Create - Biospherical Imagery
 

Create – Biospherical Imagery
Groove Unlimited (2006)

“Biospherical Imagery” ist das mittlerweile dritte Album des Briten Steve Humphries, das er unter dem Namen Create herausbringt. Allerdings handelt es sich nicht um neu eingespieltes Material, vielmehr hat Steve hier fünf Tracks zusammengestellt, die im November 2004 und im Oktober 2005 live im Studio entstanden sind. Auf vorprogrammierten Sequenzerläufen und Drumpatterns spielte Steve seine Melodielinien und Flächen ein.

Herzstück des Albums ist das Titelstück, mit dem die CD beginnt. Dieser Track allein bringt es auf fast 47 Minuten Spielzeit. Erst sehr sphärisch und voluminös beginnt er mit einigen Flächen, dann geht die Rhythmussequenz - einer stampfenden Dampflok gleich - los.

 

 

 

Steve hat die Sequenzerläufe, Drumprogrammierung und seine live eingespielten Parts so verschachtelt angeordnet, dass sie zwar nach der „Berliner Schule“ klingen, aber irgendwie auch wieder nicht. Das liegt meines Erachtens an den Sounds, die Steve benutzt hat. Streckenweise kommt mir da die Musik des Niederländers Akikaze in den Sinn, aber auch die Nähe zu seinen vorangegangenen Alben ist unverkennbar. Sehr viel Abwechslung bietet dieser Longtrack, der so manche Wendung aufzubieten hat (mal ruhig, dann wieder rhythmisch). Ein Stück, bei dem man sich so richtig hineinsteigern kann und erst nach einer Dreiviertelstunde wieder zur Besinnung kommt.

Bei dem fünfminütigen „Endless Corridors“, spielt Steve mit übereinander gelegten Flächen, die keine richtige Melodie aufweisen, sondern eher eine Stimmung erzeugen. Das klingt etwas futuristisch. Ich kann mir gut vorstellen durch einen Irrgarten von Gängen in einer Raumstation zu gehen.

„Signs Of Life“ ist mit seinen 15 Minuten fest in der Tradition der „Berliner Schule“ verwurzelt. Zwar beginnt auch dieser Track erst durch Flächen, die noch keine direkte Melodie aufweisen, aber nach einigen Minuten, wenn Steve den Sequenzer angeschmissen hat, geht es - zwar gemächlich, aber stetig - voran und einige Akkorde mit weiten Flächen schälen sich aus den Boxen. Vor allem die unterschiedlichen Sequenzerläufe sorgen für den Hörgenuss.

„Mystery Voices“ ist mit knapp über drei Minuten der kürzeste Track der Scheibe. Wellenförmig breitet sich eine Fläche aus, zu der noch weitere Akkorde gespielt werden. Das klingt recht ungewöhnlich und haut mich hier nicht so recht vom Hocker.

Den Abschluss bildet „The Day After“. Bedrohliche Flächen starten den Track, der nach gut einer Minute dann aber mit einer Melodie aufwarten kann. Dazu ein recht verhaltener Rhythmus, der sich leise im Hintergrund hält. Einige Momente später stehen dann aber Rhythmus und Melodielinie klar im Vordergrund, jedoch kann mich auch dieser Track nicht ganz überzeugen.

Schade, die ersten beiden Scheiben von Create waren für meinen Geschmack eindeutig besser. Aber das mit 47 Minuten lange Titelstück rechtfertigt den Kauf meines Erachtens allemal.

Stephan Schelle, Juli 2006

 
   

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