Colin Rayment - Penumbra
 

Colin Rayment - Penumbra
SynGate Records (2025)

(6 Stücke, 54:33 Minuten Spielzeit)

Mehrfach war der Brite Colin Rayment schon für den Schallwelle-Preis nominiert. Bei der Preisverleihung 2024, die am 08.03.2025 stattfand, hat er nun endlich den ersten Preis in der Rubrik „Album International“ mit dem „Metamorphic Phases“, das er zusammen mit seinem Sohn Joe Rayment eingespielt hat, abgeräumt. Anfang 2025 ist nun sein neuestes Solowerk unter dem Titel „Penumbra“ erschienen.

 

 


Im Booklet der CDR ist zu lesen: Weniger ist mehr. Sagt man oft. Und das kann man auf Alles anwenden. Wie kann man beispielsweise etwa aus einem bereits minimalen Zustand durch weitere Reduzierung mehr machen?

Ein subtiles Leuchten in der Dunkelheit, ein unerwarteter Lichtschein, den das Auge einfängt. Oder ein seltsam verzerrter Schatten, der sich gegen in fast völliger Schwärze abhebt... Eines, was alle gemeinsam haben, ist die subtile Hervorhebung, wenn auch nur das spärlichste Licht die Dunkelheit durchbricht.

Abstrakte Formen und Muster entstehen und vermischen sich mit anderen einzigartigen Lichtformen schon im geringsten Schein. Kobolde, die sich in der Dunkelheit strecken und herumtanzen. Fleckige Schatten, die immer neue Formen annehmen. Und nun stell Dir vor, wie dies möglicherweise Musik inspiriert...

Das ist die Grundidee auf die sich Colin Rayment’s Musik auf dem neuen Album „Penumbra“ stützt. Gestartet wird mit dem 13:45minütigen Longtrack „The (Growing Depths Of An) Emerging Penumbra“. Das Stück beginnt mit flächigen Klängen die eine gewisse Weite besitzen, dann in einen sehr ruhigen Part wechseln, in dem sich die Klänge nur langsam verändern. Nach drei Minuten setzt dann der Sequenzer ein, der einen schnell pulsierenden Rhythmus beisteuert. Nach weiteren Momenten kommen dann Harmonien auf und das Stück steigert sich langsam bis dann ab ca. der Hälfte sich eine Art Melodielinie entwickelt. Der Track wird dann durch sich langsam verändernde, sanfte Klänge beendet.

Das fast neunminütige „Moonlight Over A Dancing Gobo“ hat eine ähnliche Struktur, denn es beginnt zunächst sanft/sphärisch. Nur langsam entwickelt sich die Musik, die nach gut drei Minuten einen sanften Sequenzerrhythmus bekommt, der dann nach mehr als fünf Minuten in einen melodischen Part übergeht.

„As Light Tiptoes In The Darkness“ bringt es auf achteinhalb Minuten Spielzeit. Auch hier ist der Beginn sanft und spacig angelegt. Nach einer Minute kommen dann echo-bzw. fast glockenhafte Klänge auf, die eine sanfte Stimmung verbreiten. Dem schließen sich dann weitere sanfte Synthesizerklänge an, die mit rauschenden Sounds (als würde sie ein Windhauch begleiten) verknüpft werden. Nach etwas mehr als drei Minuten wird es auch hier rhythmischer und Colin spendiert dem Stück nun auch eine Melodielinie, die stetig an Dynamik gewinnt.

„Distant Heartbeat Of An Echoing Shadow“ ist mit 10:35 Minuten Spielzeit der zweitlängste Track des Albums. Nach einem sanften Beginn startet Colin dann aber schon nach gut anderthalb Minuten den Sequenzer und es wird rhythmisch, behält aber immer noch einen sanften Grundton. Nach etwas mehr als vier Minuten kommt dann ein Basslastiger Grundton auf, dem nach weiteren Minuten ein pulsierender Rhythmus spendiert wird, auf dem sich eine Melodielinie ausbreitet. Jetzt wird es hypnotisch, mit einigen eingefügten Trommelschlägen auch recht monumental.

Das gut siebenminütige „Beneath The Shard“ wurde ursprünglich für die 26. Ausgabe der „Schallplatte“, eine Zugabe zum Schallwelle-Fanmagazin, erstellt. Das Stück passt gut in den Gesamtkontext des Albums, da Colin auch hier zunächst ruhig und verhalten beginnt und das Stück erst nach gut zweieinhalb Minuten langsam rhythmischer wird. Das hat auch was von einem Soundtrack für einen Weltraumfilm. Ab der Hälfte wird es dann rhythmischer und melodischer.

Das 5:55minütige „Nothing But The Umbra“ beschließt dann das Album. In diesem Stück kombiniert Colin dann außergewöhnliche Klänge und Rhythmen miteinander, was ein gänzlich neues Klangbild ergibt. Das wirkt aber trotzdem recht harmonisch.

Auf „Penumbra“ hat der Brite Colin Rayment für ihn neuartige Klänge geschaffen. Die Stücke beginnen meist recht ruhig und spacig und entwickeln sich dann langsam zu rhythmischen, melodischen Tracks. Das zeigt eine weitere Seite des britischen Elektronikmusikers. Trotz der ungewohnten Klänge ein gutes Album.

Stephan Schelle, April 2025

 
   

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