Brainwork - Dreamland
 

Brainwork - Dreamland
CUE Records (2009)
(9 Stücke, 77:47 Minuten Spielzeit)

Uwe Saher, aka Brainwork, meldet sich Mitte 2009 mit seiner mittlerweile elften Scheibe unter dem obigen Projektnamen zurück (er veröffentlicht ja auch CDs unter dem Namen Element 4). Nachdem er auf der letzten Scheibe „Ten“ vier lange Stücke in der Tradition der „Berliner Schule“ veröffentlichte, geht er auf dem neuen Album wieder einen anderen Weg. Zum einen sind die Stücke wieder kürzer geworden und zum anderen gehen seine rhythmischen, sehr melodischen Tracks eher in den Lounge-/Club-Bereich und weisen aktuelle Trends, die stilistisch an Schiller erinnern, auf.

 


Zuletzt hatte sich Uwe als Brainwork auf seiner 1997’er CD „Sensual Reflections“ den kürzeren melodischeren und eingängigeren Stücken zugewandt. Ähnlich macht er es jetzt auch auf dem neuen Album „Dreamland“. Dabei beweist er wieder aufs Neue, dass er es versteht, sehr schöne Melodien in einen voluminösen Breitwandsound zu verpacken.

Schon der Opener „New Horizon“ verbindet den typischen Brainwork-Stil, den man von Uwe seit Jahren kennt mit der Musik von Schiller & Co. Das geht natürlich direkt ins Ohr. Mit diesem Stück bewegt er sich auch in den Gefilden von Elektronikmusikern wie Stefan Erbe oder Moonbooter, ohne seine eigene Handschrift zu vernachlässigen. Im folgenden „Dreamland“ wird die Atmosphäre des Openers mit einem ähnlichen treibenden  Rhythmus fortgeführt, während Uwe die Harmonielinien wechselt. Kräftige Basssynthies sorgen dabei für einen fetten Sound. Allerdings ist mir dieser Titel, da sich die Hauptmelodie ständig wiederholt, mit seinen etwas mehr als neun Minuten Spielzeit, etwas zu lang geraten.

Etwas sphärischer geht es dann bei „High Skies“ zu, das zunächst mit einigen Flächen nur so dahinschwebt. Eine willkommene Ruhepause nach den zuvor gehörten Beats. Auch der nach einigen Momenten einsetzende Rhythmus ist angenehm im Downtempo-Bereich angesiedelt. So ein wenig erinnert mich der Titel vom Sound her an die „Düsseldorfer Schule“ á la La Düsseldorf. Ein typischer Brainwork, wenn ich es mal so nennen darf, folgt dann auf dem Fuße mit „Magnetic Flow“. Uwe hat seine Harmonielinien dabei mit basslastigen Rhythmen untermalt, die aus dem Track eine Clubnummer machen. Und der Hackbrett-ähnliche Sound im Mittelteil erinnert wieder sehr stark an Schiller. Die Melodie weist aber ganz deutlich zu früheren Werken von Uwe.

Wieder etwas getragener präsentiert sich „Eden“, das zum Träumen anregt. Weite traumhafte Landschaften bilden sich vor meinem geistigen Auge, während ich diesen Titel höre. Nach wenigen Momenten kommt auch hier ein fetter, aber sehr getragener Bassrhythmus hinzu. Das Stück gefällt mir ausgesprochen gut vor allem weil sich hier die ruhigen, traumhaften Passagen mit den rhythmischeren abwechseln. E-Drum und Synthies bestimmen „Deep Water“, das aufgrund seines Rhythmus irgendwie gar nicht nach Untiefen klingt, den Hörer dann aber doch immer weiter in einem tiefen Sog nach unten zu ziehen scheinen.

„Palm Garden“ ist ein lockerer Track mit stampfendem Beat, bei dem man automatisch mitwippen muss, während bei „Diamond Rock“ zunächst wieder geträumt werden darf. Lediglich der getragene Rhythmus, der hier wieder recht fett aus den Boxen kommt, lässt einen nicht von dannen ziehen. Perlende Synthies und ein erneuter Schiller-Flair unterstreichen die traumhafte Stimmung. Eine tolle Melodie, die auch aus Christopher von Deylen’s Feder stammen könnte. Den Abschluss der CD bildet dann „Mountains“ mit einem sehr eingängigen Melodiemuster, das recht hymnisch klingt.

Wer Brainwork’s Musik mag, der wird auch an diesem elften Album nicht vorbei kommen. Uwe schafft es immer wieder auf jedem neuen Album andere, für ihn neue Akzente zu setzen. Dieses Mal ist er sehr melodisch und weniger im Stile der „Berliner Schule“ vorgegangen. Vielmehr hat er die aktuellen Trends aufgenommen und in seinen typischen Stil integriert, was die Tracks an der ein oder anderen Stelle recht deutlich in die Schiller-Ecke drängen. Das ist aber wahrlich auch nicht die schlechteste Referenz.

Stephan Schelle, August 2009

 
   

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