Colisseum - Adventus
 

Colisseum - Adventus
Colisseum Productions (2018)
(
8 Stücke, 60:42 Minuten Spielzeit)

Ende November erreichte mich eine CD aus Italien der Formation Colisseum, bestehend aus Alessandro Ghera und Gabriele Quirici. Beide Namen sollten in der Elektronikszene bekannt sein, ist doch Alessandro eine Hälfte des Duos Alerick Project (nicht wundern sollte man sich über das Alerick Project-Symbol auf der Frontseite des Covers, das hier für AleXynth Project steht) und Gabriele hat unter seinem Pseudonym Perceptual Defence schon einige Alben, darunter auch in Kollaboration mit anderen Musikern, herausgebracht. Und auch live hat Gabriele schon mit Alerick Project auf der Bühne gestanden. Das Album trägt den Titel „Adventus“. 

 


Wer allerdings bei dem Albumtitel an die Adventszeit denkt, da das Album ja auch kurz zuvor erschienen ist, der liegt falsch. Adventus ist ein lateinischer Begriff, der für einen triumphalen Einzug des römischen Herrschers in eine zu seinem Empire gehörende Stadt steht. Das Cover ziert denn auch einen gepflasterten Weg, so wie man ihn als römische Straße in der Antike kennt.

Alessandro hatte die Idee zu dem Werk, der neben der musikalischen Struktur und den Melodien auch die Produktion, das Arrangement und das Mixing übernommen hat. Gabriele sorgte dann für die tollen Effekte.

Die acht Stücke, die Laufzeiten zwischen 4:28 und 9:48 Minuten aufweisen haben einen gewissen Soundtrack artigen Charakter. So beginnt das erste Stück „Voices From The Tyrrhenian Sea“ mystisch mit einigen Soundcollagen und Effekten. Nach etwas mehr als einer Minute kommen erste Rhythmusstrukturen auf und die Sounds und Harmonien klingen etwas in Richtung Vangelis, vermengen sich aber mit weiteren Klangfarben und Melodiemotiven. Dabei kristallisieren sich nach wenigen Momenten einige sehr schöne Harmonie- und Melodiebögen heraus. Die beiden variieren die Rhythmusmuster und so entwickelt sich dieser erste, mehr als neunminütige Track stetig weiter.

Perkussiv beginnt dann „Dances Along The River“ mit einigen exotischen Rhythmusmustern die mit wunderbaren Flächen unterlegt werden. Ambiente Klänge und ausufernde Melodiestrecken verfeinern diesen Track. Das geht gut ins Ohr und man kann herrlich dabei relaxen. Im weiteren Verlauf wird mit der Dynamik gespielt und die Strukturen ändern sich, so dass dieser Track über seine Laufzeit von 8:28 Minuten spannend bleibt.

„Forum“ wird dagegen vom Pianosound getragen, der auf einem Teppich herrlicher Flächen wandelt. Ein sanftes, sehr schnell ins Ohr gehendes Stück. Nach etwas mehr als zwei Minuten kommen dann Sequenzerrhythmen und Klangfarben auf, die an Tangerine Dreams „Optical Race“-Phase andocken. Sehr atmosphärisch zeigt sich auch „Aeterno Convivium“, das, sobald die Melodie einsetzt, ein wenig in Richtung John Dyson und Co. schielt.

Das kraftvolle „A.D. IXXII“ hält einen pumpenden Beat bereit, der den Track nach vorne treibt. Auch hier ist eine Spur Tangerine Dream herauszuhören. Nach verhaltenem Beginn zeigt auch „Fasti Triumphales“ TD-artige Züge und präsentiert sich in der zweiten Hälfte mit einem druckvollen Rhythmus, der leicht rockige Züge annimmt. Das verträumte „In Seventh Heaven“, das nach einigen Momenten durch einen Sequenzerrhythmus durch die „Berliner Schule“ getrieben wird sowie das mystische „Tribute To The Roman Ancestors“ mit seinen leicht an Gert Emmens erinnernde Rhythmusstruktur beenden dann das Album.

Mit „Adventus“ haben Alessandro Ghera und Gabriele Quirici, die hier erstmals eine Kollaboration eingegangen sind, ein klasse Elektronikalbum herausgebracht. Freunde der melodischen Elektronikmusik bekommen hier sehr schöne Stücke mit teils wunderbaren Harmonie-. und Melodiebögen.

Stephan Schelle, Dezember 2018

 
   

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