Computerchemist – The Fort
 

Computerchemist – The Fort
Eigenvertrieb / Bandcamp (2021)

(6 Stücke, 69:12 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker und Multiinstrumentalist Dave Pearson, der als Computerchemist seine Musik veröffentlicht, wurde für den 2020 entstandenen Film „The Fort“ mit der Erstellung des Soundtracks beauftragt. Der Inhalt des Filmes ist ein psychologisches Drama, das sich um vier deutsche Wehrmachtssoldaten dreht, die sich im Zweiten Weltkrieg in einem verlassenen alten Fort verschanzen. Aufgrund der Corona-Epidemie kam der Film allerdings nicht, wie geplant, in die Kinos.

 

 


Dave hat sich daraufhin entschlossen einen „Composer’s Cut“, der auf der Filmmusik basiert, in 2021 zu veröffentlichen. Die verwendete Musik wurde im Zeitraum 2011 und Dezember 2020 komponiert. Während vier Stücke in 2021 neu komponiert wurden, die auf Basis des traditionellen Folksongs „Erika” von Herms Niel (aus den 30’er Jahren) von Dave neu interpretiert wurden, handelt es sich bei den beiden Stücken „Music For Earthquakes I” und „Music For Earthquakes II” um Teile, die bereits auf dem Computerchemist-Album „Music For Earthquakes” in voller Länge veröffentlicht wurden. Fast 39 Minuten neue Musik rechtfertigen aber den Kauf des Albums, zumal die neuen Stücke gegenüber „Music For Earthquakes” recht harmonisch angelegt sind.

Das Album beginnt mit dem 8:48minütigen „Impressions Of The Fort”. Nach den ersten Sounds kommt eine herrliche Melodie mit unterlegten Synthchören auf. Nach gut zwei Minuten wird es dann dynamischer und symphonischer. Das ergibt dann eine Mischung aus „Berliner Schule” und der französischen Spielart der Elektronikmusik. Ein organischer Schlagzeugrhythmus sorgt darüber hinaus für einen leicht rockigen Touch, der dem Stück sehr gut zu Gesicht steht.

Das sechsminütige „Memories Of Better Days” ist ein recht ambientes Stück mit symphonischen Klangfarben und Strukturen. In diese sanfte Stimmung mischen sich dann immer mal wieder leicht bedrohliche Klänge, die wie eine nahende Flugstaffel wirken. Das schaltet dann das Kopfkino ein.

Es folgt ein 15:12minütiger Auszug aus „Music For Earthquakes I”. In diesem ambienten Stück werden von Dave unheimlich wirkende Stimmungsbilder erzeugt. Der Track basiert auf einem leicht variiertem Rauschen, in das Dave dann sporadisch Klänge setzt. Das zeugt von einer sehr unheimlichen Stimmung, die bedrückende Filmsequenzen sicherlich gut unterstützen. Zum reinen Anhören ist dieses Stück allerdings recht schwierig durchzuhalten, da hier keine Harmonien oder Melodien auftauchen.

Dem schließt sich das 11:44minütige „The Drop“ an, das nach dem ambienten Rauschen von „Music For Earthquakes I” eine Wohltat für die Ohren ist. Hier sorgen harmonische Flächen und leicht sakral wirkende Klänge für eine himmlische Stimmung. Man hat das Gefühl zu schweben. Das passt auch gut als Untermalung zu einer Weltraumsequenz.

Das 15:09minütige „Music For Earthquakes II” ähnelt dem ersten Part und besteht aus einem sich leicht veränderndem Rauschen, das nach mehr als zehn Minuten einen eruptiven Part erhält, so als sei ein Vulkan ausgebrochen. Das Stück wirkt ebenfalls sehr düster.

Den Abschluss stellt dann das 12:18minütige „The Sky Has No Meaning” dar. Dieser Track zeigt sich sehr ambient mit einer recht schönen Harmonie/Melodielinie. Ein erhabener Track, der das Album sanft und schwebend ausklingen lässt.

Der Soundtrack zu dem Film „The Fort” ist nicht ganz leicht zu konsumieren. Das liegt vor allem an den beiden Parts von „Music For Earthquakes”, die lediglich aus sich veränderndem Rauschen bestehen. Allerdings bekommt man mit den vier neuen Stücken 39 Minuten neue, recht ambiente, entspannte Synthesizermusik geboten.

Stephan Schelle, Januar 2023

 
   

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