Bertrand Loreau feat. Lambert – In Search Of Silence
 

Bertrand Loreau feat. Lambert – In Search Of Silence
Spheric Music (2016)

(
10 Stücke, 71:31 Minuten Spielzeit)

Der im französischen Nantes ansässige Elektronikmusiker Bertrand Loreau veröffentlicht seit einigen Jahren seine Werke beim Label des Essener Lambert Ringlage. Stilistisch bewegt sich Loreau im Fahrwasser der Berliner Schule. Was liegt da also näher, als eine Kollaboration mit dem Labelinhaber Ringlage einzugehen, der ebenfalls seit vielen Jahren in diesem Bereich Musik unter seinem Vornamen herausbringt.

 

 


Loreau verwendet auf dem Album ausschließlich analoges Equipment, insbesondere ein Modular System, welches Sequenzerläufe im Stile der „Berliner Schule“ der 1970’er Jahrgänge liefert. Da die Wurzeln der beiden Musiker auf der gleichen Ära der elektronischen Musik fußt, lag es nahe, das Betrand, der Stücke komponiert hatte, diese aber noch als unvollendet ansah, einen Musiker wie Lambert suchte, der in diesem Metier Improvisationserfahrungen besitzt. Herausgekommen ist ein Album das den Freunden der „Berliner Schule“ äußerst gut munden wird.

Aus dieser Kollaboration sind zehn Stücke entstanden, deren Laufzeiten zwischen 4:14 und 13:29 Minuten liegen. Unterteilt sind die zehn Stücke in drei Parts, deren jeweilige Tracks nahtlos ineinander übergehen. Den Anfang des ersten, aus sechs Tracks bestehenden, 41minütigen Part, macht das 6:25minütige „Engines Of Search“, das mit rauschenden, zirpenden und heulenden Synthies beginnt. Dann kommt ein blubbernder, tuckernder Rhythmus auf, der aber schnell wieder abebbt. Sobald die Melodie erklingt erinnert mich dies an die Musik von Akikaze. Im zweiten Teil des Stückes kommen dann aber Klangfarben und Rhythmen auf, die in Richtung Tangerine Dream der 70’er Phase erinnern. Das ist melodisch und spacig zugleich.

Nahtlos schließt sich „Rain Of Stars“ an, das mit Mellotron artigen Sounds startet. Auch hier ist ein gewisser spaciger Anteil nicht von der Hand zu weisen. Es folgen einige Effekte und surreale Sounds, bis schließlich langsam eine Melodielinie aufkommt. Man kann sich dabei sehr gut Sternschnuppen etc. vorstellen. Der Mellotronsound, der nun die Melodie vorgibt, erinnert wieder an selige „Berliner Schule“-Zeiten. Zum Ende hin wird es wieder etwas surreal und experimentell.

„Orbital Journey“ glänzt durch einen sehr schönen basslastigen Sequenzerrhythmus, auf den sich eine angenehm ins Ohr gehende Melodie legt. Die beiden Musiker steigern diesen Track im weiteren Verlauf seiner mehr als zehn Minuten Spielzeit immer weiter und treiben ihn im typischen Tangerine Dream-Stil voran. Eine schnelle Sequenzerlinie befeuert dann rhythmisch den nächsten Track „Space Flight“, bei dem man die Geschwindigkeit des Fluggerätes heraushören kann.

„Arise In Desert“ wird durch einen stoischen Sequenzerrhtyhmus bestimmt, auf den sich flirrend und harmonisch die Synthiemotive legen. Dagegen wirkt „A World Apart“ mit seinen Soli recht verspielt. In diesem gut achtminütigen Stück wechseln die beiden mehrfach Rhythmus, Melodie und Struktur.

„Walking On The Dunes Of Time“, das den zweiten Part von „In Search Of Silence“ darstellt ist ein typisches Sequenzer orientiertes Stück mit hellen Klangfarben und zahlreichen Soli, die sich mit flächigen Parts abwechseln.

Die letzten drei Stücke „Meeting One Self“, „Introspection“ und „To The Center Of The Earth“ bilden den dritten, 17minütigen Teil von „In Search Of Silence“. Auch in diesem dritten Part präsentieren Bertrand und Lambert herrliche Sequenzer orientierte Elektronikmusik im Stile der „Berliner Schule“.

Die französisch/deutsche Kollaboration aus Betrand Loreau und Lambert Ringlage mündete in einem sehr schönen Album im Stile der „Berliner Schule“ der 70’er Jahre. Freunde dieser Musikrichtung können hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, Oktober 2016

 
   

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