Christian Fiesel And Alien Nature - Geistertanz
 

Christian Fiesel And Alien Nature - Geistertanz
Eigenvertrieb (2016)
(
4 Stücke, 70:41 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Wolfgang Barkowski aka Alien Nature ist eine neue Kollaboration eingegangen. Dieses Mal hat er sich mit dem aus Schleswig-Holstein stammenden Christian Fiesel, der seit ca. 1997 Musik im Bereich Elektronik, Drone und Ambient veröffentlicht, zusammengetan. Das Ergebnis ist auf der CDR „Geistertanz“ dokumentiert, die von Richard Hasiba, in der Elektronikszene als Stan Dart bekannt, gemastert wurde.

 

 


Vier Longtracks mit Laufzeiten von 14:27 bis 19:27 Minuten Länge finden sich auf der CDR. Den Beginn macht mit „Die Geister die ich rief“ der längste Track des Albums. Recht ruhig mit einigen Flächen beginnt dieser Opener, der sich im weiteren Verlauf aber in Richtung Drone entwickelt. Doch zunächst kommen einige Klangfarben auf, die an Alien Nature und gar leicht an Manuel Göttsching erinnern. Diese Sounds werden aber durch kraftvolle, dynamische Dronesounds teilweise überdeckt und abgelöst. Erst nach gut zehn Minuten kommt dann ein Rhythmus auf und der Track nimmt zudem eine leicht rockige Note an. Allerdings wirkt das Ganze für meinen Geschmack etwas überladen, aber genau das soll es auch sein. Man braucht eine gewisse Zeit um sich auf diese Musik einzulassen und dann die Einzelheiten zu erkennen. Der Track entwickelt sich immer weiter und ändert im Verlauf auch Sounds, Rhythmik und Dynamik.

Nahtlos geht es dann in das nächste Stück, dem 19:11minütigen „Das Ding auf der Treppe“ weiter. Dieser Track hat zunächst einige Soundtrackartige Muster aufzuweisen. Die Musik wirkt durch Transformation der Klänge leicht verschroben. Dann kommt jedoch wieder ein Rhythmus auf und der Track beginnt eine eigenartige, fesselnde Faszination auszustrahlen. Darauf folgt dann nach einigen Momenten eine einfache Melodie deren Harmonie und Klangfarbe im krassen Gegensatz zu den im Hintergrund wirkenden Klangmustern stehen. Das ist nicht harmonisch, sondern bedarf einer besonderen Zuwendung. Stoisch wird der Rhythmus vorangetrieben, auf dem sich weitere Sounds ausbreiten. Wer auf Melodien oder Harmonien steht, der wird hier auf eine harte Probe gestellt.

Dem folgt dann ebenfalls nahtlos der 14minütige Track „The Club Of Ghosts“. Dieser beginnt zunächst mit einigen harmonischen Klängen, entwickelt sich aber auch wieder zu einem Dronelastigen, experimentellen Stück mit teils flirrenden und geisterhaften Sounds. Den Abschluss bildet dann das 17:34minütige „Das Geisterschiff“, das in die gleiche Kerbe schlägt, wie die vorangegangenen Stücke, allerdings einige Harmonien mehr aufweist. Insgesamt wirkt das Stück aber sehr chaotisch auf mich und lässt mich nicht gerade entspannen sondern steigert meinen Puls enorm.

Der Albumtitel „Geistertanz“ ist gut gewählt, denn die Klangfarben die Christian Fiesel und Wolfgang Barkowski da zusammengebraut haben sind schon etwas strange. Das experimentelle Machwerk eignet sich aus meiner Sicht gut als Soundtrack zu einem Geisterfilm. Freunde von harmonischen Klängen sollten erst eine Hörprobe nehmen, denn die Tracks haben wenig gemein mit den Stücken von Alien Nature.

Stephan Schelle, August 2016

 
   

CD-Kritiken-Menue