Broekhuis, Keller & Schönwälder - Yellow
 

Broekhuis, Keller & Schönwälder - Yellow
Manikin Records (2017)

(
5 Stücke, 71:30 Minuten Spielzeit)

Das deutsch/niederländische Elektroniktrio Broekhuis, Keller & Schönwälder (kurz BK&S) feiert mit ihrem neuesten Werk ihrer musikalischen Farblehre „Yellow“ ein kleines Jubiläum, denn das Album ist mittlerweile die 25. Veröffentlichung dieses Trios. Die Beatles hatten ihr „Yellow Submarine“ und da liegt es auf der Hand einen kleinen Bezug zu den großen Briten im Coverdesign der CD „Yellow“ aufzunehmen. So zeigt das Coverfoto das Innenleben eines U-Boots, ganz in gelber Farbe gehalten.

 

 


Fünf Stück mit Laufzeiten von jeweils über zehn Minuten finden sich auf der CD, die im gewohnt sechsseitigen Digipack daherkommt. Wie immer bieten die Drei dann am Ende des Albums auch noch einen kleinen Ausblick auf die nächste Farbstufe, denn mit „Yellow And Purple“ ist klar, dass das nächster Album dieser Reihe einen violetten Anstrich bekommt. Bleiben wir aber im Hier uns Jetzt.

Den Anfang macht das 18:52minütige „Yellow Stone“, das mit herrlich basslastigen Synthies und firpenden und wabernden Synthiemotiven am Anfang durchzogen ist. Langsam wird hier der Spannungsbogen aufgebaut und so wechselt die Stimmung nach wenigen Momenten in einen recht symphonisch, aber auch spacig und leicht experimentell klingenden Part. Fast vier Minuten bauen BK&S dieses Stück auf, bis sich langsam ein Sequenzerrhythmus herausschält und nun einen Trip im typischen Stil, der nahe an der „Berliner Schule“ angesiedelt ist, offenbart. Hypnotisch, wie man es von BK&S gewohnt ist, ziehen die Flächen und Harmonien, vom Sequenzer und Bas’ Schlagzeug rhythmisch unterlegt, durch den Raum.

„Yellow Sun“ bringt es auf 14:26 Minuten und beginnt ebenfalls mit einigen Soundeffekten, die zunächst mystisch anmuten und nach gut anderthalb/zwei Minuten in einen rhythmischen Part übergehen, der durch sanfte Flächen direkt ins Hirn eindringt. Die Perkussion bringt darüber hinaus eine Spur von Weltmusik mit ein. Die Drei steigern im Verlauf die Dynamik, was eine fesselnde Wirkung erzeugt.

Schon bei ihrem Frühjahrskonzert im März 2017 hatten die Drei einen Titel mit im Programm (die Stücke vom Freitagskonzert waren alle neu und hatten noch keine Namen), aus dem sie nun das 12:53minütige Stück „Yellow Train“ entwickelt haben. Markante Tonfolgen, unterlegt mit zirpenden Synthies und basslastigen Harmoniebögen leiten in diesen wunderbaren Track ein. Der schnelle Sequenzer-Flow, den sie streckenweise eingebaut haben, erinnert ein bisschen an Tangerine Dream der späten 70’er. Nach drei Minuten kommen dann eine Pianomelodie, ein neues Synthiemotiv und ein weiterer Rhythmus auf, ohne das die markante Tonfolge unterbrochen wird. BK&S schichten so einige Sounds aufeinander, was einen ganz besonderen Reiz hat. Ein ähnliches Bild mit leichtem John Carpenter- und Tangerine Dream-Flair zeigt sich dann in dem 14:21minütigen „Yellow Cab“.

Den Abschluss der CD bildet dann mit 10:56 Minuten das Stück „Yellow And Purple“. Dieser Track ist nach anfänglich ruhigem Beginn der druckvollste des Albums. Soundtechnisch werfen die Drei hier auch wieder ihren an Tangerine Dream erinnernden Stil mit ein, spendieren dem Stück aber einen treibenden Beat, der dem Ganzen eine besondere Note verleiht. Man darf also gespannt sein, ob die violette Klangfarbe von BK&S noch rhythmischer wird.

Mit ihrer 25. Veröffentlichung als BK&S, „Yellow“, dem neuesten Teil ihrer musikalischen Farblehre, bieten Bas Broekhuis, Detlef Keller und Mario Schönwälder gewohnt hohe Qualität. Man könnte auch sagen, wo BK&S draufsteht, da ist auch BK&S drin. Wer ihre Musik mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, November 2017

 
   

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