Computerchemist – Where The Clouds Touch The Sky Hinter dem Namen Computerchemist steckt der Multi-Instrumentalist, Musiker und Komponist Dave Pearson. Von bescheidenen Anfängen als Keyboarder in Rockbands Mitte der 80er Jahre mit seinem langjährigen Freund und Gitarristen Mark Gemini Thwaite (Mission UK, Peter Murphy), hat sich Dave Pearson schnell eine Nische in der elektronischen Musikszene geschaffen. Aber durch viele Crossover-Einflüsse aus Rock, Klassik und Jazz, die ihn beeinflusst haben, verleiht dies seiner Musik einen dynamischeren und frischeren Klang. |
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Das
Album, beginnt mit dem 18:46minütigen „moonfloating“. Passend zum Titel
geht es recht spacig mit flirrenden Synthiesounds los, die durch flächige
Synthesizerwolken ziehen. Schnell hört man Klänge, die einen an Klaus
Schulze oder auch Manuel Göttsching aka Ashra erinnern. Dave baut das Stück
langsam auf, in dem er weitere Sounds aufschichtet und Variationen einbaut.
Auch hat er zusätzlich an einigen Stellen einen programmierten
Schlagzeugrhythmus (erinnert stark an Harold van der Heijdens Stil)
eingebaut, der die Musik dann auch in Richtung „Eindhovener Schule“ der
Marke Ron Boots & Co. schiebt. Dieser Opener ist gleich die Blaupause für
das Album, denn hier geht es stark in Richtung „Berliner Schule“. Mit
3:39 Minuten Spielzeit ist „LC’s Theme“ der kürzeste Track des
Albums. Hier kommt dann plötzlich Electropop auf. Dave hat eine herrlich,
eingängige Melodie eingespielt, die Popappeal besitzt und so ein bisschen
den Stil der britischen Elektronikmusiker aufnimmt. Danach
geht es mit dem nächsten, 10:39minütigen Longtrack „paranoise“ weiter.
Hier kommt dann ein bisschen Krautrock auf, denn eine Basslinie, trippelnde
Synthies und ein Schlagzeug sorgen für rockige Momente. Das wirkt in
einigen Passagen recht schwer, wird aber durch die Synthies aufgehellt und
ist richtig gut gemacht. Der Track nimmt, wenn auch langsam, immer mehr
Fahrt auf und steigert sich hin zu einem Part mit sehr schönem Synthsolo. Mit
dem 10:14minütigen Titel „sankt nikolaus auf der autobahn“ beweist Dave
Pearson dann auch Humor. Wie kommt man nur auf so einen Namen? Nun es
beginnt mit Synthies und Schlittengeläut, das immer mal wieder eingeschoben
wird. Einiges hat davon etwas von der „Düsseldorfer Schule“, wobei hier
Kraftwerk (sollte das mit der Autobahn im Titel ein Hinweis sein?) nicht
wirklich ins Spiel kommen. Der Track hat wenig mit bekannten Acts gemein und
hat nach einigen Minuten auch wieder Krautrock im Gepäck, wobei der Fokus
hier aber auf der elektronischen Musik liegt. Den
Abschluss bildet dann das 21:10minütige Titelstück. Das beginnt zunächst
wieder mit einer sehr eingängigen Melodie mit Popappeal. Nach drei Minuten
ändert sich aber das Bild und Dave wechselt zu düsteren, fast Soundtrack
artigen Klängen. Nach etwas mehr als fünf Minuten erhellt sich das Bild
wieder und man hört nun Musik, die an Jean Michel Jarres beste Zeiten
erinnert. Nach gut elf Minuten wechselt dieser rhythmische Part in einen
melancholischen Pianopart, der dann nach gut 14 Minuten wieder in einen sehr
melodisch/rhythmischen Part wechselt und nach etwas mehr als 17 Minuten in
einen düstereren Sound zurückkehrt, in den jetzt einige Pianotupfer gelegt
werden. Das zeigt wie abwechslungsreich dieser Titeltrack ist. Das
neue Album „Where The Clouds Touch The Sky“ von Computerchemist aka Dave
Pearson, bietet sehr abwechslungsreiche Elektronikmusik. So finden sich Stücke
sowohl im Stil der „Berliner Schule“ sowie der „Eindhovener Schule“,
wie auch im Krautrock verortete Tracks auf dem Album. Dave Pearson aka
Computerchemist hat hier die Stilistiken aufgenommen und sie in seinen
eigenen Musikkosmos übertragen. Stephan Schelle, Dezember 2022 |
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