Cosmic Ground - Live Dirk Jan Müller ist nicht nur die Konstante bei der deutschen Band Electric Orange, sondern geht unter dem Namen Cosmic Ground auch seinen musikalischen Vorlieben im Alleingang nach. So sind bisher drei Studioalben entstanden, auf denen er auf den Spuren der „Berliner Schule“ wandelte und beste elektronische Musik herausgebracht hat. Das ist in der Szene nicht unbemerkt geblieben und so wurde er zum alljährlich stattfindenden niederländischen Elektronikfestival E-Live im Oktober 2016 eingeladen. |
|
|||
Die
CD mit den vier Stücken, die allesamt die 18-Minuten-Marke übersteigen,
ist in einem Jewelcase verpackt und mit einem 16seitige Booklet
ausgestattet, das zahlreiche Fotos von den beiden Gigs zeigt. Stilistisch
bewegt sich Cosmic Ground – wie schon auf den Studioalben – im Umfeld
der „Berliner Schule“. Und auch seine Instrumente, wie die
Sequenzerwand, die man im Booklet sehen kann, macht dies deutlich. Die
CD beginnt zu Beginn des ersten 20minütigen Stückes „Dark Enck“ mit
der Ansage von Festivalveranstalter Ron Boots. Seine kurze Ansprache und der
Zuschauerapplaus lassen sofort Liveastmopshäre aufkommen, die ansonsten bei
Elektronikstücken, die live mitgeschnitten sind, nicht zu hören ist. Es
zischt und zirpt zunächst aus den Boxen und Mellotron artige Klangfarben
sowie leicht sakrale Klangmuster starten in den Track, der nach etwas mehr
als zwei Minuten in einen Part mit pulsierenden Sequenzerrhythmen übergeht.
Ab jetzt ist man im Klangkosmos der „Berliner Schule“ sowie in dem von
britischen Acts wie Airsculpture, Redshift & Co. gefangen. Langsam
entwickelt sich das Stück und treibt immer weiter einem imaginären Höhepunkt
entgegen. Das ist Elektronikmusik mit hypnotischer Ausstrahlung von der
feinsten Sorte. In der Mitte kommen dann auch noch einige düstere Passagen
hinzu. Dem
Titel nach wurde „Cairo Grind“, der zweite Track auf der CD, in Würzburg
mitgeschnitten. Dieser beginnt mit einigen düsteren Sounds, Cosmic Ground
lassen aber nach gut zwei Minuten den Sequenzer seine Arbeit aufnehmen und
spendieren ihm daneben einen Rhythmus der nach orientalischer Perkussion
klingt. Diese Kombination aus ethnischen und elektronischen Rhythmusmustern
machen dieses 19minütige Stück aus. Im weiteren Verlauf gesellen sich noch
Harmonien und Arpeggios hinzu. Die
jeweils um die 19 Minuten langen „Unground I“ und „Unground II“
schließen sich dann an. Wo diese aufgenommen wurden ist dem Booklet nicht
zu entnehmen. „Unground I“ zeigt sich in den ersten Minuten von einer düsteren
und ruhigen Seite. Nach gut sechs Minuten kommen dann schwebende Klänge
auf, in die man sich fallen lassen kann. Erst nach gut zehn Minuten starten
dann die Sequenzer und es wird wieder rhythmischer wie zu Zeiten von
Tangerine Dream in den 70’ern. Ab jetzt ist wieder das Drücken der
„Berliner Schulbank“ angesagt. In den letzten Minuten wird es dann mit
einigen schrägen Klangformationen ein wenig psychedelisch. In „Unground
II“ mischen Cosmic Ground leicht düstere Klangfolgen mit hymnischen
Sounds, wunderbar, sanft dahinziehenden Harmoniebögen und flirrenden
Synthies. Eine hochgradig spannende Mischung. Mit
„Live“ beweist Dirk Jan Müller erneut sein Gespür für elektronische
Musik im Stile der „Berliner Schule“ und zeigt, dass er diese Musik auch
live hervorragend rüberbringen kann. Ein sehr schönes Album nicht nur für
die Freunde der „Berliner Schule“. Stephan Schelle, Juli 2017 |
||||