Colin Rayment – Evolving Forms
 

Colin Rayment – Evolving Forms
SynGate Records (2021)

(4 Stücke, 55:36 Minuten Spielzeit)

Wer kennt das nicht; man legt sich auf eine Wiese auf den Rücken und beobachtet, wie die Wolken am Himmel vorbeiziehen und dabei ihre Form ändern. Man beobachtet die sich entwickelnden abstrakten Formen am Himmel und ist fasziniert von den unterschiedlichen Geschwindigkeiten der sich ständig verändernden Formen, wenn sich diese zufälligen weißen Strukturen, die manchmal erkennbare Formen widerspiegeln, langsam entwickeln. Eine kaleidoskopische Landschaft aus Mustern, in der jede Formation einzigartig ist und sich nie wiederholt. Dies war für den Briten Colin Rayment die kreative Plattform und Inspiration für „Evolving Forms“.

 

 


Das Album „Evolving Forms“, das vier Stücke mit Laufzeiten jenseits der Zehn Minuten-Marke aufweist, erschien bereits im Jahr 2021, hat mich jedoch erst Anfang 2023 erreicht. Es ist das mittlerweile siebte Album von Colin beim deutschen SynGate-Label.

Mit dem 11:47minütigen Titelstück startet Colin in sein Album. Sanft, wie die Wolken am Himmel, ziehen hier zunächst die Harmonien durch den Raum. Nach gut einer Minute schält sich eine Rhythmusstruktur vom Sequenzer heraus und Colin transformiert diesen schwebenden Teil in eine sehr schöne melodische Passage. Das ist traumhafte Musik, zu der man, genauso wie beim Beobachten von ziehenden Wolken, träumen kann. Nach zweieinhalb Minuten kommt eine weitere Synthstimme hinzu und Colin setzt punktuelle Rhythmen. Das klingt ein wenig nach Tangerine Dream, ist aber doch sehr eigenständig. Nach gut der Hälfte ändern sich die Struktur und der Sound und es wird ein wenig experimentell. Nach weiteren Minuten endet das Stück dann aber wieder sehr rhythmisch.

Es folgt das zweite, 21:12minütige Stück „Slow Unfolding Of A Hydrometeor“. Der Beginn ist recht besinnlich und wird von zarten, hellen Klängen bestimmt. Aber schon nach einer Minute kommt hier ein Sequenzerrhythmus auf, auf dem sich flächige Harmonien ausbreiten. Das sorgt für eine wohlige Stimmung. Nach einer weiteren Minute kommt eine rhythmische Synthstimme auf, die dem Ganzen langsam mehr Dynamik beschert. Darauf setzt Colin dann eine Melodielinie. Nach etwas mehr als vier Minuten ändert sich das Bild und es wird sphärischer, um danach in einen Part überzugehen, in dem perlende Sequenzerrhythmen und Flächen das Bild bestimmen. Im Mittelteil wird es dann gar hymnisch und wechselt danach wieder in einen sphärischen Part.

11:44 Minuten lang ist dann das Stück „Dance Of The Nimbus“. Nach einem verhaltenen, mystischen Beginn kommen nach gut zwei Minuten herrliche Harmonielinien auf. Das geht sofort ins Ohr und sorgt für Gänsehautmomente. Nach vier Minuten wird das Ganze dann von einer Melodie durchzogen und endet in einem unwiderstehlichen, melodisch/rhythmischern Part mit Popappeal.

Den Abschluss bildet das 10:53minütige „Three Movements Of A Restless Cumulus“. Der erste Teil des Stückes ist sehr schwebend angelegt und bekommt ab Minute 2 dann einen Rhythmus und Sound, der wieder ein wenig an Tangerine Dream & Co. erinnert. Das ist hervorragend gemacht. Ab der Hälfte wird es dann kurz etwas bedächtig und ruhig um dann erneut durch einen wunderbaren Sequenzer orientierten Part im Stile von Tangerine Dream & Co. zu glänzen.

Auf dem 2021’er Album „Evolving Forms“ hat Colin Rayment die Emotionen, Phantasien und Träume in ein musikalisches Kleid gewandet, die ihn beim Beobachten von Wolkenformationen erfüllten. Die Musik ist traumhaft angelegt und so kann jeder dabei seine eigenen Wolkenformationen vor dem geistigen Auge entstehen lassen. Ein sehr schönes Album ist ihm da gelungen.

Stephan Schelle, April 2023

 
   

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