Broekhuis, Keller & Schönwälder - Green
 

Broekhuis, Keller & Schönwälder - Green
Manikin Records (2015)
(
5 Stücke, 75:29 Minuten Spielzeit)

Nach „Orange“, „Blue“ und zuletzt „Red“ aus Jahr 2012 machen die Elektronikmusiker Broekhuis, Keller & Schönwälder im Juli 2015 mit dem vierten offiziellen Album ihrer Farblehre unter dem Titel „Green“ weiter. Ende 2014 hatte das deutsch/niederländische Trio bereits den Freunden ihrer Elektronikmusik mit einer Art EP mit dem Titel „Direction Green“ die Zeit versüßt. Im Juli kommt aber endlich das offizielle Album im sechsseitigen Digipack heraus. 

 

 


Am 14.03.2015 hatten Broekhuis, Keller & Schönwälder, kurz BK&S, bereits bei ihrem Frühjahrskonzert in der Dorfkirche Repelen die Stücke, die jetzt auf „Green“ veröffentlicht werden, live aufgeführt. Dementsprechend sind die Aufnahmen während der Proben zum Konzert bzw. beim Konzert selbst aufgenommen worden.

„Green One“ bis „Green Four“ bilden den Hauptteil der neuen Farblehre, während das letzte Stück „Yellow Is Not Green“ in bewährter Form auf den nächsten Teil dieser Serie, also „Yellow“, hinweist. Ob die Musiker nun in der Tat bei den Kompositionen die Farbe Grün vor Augen hatten, ist fraglich. Die Idee ganze Alben und Stücke nach Farben zu benennen ist jedoch kreativ (man erspart sich aber auch das lästige Suchen nach Titeln). Aber egal wie die Stücke auch benannt sind, die Musik ist schließlich das ausschlaggebende Element eines Albums.

Los geht es mit „Green One“, einem gut 25minütigen Longtrack. Sphärisch und sanft wird in dieses Stück mit einigen Klangcollagen eingeleitet. Nach wenigen Momenten kommen dann Flächen und Harmonien auf. Es dauert gute vier Minuten bis dann Sequenzerrhythmen, die in der „Berliner Schule“ (im Fach „Schulze“) gehalten sind, dem Stück einen angenehmen Rhythmus einverleiben. Sofort ist man im musikalischen Kosmos von BK&S angekommen. Nach weiteren zwei Minuten setzt Bas dann seine Percussionarbeit ein. Jetzt entwickelt sich ein unwiderstehlicher Track, der die typisch hypnotische Wirkung von BK&S aufweist. Die Drei lassen die Dynamik in diesem ersten Track immer weiter ansteigen, spielen aber auch mit ruhigen, leisen Zwischenpassagen.

Das 18minütige „Green Two“ schließt sich dann mit ersten bedrohlich klingenden Sounds (das erinnert mich an John Carpenter) an. Was im Konzert auf mich noch wie ein Echolot eines U-Bootes klang, wirkt auf der CD etwas anders. Diese bedrohliche Stimmung hält aber nicht lange vor, denn die Drei lassen schnell einen Rhythmus aufkommen und unterlegen diesen mit herrlichen Flächen und Harmoniebögen, die wieder in die Richtung eines Berliner Klassenzimmers weisen. Auch dieser Track zeigt sich von seiner hypnotischen Form, auch wenn hier Raughi Ebert und Thomas Kagermann nicht mitwirken.

In „Green Three“ sind dann auch Raughi Ebert und Thomas Kagermann mit von der Partie, was mich annehmen lässt, dass dieses Stück im März 2015 live mitgeschnitten wurde. Die Beschreibung des Stückes in meinem Konzertbericht trifft hier auch noch zu: „Das Stück begann mit hin- und herwabernden, sägenden Synthieklängen. Das klang zunächst sehr nach „Berliner Schule“ aus den 70’er Jahren. Langsam schälte sich dann aber eine verträumte Melodie heraus. Nach gut vier Minuten griffen dann auch wieder Raughi und Thomas ein, um dem Stück einen akustischen und lebendigen Part hinzuzufügen. Das Stück wirkte für mich wie der Soundtrack zu einer mittelalterlichen Szenerie.“

„Green Four“ zeigt dann in mehr als 16 Minuten Spielzeit wieder zunächst recht ruhige, dann aber doch sehr rhythmische, vom Sequenzer bestimmte Elektronikmusik des Trios. Wieder ein sehr schöner Track im BK&S-Stil. Den Abschluss bildet dann „Yellow Is Not Green“, das mit knapp fünf Minuten das kürzeste Stück des Albums ist. Es ist ja auch als Ausblick gedacht. Dieser Abschlusstrack zeigt sich dann von einer ambienten Seite, die mich auch durch die Sounds an Filmmusiken wie „Bladerunner“ erinnern.

Mit „Green“ haben BK&S den vierten Teil ihrer Farblehre auf den Markt gebracht und präsentieren wie immer eine äußerst ansprechende Variante ihrer „Berliner Schule“. Qualitativ wieder bestes Futter für den Player.

Stephan Schelle, Juli 2015

 
   

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