Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert & Thomas Kagermann – Repelen Revisited
 

Broekhuis, Keller & Schönwälder feat. Raughi Ebert & Thomas Kagermann – Repelen Revisited
Manikin Records (2018)
(
7 Stücke, 67:25 Minuten Spielzeit)

Alljährlich findet in der Dorfkirche zu Repelen im Frühjahr ein Konzert von Bas Broekhuis, Detlef Keller & Mario Schönwälder sowie Raughi Ebert und Thomas Kagermann statt. Im Jahr 2018 ging es bereits im die 14. Runde. Mit der frisch zum 2018’er Repelen-Konzert erscheinenden CD „Repelen Revisited“ haben die fünf Protagonisten nun Stücke auf einen Silberling gebannt, die bei den Repelen-Konzerten der Jahre 2011 und 2016 auf dem Programm standen. 

 

 


Aufgenommen wurden die Stücke bei den Konzerten bzw. bei den Proben zu denselben. Welche Stücke aus welchem Jahr stammen ist dem Digipack zwar nicht zu entnehmen, da die Musik aber sehr homogen zusammenpasst, ist das auch eher nebensächlich. Anzumerken ist noch, dass die Titel der Stücke zu den damaligen Bezeichnungen ein wenig abgewandelt wurden.

Los geht es mit dem 11:19minütigen „Ready For Lounge“ (aus 2016), das mit einer von Raughi Ebert gespielten Akustikgitarre beginnt. Er zaubert eine sanfte, mediterrane Melodie, bei der nach gut zwei Minuten Thomas mit einigen Violinensprengseln musikalische Tupfer setzt, bevor dann ein sanfter Rhythmus aufkommt und der Track an Fahrt aufnimmt. Jetzt gehen Raughi, Thomas und die Synthies einen Kanon aus atmosphärischen Stimmungen ein, der streckenweise Oldfieldsche Klangfarben zeigt. Sofort breitet sich eine hypnotische Stimmung aus, die durch Xylophon artige Sounds unterstützt wird. Die Fünf treiben den Track, der von der Kombination der Instrumente lebt, in dieser Form sehr ansprechend bis an sein Ende.

Mit 8:35 Minuten schlägt dann der zweite Track „Walking Under The Moon“ (aus 2011) zu Buche. Schnell kommen in diesem Stück Sequenzerrhythmen auf, die die anfänglich etwas düsteren Klangfarben hinfort wehen. In diesen Reigen steigt dann Thomas mit seinem unwiderstehlichen Violinenspiel ein. Durch den Sequenzer zeigt sich auch eine Spur „Berliner Schule“ in diesem Track, der im Verlauf seine hypnotische Wirkung entfaltet.

Das zehnminütige „Repelen Groove“ (aus 2016) startet zunächst mit Mellotron artigen Sounds, die Thomas Kagermann mit ethnischen Flötenklängen bereichert. Akzentuierte Perkussion und Raughis Gitarre sowie eine romantische Pianomelodie bestimmen dann neben den Flötenklängen diesen wunderbaren Track.

Bei dem folgenden gut elfminütigen Stück „The Electric Chess“ (aus 2016) haben sich BK&S von der Musik Manuel Göttsching’s Album „E2-E4“ inspirieren lassen. In der CD-Fassung (im Vergleich zur 2016 aufgeführten Version fehlt auf der CD leider der psychedelische Beginn, bei dem Raughi an der E-Gitarre mit recht psychedelischen Klangfarben, die darüber hinaus bluesige Elemente aufwiesen, agierte) entwickelt sich in der Tat sofort ein Track, der an die Musik eines Manuel Göttsching erinnert. Sobald der eingängige Rhythmus und die Melodie (Saxophon artige Synthiestimmen, die mit Thomas’ Violine einen Dialog eingehen) einsetzt, bricht die Gänsehaut durch. Und Raughi bringt dann ab der Hälfte des Stückes wunderbare Gitarrenlicks mit ein, welche unter anderem ein funkiges Flair versprühen.

Das Stück „A New Day“ (8:31 Minuten lang) stammt aus der Feder von Bas Broekhuis (aus 2011). Die ersten Gitarrenklänge hat Bas vorbereitet und kommen aus seinen elektronischen Gerätschaften. Kurz darauf steigt Raughi in den Song ein und verstärkt den Klang durch seine Gitarre. Detlef Keller nutzt in diesem Stück einen Yamaha WX5 Wind MIDI Controller (eine Art elektronische Klarinette), aus dem er einige sehr schöne und natürlich wirkende Sounds holt. „A New Day“ ist ein sanftes Stück, das in der zweiten Hälfte an Druck gewinnt.

Das 11:31minütige, von Mario Schönwälder komponierte „Song Of Life“ (aus 2016) trägt zu Beginn einige leicht Schiller artige, schwebende Züge. Nach wenigen Momenten bindet Mario eine Art elektronisch erzeugtes Wolfsgeheul ein, was eine mystische Atmosphäre bewirkt. Die ersten vier Minuten ziehen zunächst sanft dahin und wechseln dann in einen Rhythmischen Part, in dem auch Thomas wieder an der Violine glänzt. Gerade in diesem rhythmischen Part liegt die Stärke des Stückes, das hier in Richtung Klaus Schulze & Co. verweist.

Der letzte Track des Albums trägt den Titel „Rush Hour“ (stammt aus 2011), das mit seinen 6:30 Minuten Spielzeit den Hörer in eine geschäftige Großstadtszenerie entführt. Der Track ist sehr melodisch und rhythmisch. Er erinnert mich ein wenig an den Stil der niederländischen Fraktion von Ron Boots & Co. Dem Titel entsprechend hat das Stück einen treibenden Rhythmus, der auf ein ekstatisches Ende hinführt. Ein schöner druckvoller Track, der das Album beschließt.

Für alle Freunde ihrer Musik ist „Repelen Revisited“ ein Geschenk, denn die sieben Tracks sind bisher unveröffentlicht. Man kann so die Konzerte noch einmal Revue passieren lassen und den Spirit, den die Fünf jedes Jahr auf die Bühne der Dorfkirche bringen, erneut erleben.

Stephan Schelle, März 2018

 
   

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