Bertrand Loreau – Spiral Lights
 

Bertrand Loreau – Spiral Lights
Spheric Music (2014)
(8 Stücke, 72:37 Minuten Spielzeit)

Der französischer Elektronikmusiker Bertrand Loreau hat mittlerweile beim deutschen Label Spheric Music eine neue Heimat gefunden, sind von ihm doch bereits zwei Soloalben und ein Album, das er zusammen mit Olivier Briand aufgenommen hat, dort herausgekommen. „Spiral Lights“ nennt sich sein neuester Output. Allerdings handelt es sich nicht um gänzlich neues Material, vielmehr sind es Stücke, die Bertrand im Laufe seiner musikalischen Karriere bei Konzerten in den Jahren 1988 bis 2005 als Begleitung benutzt hat und die auf dem Album „Sequences“ bereits erschienen waren.

 


Bertrand hat sich die Stücke noch einmal vorgenommen und sie neu interpretiert. Er hat den Grundmustern neue Melodien, Blöcke und Solos hinzugefügt. Damit hat er Stücken neues Leben eingehaucht, die für ihn eine 30jährige Reise durch seine musikalische Arbeit im Stile der „Berliner Schule“ darstellen. Da ich die CD „Sequences“ nicht kenne, kann ich keine Aussagen zu den Neuinterpretationen machen.

Wer die letzten Alben von Bertrand kennt, die bei Spheric Music erschienen sind, der weiß, was ihn auf „Spiral Lights“ erwartet. Sehr melodische Elektronikmusik mit starken Bezügen zur „Berliner Schule“ sind die Markenzeichen des französischen Musikers. Das zeigt dann auch gleich das erste Stück, das den Titel „Séquence Souvenir / Sequence Memory“ trägt. Wer die Musik eines Klaus Schulze liebt, der wird sich in diesem Track gleich zu Hause fühlen. Bertrand lässt den Sequenzer pulsieren und wabern und spielt dazu im typischen Stil Harmoniebögen, die auch von seinem Vorbild stammen könnten. Da hinein streut er einige verspielte Klangtupfer, mit denen er sich dann doch ein wenig von Berlin entfernt, was dem Stück aber gut tut. Das geht schon mal sehr gut ins Ohr.

Nach dem fast zehnminütigen Opener kommt dann das fast sechsminütige „Arc En Ciel / Rainbow“, in dem Bertrand die Klangstrukturen und Sounds ein wenig ändert. Hier sind es weniger Melodien als leicht lockere Klangkaskaden, die zwar immer wiederholt werden und dadurch eine gewisse monotone Ausstrahlung haben, aber doch recht hell und fröhlich klingen. Es klingt als würde man in die einzelnen Tröpfchen eines bunten Regenbogens eintauchen.

Elektronische Vogelstimmen und Wellenrauschen (beides kommt eindeutig aus dem Rechner und bildet daher eine surreale Atmosphäre) gesellen sich zu Sequenzer und herrlichen Flächen im nächsten Stück „Cerfs Volants / Kites“. Das ist mal wieder so ein Stück, wo sich die Gedanken beim Hören von selbst auf den Weg machen und einfach dahinschweben. Ein sanftes, harmonisches Stück.

Song orientiert geht Bertrand dann im Stück „Rue Colbert / Colbert Street“ vor. Sehr melodisch und weniger an die „Berliner Schule“ gemahnend ist dieser Track aufgebaut. Mit dem Einsatz von Schlagzeugsounds und herrlich rhythmischen Synthiemustern kommt gar eine zarte rockige/popige Note auf.

Die restlichen vier Stücke mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 45 Minuten sind dann „Libourne Part 1“ bis „Libourne Part 4“ betitelt. Es handelt sich hier aber um einzelne Stücke, die nicht wirklich zusammenhängen. Im ersten Teil kommen sehr klassische Motive mit flötenartigen Sounds auf. „Berliner Schule“ mit verspielten Motiven zeigt das 20minütige „Part 2“, während Sequenzerrhythmus, Synthiechöre und herrliche Melodiebögen den 13minütigen „Part 3“ bestimmen. Hier kommen auch Elemente zu Tage, die stark an die Musik von Tangerine Dream erinnern. Den Abschluss bildet dann „Part 4“ das ebenfalls durch Sequenzerrhythmen besticht und darüber hinaus durch seine Synthiechöre sehr sakrale Ausmaße annimmt.

Mit „Spiral Lights“ hat der Franzose Bertrand Loreau wieder ein sehr schönes Elektronikalbum herausgebracht, das seine Wurzen unverkennbar in den unterschiedlichen Facetten der „Berliner Schule“ hat. Diese würzt er mit weiteren Sounds. In sich ein stimmiges, schönes Album.

Stephan Schelle, Februar 2014

 
   

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