Broekhuis, Keller & Schönwälder - Blue
 

Broekhuis, Keller & Schönwälder - Blue
Manikin Records (2009)
(3 Stücke, 73:44 Minuten Spielzeit)

Zwei Jahre ist es nun her, dass das niederländisch/deutsche Elektronik-Trio Broekhuis, Keller & Schönwälder mit ihrer „Farblehre“ begonnen hat. Als im Jahr 2007 das Album „Orange“ herauskam, starteten die drei ihre Veröffentlichung von älteren Livemitschnitten mit Aufnahmen aus den Jahren 2002 und 2005. Anfang Oktober ist das zweite Album dieser Reihe mit dem Titel „Blue“ erschienen. Die neuen Aufnahmen, drei Stück an der Zahl, wurden im Zeitraum 2007 bis 2008 bei diversen Konzerten aufgenommen. Leider verrät das Digipack nicht, bei welchen Konzerten bzw. an welchen Orten aufgenommen wurde.

 


Die CD startet mit „Blue One“ das mehr als 23 Minuten lang ist. Die Klänge und Hallräume, wirken zu Beginn des Stückes auf mich wie Wasser in einer Grotte. Passend dazu stellt sich das Bild eines Feuerfisches im Innenteil des sechsseitigen Digipacks dar. Wie von diesem Trio gewohnt, kommen herrliche Harmoniebögen und Sequenzen zum Einsatz, die den Hörer und Kenner des Trios sofort in eine musikumwobene Traumwelt versetzen. Je länger der Track dauert, desto mehr wird man in diesen Soundkosmos hineingezogen. Eine Art Cello kommt nach einigen Minuten zu Gehör, die mich zwar zunächst an Thomas Kagermann denken lässt, doch die Stimme kommt aus dem Synthie. Sanft gleitet dieses erste Stück nur mit den Perkussions von Bas Broekhuis versehen, wie ein sanfter Sommerwind dahin.

Ohne Unterbrechung wird in den zweiten Teil „Blue Two“, das mit 27:18 Minuten der längste Track des Albums ist, übergeleitet. Die Stimmung des ersten Teils wird hier aufgenommen und weitergesponnen. Allerdings kommt nach einigen Minuten etwas mehr Leben in diese doch sehr entspannte Musik der drei hinein. Das liegt zum einen an der anziehenden Perkussion, dem einsetzenden pulsierenden Rhythmus und zum anderen an den treibenderen Melodielinien. Toller Track im typischen BK&S-Stil.

Auch in den dritten Track wird nahtlos gewechselt. Das macht die CD zu einem kompakten Album, so als ob die Stücke zusammen entstanden und aufgenommen wären. Der Titel dieses dritten Stückes, „Blue & Red“ weist schon auf den nächsten Teil dieser Serie hin, denn das nächste Album wird „Red“ heißen. Sanft ziehen die Flächen durch den Raum, so als würde man durch den Kosmos schweben. Dieser ruhende, schwebende Part dauert gut sechs Minuten, dann setzt eine Rhythmussequenz ein und die Melodie-/Harmonieführung ändert sich. Jetzt kommen wir langsam in das typischen Broekhuis, Keller & Schönwälder-Fahrwasser, mit stilistischen Anleihen zur „Berliner Schule“. Langsam schälen sich Gänsehaut treibende Harmonien durch die Boxen auf den Hörer zu, deren Wirkung nicht ausbleiben. Das sind diese flächigen Harmonien mit sanften Rhythmen, die ich von den dreien liebe. Die Struktur zieht sich bis ans Ende des Stückes, auch wenn sich hier und da Veränderungen in Melodie und Sound ergeben und endet so sanft, wie es begonnen hat.

„Blue“ von Broekhuis, Keller & Schönwälder enthält genau das, was man als Elektronikfan von dem Album erwartet, nämlich den typischen Stil dieses Trios. Schön, dass die Serie der Livemitschnitte nun endlich weitergeht. Wer die Musik des Trios kennt und sie mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, Oktober 2009

 
   

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