Cosmic Ground - 2
 

Cosmic Ground - 2
Eigenvertrieb (2015)

(
4 Stücke, 77:57 Minuten Spielzeit)

Der Keyboarder Dirk Jan Müller scheint auf den Geschmack gekommen zu sein sich Solo mit der traditionellen elektronischen Musik zu befassen. Der Keyboarder, der ansonsten mit der Psychedelic-/Krautrockband Electric Orange unterwegs ist, wandelt nach seinem 2014’er Solodebüt, dem selbst betitelten Cosmic Ground, im Sommer 2015 erneut auf den Pfaden der sphärischen Sounds der Elektronikpionier der 70’er Jahre. Ähnlichkeiten zur „Berliner Schule“ sind da nicht ungewollt.

 

 


Vier ausladende Stücke mit Laufzeiten zwischen 18:40 und 20:09 Minuten Spielzeit hat Dirk Jan Müller zusammengestellt. Das macht schon mal deutlich, dass er sich bei den einzelnen Tracks Zeit für die Entwicklung der Sounds, Atmosphären und Strukturen lässt.

Der 19:23minütige Opener „Sol“ beginnt sphärisch und spacig mit Synthieflächen die durch den Raum ziehen. Das wirkt auf eine Art gar sakral und bedrohlich/unheimlich zugleich. Nach gut zweieinhalb Minuten startet Dirk Jan dann einen pulsierenden Sequenzerrhythmus, der leise im Off beginnt und sich dann stetig in den Vordergrund schiebt. Das erinnert mich auch an britische Acts der Marke Redshift & Co. Immer mehr nimmt der Rhythmus an Fahrt auf und es werden einige Harmoniebögen auf diesen pulsierenden Strukturen gelegt. Ein Fest für Freunde Seqeunzer orientierter Musik. Daneben variiert Dirk Jan auch immer wieder die Dynamik, was das Stück hochgradig spannend hält. Auch wenn die Grundstruktur recht monoton daherkommt, wirkt sie in jeder Phase fesselnd.

Dem folgt dann „NGC 224“, das mit 18:30 Minuten kürzeste Stück des Albums. Hier kommen neben „Berliner Schule“ auch zu Beginn einige Klänge auf, die mich ansatzweise an Vangelis („Albedo 0.39“-Phase) erinnern. Cosmic Ground bietet aber eigenständige Musik. Zunächst sind es Stimmungsbilder die in den ersten gut drei Minuten erzeugt werden. Dann jedoch startet erneut der Sequenzer und zeigt sich wieder von seiner hypnotischen Seite. Frühe Tangerine Dream stehen hier genauso Pate wie einige britische Bands der Marke Redshift. Aber auch Synthiesounds, die mich an Pink Floyd erinnern, scheinen immer mal wieder durch. Das ist eine gelungene Kombination aus traditioneller Elektronik und Psychedelicrock. Ähnlich wie im Opener variiert er die Sounds und Rhythmen sowie deren Dynamik.

Dritter im Bunde ist dann „Organia“ (19:43 Minuten). Sanfte, weite Flächen eröffnen das Stück. Es dauert gut fünf Minuten bis Dirk Jan diese sanfte, ambiente Atmosphäre erneut durch den Einsatz des Sequenzers unterbricht und in einen rhythmischen Teil überleitet. Herrliche Harmonien setzen sich auf einen treibenden, immer intensiver werdenden Sequenzerrhythmus. Zum Ende hin wird es dann – durch die Verwendung der Sounds - ein wenig düsterer. Jetzt hat der Track etwas von einem Science Fiction-Soundtrack, bei dem die Spannung hochgeschraubt werden soll.

Den Abschluss bildet dann das 20:09minütige „Altair“. Auch dieses Stück beginnt zunächst mit Flächen und wird durch den Sequenzer nach einigen Minuten in andere Sphären gehoben. Hier hat Dirk Jan Müller eine Rhythmussequenz gewählt die im Dreivierteltakt einem Walzerrhythmus gleichkommt. Darauf setzt er dann noch Orgelklänge die sphärisch und psychedelisch klingen und eine gewisse sakrale Stimmung aufweisen. Zum Ende hin lässt er dann aber noch einmal die Rhythmen sprechen.

Mit dem schlicht betitelten Album „2“ legt der deutsche Keyboarder Dirk Jan Müller sein zweites Soloalbum unter dem Projektnamen Cosmic Ground vor. Wie schon auf dem Debütalbum, so kann Dirk Jan Müller auch auf dem Zweitling mit herrlicher Elektronikmusik aufwarten, die von Sequenzerrhythmen durchzogen ist.

Stephan Schelle, August 2015

 
   

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