Carola Zauchner – Electronic Underground
 

Carola Zauchner – Electronic Underground
SynGate / Luna (2015)

(
7 Stücke, 47:32 Minuten Spielzeit)

Auf dem zweiten Album „Electronic Underground“ von Carola Zauchner, das im Sommer 2015 bei SynGate erscheinen ist, zeigt die Elektronikmusikerin, die unter dem Pseudonym Traumklang eher Stücke im Stil der „Berliner Schule“ präsentiert, ein noch experimentelleres Gesicht, als es schon auf dem gleichzeitig erschienenen „Stardust“ der Fall war. Da ist es auch kein Wunder, dass das Werk auf dem SynGate-Unterlabel Luna herausgekommen ist.

 

 


Die ersten sechs Stücke sind mit „Part I“ bis „Part VI“ betitelt, während der letzte Track den Albumtitel trägt. Das erschließt sich mir schon mal nicht ganz. Auch die Musik auf dem Album ist nicht leicht zu konsumieren, denn richtig harmonisch oder melodisch geht Carola Zauchner hier nicht vor.

Da geht es im Opener „Part I“ schon mal recht merkwürdig los. Ein Ton, wie ein Nebelhorn, der dann zu einem wabernden Etwas anschwillt sowie verzerrte, unterkühlte Klangkaskaden werden hier zusammengemixt. Dabei rauscht der Synthie auch schon mal wie ein Windsturm. Über vier Minuten schwellen die einzelnen, aufeinander geschichteten Klänge an. „Part II“ bietet dann das Flair eines frühen Videospieles. Das erinnert mich an einen zuschnappenden Pacman. Dazu schichtet Carola perlende Klangtupfer. Das wirkt allerdings recht monoton. Dem Titel entsprechend ist das elektronischer Underground, weil alles andere als harmonisch. Man könnte das auch mit einer Geräuschkulisse einer Fabrikanlage vergleichen.

Auch „Part III“ hat was von einem veralteten Videospiel aus den Anfangstagen der Konsolen und PCs. Hier hat Carola aber eine melodische Klangfolge erstellt, die durch die Retrosounds des Synthies, die durch atmosphärische Störungen überlagert zu sein scheinen, seinen experimentellen Charakter erhält.

Mit einer Orgelartigen Fläche beginnt „Part IV“ recht sakral. Doch dann mischen sich nach wenigen Momenten bedrohlich rauschende Sounds darüber und verdecken diese Stimmungslage. Im Mittelteil wird es dann etwas harmonischer, allerdings wirkt das Ganze surreal und zusammengestückelt. So richtig kann ich auch an diesem eingängigsten Track nicht erwärmen.

In „Part V“ schraubt Carola dann an ihren Gerätschaften und lässt wie bei einer veränderten Sinuskurve die Klänge variieren. Auch die Klangfarben werden in diesem Stück verändert. Das ist aber schon alles und auf die Dauer von acht Minuten für mich nicht wirklich spannend. Ähnlich stellt sich auch „Part VI“ dar. Weil das 14:31minütige Titelstück Rhythmus und einige Melodielinien aufweist, versöhnt dieser - für mich beste - Titel doch ein wenig. Vor allem die Basslinie und der Rhythmus kommen ganz gut rüber, während auch in diesem Stück einige überstrahlende Klänge den Grundtenor stören.

Carola Zauchner zeigt auf „Electronic Underground“ eine neue, experimentelle Seite. Bis auf das Titelstück hat sie damit aber etwas schwere Kost auf den Silberling gepackt. Ob dieser Titel für den Kauf ausreicht, muss jeder selbst entscheiden, daher rate ich vor dem Kauf in die CDR hineinzuhören.

Stephan Schelle, Dezember 2015

 
   

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