Bridge To Imla – Imaginary Rooms Im März 2023 ist eine neues Album vom Elektronikprojekt Bridge To Imla erschienen. Es ist als Download über Bandcamp sowie in einer geringen Auflage als DoppelCDR erhältlich. Hinter Bridge To Imla stecken Michael Brückner (Synthesizer, Keyboards, Electronics) und Hans-Dieter „HaDi“ Schmidt (Synthesizer, Keyboards, EWI, Piano). Die Aufnahmen, die im Zeitraum 2019 bis 2023 entstanden sind, finden auf zwei Silberlingen Platz. Hier zunächst einige Infos von der Bandcamp-Seite: |
|
|||
Das
Duo hatte geplant, die Veranstaltung mitzuschneiden, was jedoch aufgrund
eines Ausrüstungsfehlers nicht klappte (...trotzdem gibt es eine
Lo-Fi-Aufnahme des größten Teils des Konzerts - mit Ausnahme der letzten
zehn Minuten - die mit einer Videokamera aufgenommen wurde und dieser Veröffentlichung
als zwei digitale Bonustracks beigefügt wurde). Da
das Material zu gut schien, um nicht veröffentlicht zu werden, beschlossen
HaDi und Michael, stattdessen eine Studioversion zu produzieren - das
Ergebnis ist „Imaginary Rooms“. Die meisten Aufnahmen und das
grundlegende Abmischen fanden bereits 2019 statt und wurden Anfang 2023
fertig gestellt und abgeschlossen. Der
Hauptteil des Albums besteht aus dem Liveset, das die Beiden Musiker in der
Galerie „Kunstraum“ in Erlensee (bei Frankfurt) spielten. Und ich kann
es vorwegnehmen, das Material ist wirklich hervorragend und es ist ein Glück,
das sich die Beiden zur Veröffentlichung entschlossen haben. Die
erste CDR beginnt mit dem Stück „(Please Stop Inside Our) Imaginary
Rooms“. Mysteriöse Klänge starten in diesen siebenminütigen Track. Nach
wenigen Minuten kommen aber Flächensounds auf die sich zu hymnischen
Klangwolken entwickeln in die die Beiden die Synthies zwitschern lassen.
Danach setzen eine Violinen artige Melodielinie und sanfte Rhythmusmuster
ein. Damit blicken sie ein wenig in Richtung Klaus Schulzes Musik. Die
Beiden gestalten den Track aber sehr abwechslungsreich, da sie immer wieder
Strukturen und Klangmuster ändern. Das
siebenminütige „Her Secret Room (Part 1)“ beginnt ebenfalls recht
mysteriös, transformiert sich aber schnell in einen wunderbaren Part mit
harmonischen Flächen, einem Sequenzerrhythmus und Pianotupfern. Ein sehr
schön verträumtes Stück, das die Seele streichelt. Hymnischer mit einem
leichten Touch von Mittelalter geht es dann im 7:12minütigen „Chamber Of
Sorrows“ zu. Im weiteren Verlauf kommt ein sehr schönes Keyboardsolo auf. Knapp
acht Minuten ist „Make Room! Make Room!“, das von Beginn an mit einem
Sequenzerrhythmus ausgestattet ist. Darauf hat sich ein pulsierender
Synthsound gesetzt. Hier hat man, durch die Steigerung in der Dynamik,
Livefeeling. Auch die Harmoniefolgen gehen schnell ins Ohr. Das hat Pep.
Schwebender und spaciger agieren die Beiden dann im 8:18minütigen „The
Palace Of Mysteries“, das nach gut zwei Minuten einen sanften Rhythmus und
eine Pianomelodie bekommt. Die zum größten Teil bestimmend ist und später
von einer Keyboardstimme abgelöst wird. Leicht
experimentell zeigt sich dann das 6:58minütige „Greenhouse“. Und auch
das 7:27minütige „Hall Of Memories“ ist eher eine Klangcollage, weil
hier die Melodien fehlen. Als Bonus bietet der erste Silberling dann noch
das 19:35minütige „Tonraum (Part 1)“ und das 6:45minütige „Imaginary
Rooms (Early Rehersal Version)“. Während „Tonraum (Part 1)“ eine
surreale Klanglandschaft zeichnet, ist „Imaginary Rooms (Early Rehersal
Version)“ eine alternative Version des Eröffnungsstücks“(Please Stop
Inside Our) Imaginary Rooms“. Der
zweite Silberling ist ebenfalls randvoll und bietet nochmals sieben Tracks
plus drei Bonusstücke. Der erste Track hierauf nennt sich „Deserted
Homes“ und ist 8:04 Minuten lang. Hier gehen die beiden Musiker wieder
sehr harmonisch und melodiös ans Werk. Dabei steigern sie auch wieder im
Verlauf die Dynamik und lassen durch Sequenzer und Gitarrensounds das Ganze
in der zweiten Hälfte recht rockig klingen. Das gefällt mir sehr gut. Nach
einem mystischen Beginn entwickelt sich dann aber das 7:55minütige
„Men’s Room (...Just Booze And Madness)“, bei dem auch eine
Textpassage eingebunden ist, nach gut drei Minuten zu einem tollen Track der
sanfte Harmonien und einen akzentuierten Rhythmus miteinander verbindet, auf
den dann eine Violinen artige Melodie gelegt wird. Sanft
schwebt dann das 7:38minütige, harmonische „The Temple Of My Blessings“
durch den Raum. „Her Secret Room (Part 2)“ zeigt sanften
Sequenzerrhythmen und herrliche Melodien, die im letzten Drittel in einen
druckvollen Part wechseln, der mit einer Melodie aufwartet. „Crypt Of
Shadows“ bietet schwebende Klangformationen, „Living Space“ wirkt -
wie es der Name schon andeutet - recht spacig und das neunminütige „(Back
On The) Wide Open Road“ wirkt zunächst recht symphonisch um dann nach gut
zwei Minuten in einen hinreißenden Synthpart zu wechseln. Danach folgen
noch drei Bonustracks, von denen zwei Frühversionen aus den Proben des
Konzertes darstellen. Michael
Brückner und Hans Dieter Schmidt, die als Projekt Bridge To Imla gemeinsam
Musik machen, haben völlig Recht, wenn sie sagen, dass das Material zu
schade ist, um in der Versenkung zu verschwinden. Die Beiden bieten auf dem
Album vielschichtige Elektronik, die mal Klangbilder zeichnet, dann wieder
sehr harmonisch und melodiös ist und garnieren das mit spacigen und auch
mal rockigen Passagen. Stephan Schelle, März 2023 |
||||