durch den Einsatz von Chorgesang, Sounds und lateinisch gesprochenem Text (ähnlich wie bei Mergener Et Amici’s „Nox Mystica“) afrikanisch/sakral zu. Zart und zerbrechlich erklingt zum gesprochenen Text Zabines Stimme.

„Endangered Art (WWII)“ bietet dagegen eine ganz andere Atmosphäre. Das Stück, das Mussorgsky-Zitate enthält, klingt nach einer Rockoper. Vor allem durch die einsetzende Gitarre kommt dies zur Geltung. Auch Soundsamples, die den 2. Weltkrieg darstellen sollen, hat Delago in dieses Stück eingeflochten, so klingt der Song wie eine Geschichte. Er ist sehr abwechslungsreich angelegt, mal klingt er rockig, dann spacig und dann wieder proggig. „Promenade In The Lug“ nimmt den Mussorgsky-Faden auf und spinnt den Song mit fernöstlichen Anleihen weiter. Mit „White Gold“ verlassen wir den fernen Osten wieder, denn elektronische Klänge (wie Steeldrums), die den Hörer nach Trinidad entführen, sorgen für den nötigen Drive bzw. die Melodielinie. Dann setzt wieder das hypnotische Didgeridoo dezent ein und sogar arabische Melodien/Rhythmen finden sich in dem Song wieder. Hier werden Musikstile und Klänge verschiedener Kontinente gekonnt miteinander vermischt, das nenne ich Weltmusik.

Mit dem Soundtrackartigen und weitflächig angelegten „Saltplanet“ endet die herrliche CD. In der ersten Hälfte des Stückes nimmt uns Delage mit ins All und führt uns dann wieder durch folkloristische Gesänge, wie von der Alm, auf die Erde zurück, um dann episch/orchestral auszulaufen. Delago hat Musik aus aller Welt gewürzt mit Ambient, Rockoper, Spacemusik, ja sogar Popelemente in seinen Salzwelten in einer gekonnten Art und Weise miteinander verbunden. Es macht Spaß sich dem salzhaltigen Erlebnis hinzugeben.

Stephan Schelle, Mai 2005

 
   

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