Blanko
 

Computerchemist feat. Radioray– Underneath The Soul
Eigenvertrieb / Bandcamp (2022)

(5 Stücke, 55:08 Minuten Spielzeit)

Ein Jahr nach dem gemeinsamen Album „Masks“ arbeiten Dave Pearson aka Computerchemist und Ray Sutton aka Radioray erneut zusammen. Das Ergebnis ist ihr zweites gemeinsames Album „Underneath The Soul“, das bereits im Februar 2022 erschienen ist. Erneut präsentiert sich das Duo recht rockig aber auch atmosphärisch. Dieses Mal ähnelt das Album aber nicht durchgängig Spacerockbands wie Hawkwind, sondern wandelt in einigen Stücken eher im Prog-/Artrock und fügt weitere Stilistiken wie Wave hinzu.

 

 


Thematisch geht es, wie schon auf dem Vorgänger „Mask“, recht düster zu. Dieses Mal prangert das Duo die Umweltzerstörung an. Das Cover macht schon deutlich in welche Richtung die Zukunft der Menschheit geht, wenn nicht endlich etwas unternommen wird und wir unseren Heimatplaneten in Schutt und Asche legen.

Während Dave Pearson Synthesizer, Akustik- und E-Gitarre, Bass, Schlagzeug und Sequenzerprogrammierung eingespielt hat, war Ray Sutton für die Texte und die Gesangsmelodien, die er auch eingesungen hat, zuständig.

Das Album beginnt mit dem zehnminütigen „Flower On The Grave“. Ein Rhythmus aus dem Drumcompter und eine Pianomelodie leiten in den Song ein, bei dem schon nach wenigen Momenten Ray Sutton gesanglich einsetzt. Das klingt sehr rockig mit porggigem Einschlag. Der Song wirkt ein wenig melancholisch, geht aber schnell ins Ohr und verströmt, trotz der düsteren Thematik, eine wohlige Stimmung.

In das 8:28minütige „Way Too Much“, das mit herrlichen elektronischen Klängen beginnt, setzt schnell ein Rhythmus ein und es wird rockig. Dave spendiert dem Track darüber hinaus einen recht fetten Bassrhythmus. Nach mehr als einer Minute kommen dann wieder einige Spacerockelemente in die Musik. „Way Too Much“ ist ein treibender, hypnotischer Song mit einigen trockenen und kantigen Sounds. Im instrumentalen Mittelteil lässt Dave dann seine Gitarre ordentlich ins Weltall abgleiten.

11:10 Minuten ist dann das folgende „Turned To Frost“ lang. Perlend/rhythmische Keyboardmotive sind zunächst auszumachen. Dann setzt Ray mit einer Art Sprechgesang ein. Seine Stimme ist dabei vom Vocoder verfremdet. Das wirkt unwirklich und surreal. Diese Stimmung zieht sich bis zu Minute Vier hin und wird dann in einen spacig/rockigen Part überführt. Man hat das Gefühl als würde hier eine Band jammen und nicht ein einzelner Musiker alle Instrumente allein einspielen. Das klingt alles sehr kompakt und harmonisch. Hut ab.

Mit einer gehörigen Portion Punkfeeling kommt dann das druckvolle „Mean Machine“ zu Beginn rüber, um sich dann mit Spacerock zu vereinen. Das geht ganz schön ab. Einige Sprachsamples werden dann im zweiten Drittel eingebaut, die sich auf rauschenden Synthies (so als würde eine Turbine Wind entfachen) ausbreiten. Danach geht es wieder sehr Spacerockartig weiter.

Psychedelisch und etwas ruhiger startet dann das 17:58minütige Titelstück, mit dem das Album dann endet. Auch hier sind wieder einige Elemente enthalten, die in Richtung Spacerock weisen.

Wenn Dave Pearson aka Computerchemist zusammen mit Ray Sutton aka Radioray Musik macht, dann ist diese immer recht rockig angelegt. In vielen Fällen bewegen sie sich im Spacerock. Beeindruckend ist bei diesem Album wieder, dass die Musik sehr nach einer Band und weniger nach einem Sänger plus Multiinstrumentlisten, der alle Instrumente eingespielt hat, klingt. „Underneath The Soul“ überzeugt - wie auch schon „Mask“ auf ganzer Länge.

Stephan Schelle, Dezember 2022

 
   

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