Cosmic Ground - IV
 

Cosmic Ground - IV
Eigenvertrieb (2018)

(
7 Stücke, 78:26 Minuten Spielzeit)

Dirk Jan Müller beschreitet neben seiner Psychedelic./Krautrockband Electric Orange Solopfade, in dem er unter dem Pseudonym, Cosmic Ground elektronische Musik im Stile der „Berliner Schule“ veröffentlicht. Nach seinem 2017’er Album „Live“ auf dem sich Konzertmitschnitte aus dem Jahr 2016 befinden, veröffentlichte er im Frühjahr 2018 mit dem Album „IV“ - wie könnte es auch bezüglich des Titels anders sein - sein viertes Studioalbum.

 

 


Sieben Stücke jenseits der Sieben-Minuten-Marke hat Dirk Jan Müller auf das Album gepackt. Gestartet wird mit dem 7:38minütigen „Possessed“, das wie ein Soundtrack zu einem Mystery-Thriller beginnt. Surreale Flächen und düstere Sounds machen sich hier zunächst breit. Dann kommt nach gut anderthalb Minuten ein bedrohlich wirkender Rhythmus auf und trägt den Titel weiter in Richtung Dark Ambient. Dirk Jan Müller verändert Sound und Rhythmik akzentuiert aber kontinuierlich, was zu einem hohen Spannungsbogen führt. Ob dies aber Musik ist, oder als Geräuschformation durchgeht, das muss der Hörer selber entscheiden.

Nach diesem etwas verstörenden Opener geht es dann im zweiten Track, dem 11:31minütigen „Stained“ melodischer zur Sache. Zwar startet das Stück in der ersten Minute auch mit einer stoischen Fläche, deren Dynamik langsam zunimmt, aber dann schälen sich ein Rhythmus und Klangfarben heraus, die mich an die britische Variante der Elektronikmusik wie z. B. Redshift erinnern. Auch dieses Stück entwickelt sich langsam aber stetig, entwickelt hier aber durch das Aufschichten von Sounds und Klangmustern eine hypnotische Wirkung auf den Hörer.

„Obscured“ beinhaltet wabernde Klangformationen, die eine Spur nach Pink Floyd („Meddle“-Phase“) erinnern und doch ganz anders sind. Dirk Jan Müller bleibt sich auch hier treu, in dem er mit Klangvariationen spielt und dem Stück genug Zeit zur langsamen Entfaltung gibt. Das klingt, obgleich sich Veränderungen nur sporadisch ergeben, doch sehr fesselnd.

Synthiechöre wie aus den guten 70’er Jahren präsentiert er uns dann im 12:29minütigen „Grease“. Lang gezogene Akkorde wechseln sich in den ersten drei Minuten ab um dann in einen pulsierenden Part überzugehen, in dem der Sequenzer nun die Taktrate vorgibt. Der Hauptteil besteht nun aus sich verändernden Sequenzerrhythmen.

Mit 20:20 Minuten Spielzeit ist „Progeny“ das längste Stück des Albums. Sich langsam wandelnde Flächen bestimmen in den ersten Minuten das Bild dieses Longtracks. Nach gut vier Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf und der Track nimmt langsam Fahrt auf. Ein Ohrenschmaus für Freunde der Sequenzer orientierten Musik, denn man wird förmlich in einen musikalischen Strudel gezogen. Das ruhige, flächige „Plains“ und das düstere „Deep End“ beenden dann die CD. In beiden Stücken erweckt Dirk Jan Müller mehr Stimmungsbilder, als das er Harmonien oder Melodien erzeugt. Damit wandelt er wieder im Dark Ambient.

Dirk Jan Müller aka Cosmic Ground hat sich auf seinem vierten Studioalbum wieder von der „Berliner Schule“ entfernt und setzt mehr auf sich langsam verändernde Sounds. Dabei wandelt er ein ums andere Mal im Bereich des Dark Ambient. Freunde der Sequenzer orientierten Musik kommen aber auch in einigen Stücken zum Zuge. Ich empfehle vorher in die CD hinein zuhören.

Stephan Schelle, Juni 2018

 
   

CD-Kritiken-Menue