Bouvetøya - Interstellarphonic
 

Bouvetøya - Interstellarphonic
SynGate (2014)

(
5 Stücke, 61:16 Minuten Spielzeit)

„Interstellarphonic“ ist das zweite Album von Bouvetøya, einem Elektronikmusiker aus Irland. Der mir bis zum Vorjahr unbekannte Musiker hat sich nach einer unbewohnten Vulkaninsel im Südatlantik benannt. Nach „Subtractivate“, das im Jahr 2013 erschien, legt der Ire Mitte 2014 sein neuestes Werk beim deutschen Elektroniklabel SynGate vor. Das Booklet weist zwar sechs Stücke auf, doch enthält meine Kopie das Stück Nummer 5 „When Isolation Sparkles“ (17:17 Minuten Spielzeit) nicht. Hier scheint eine falsche Angabe im Booklet die Ursache zu sein, denn auch auf der Seite von SynGate sind nur fünf Titel angegeben. 

 

 


Wie schon auf seinem 2013’er Werk, so findet sich auch auf „Interstellarphonic“ eine Mischung aus analogen und modularen Sounds. Mit seiner recht spacigen Musik (das Cover weist schon auf diese Stilart hin) ist er in der Nähe der „Berliner Schule“ angesiedelt. Die fünf Stücke des Albums haben Laufzeiten zwischen 7:56 und 16:08 Minuten Länge und haben somit alle Zeit sich langsam zu entwickeln.

„The Dawn Of The Interplanetary Nation“ nennt sich der neuneinhalbminütige Opener, der mit sehr schönen Flächen beginnt, auf die dann einige Melodien gesetzt werden und die mit zirpenden, zischenden Effekten versehen werden. Das lässt den Soundtrack für die nächste Weltraumreise vor dem geistigen Auge entstehen. Dabei versteht es Bouvetøya sowohl Sounds der Marke Klaus Schulze wie auch Tangerine Dream zu vermengen und so eine Gesamtheit der „Berliner Schule“ herzustellen. Daneben werden auch noch weitere Elemente mit eingebunden. Bouvetøya treibt bei diesem ersten Stück seine Musik durch einen stetigen Sequenzerrhythmus immer weiter voran, was die Sache besonders spannend macht. Mit einigen Soli wird das Ganze dann noch aufgepeppt.

Langgezogene Flächen machen aus dem Beginn des 16minütigen „26 Prosperina“ einen gemächlichen Weltraumausflug. Die ersten mehr als neun Minuten schwebt das Stück recht ruhig und verhalten dahin. Erst dann kommt wieder ein Sequenzerrhythmus zum Vorschein. Dieser läuft aber gute zwei Minuten monoton dahin bis dann Melodien bzw. Harmonien das Bild erhellen. Durch den Orgelklang wirkt das Ganze recht sakral und doch spacig.

Hymnisch (durch die Synthiesounds) wirkt der Zwölfminüter „Radio Jupiter 22.2 MHz“. Die Rhythmuselemente kommen dann nach gut vier Minuten auf, werden aber recht dezent eingesetzt. Eine sanfte Mischung aus Jarre und „Berliner Schule“ mixt Bouvetøya in diesem Stück zusammen, ohne aber groß auf Harmonien oder Melodien zu setzen.

Bedrohlich wie der Sound einer Industrieanlage, so hören sich die ersten Minuten in dem 15minütigen „The Pillars Of Star Creation“ an. Nach etwas mehr als drei Minuten erhellt sich dann der Sound und das Stück schwebt so durch den Raum. Bouvetøya variiert hier seine Musik mit einigen Struktur-, Rhythmus und Melodiewechseln. Den Abschluss bildet dann das zunächst surreale und später in einen TD-ähnlichen Part übergehende „Heart Of The Magnetar“.

Mit seinem zweiten Werk bei SynGate, dem Album „Interstellarphonic“, hat der irische Elektronikmusiker Bouvetøya ein aus meiner Sicht ansprechendes Werk herausgebracht. Freunde von spaciger Elektronikmusik und der „Berliner Schule“ sollten hier auf jeden Fall ein Ohr riskieren.

Stephan Schelle, September 2014

 
   

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