Bernd Scholl & Rüdiger Gleisberg – The Sacred Path
 

Bernd Scholl & Rüdiger Gleisberg – The Sacred Path
Rockport Records (2009)
(13 Stücke, 59:55 Minuten Spielzeit)

Spätestens seit dem großen Bucherfolg von Hape Kerkeling’s Werk „Ich bin dann mal weg“, ist der von vielen Wanderern beliebte Jakobsweg, der im spanischen Santiago de Compostela endet, in aller Munde. Was das mit einer CD-Besprechung zu tun hat? Ganz einfach, auch die beiden, seit Jahren in der Elektronikszene etablierten Musiker Bernd Scholl (nicht zu verwechseln mit Moonbooter) und Rüdiger Gleisberg haben für ihre erste gemeinsame CD das Thema dieses faszinierenden Weges gewählt. Die CD heißt „The Sacred Path“ und trägt im Untertitel den Hinweis „A Voyage to Santiago de Compostela“.

 


Scholl & Gleisberg haben 13 Tracks auf dem Album platziert, von denen sechs aus der Feder von Bernd und drei von Rüdiger stammen. Die restlichen vier Stücke haben die beiden zusammen komponiert.

Dem Titel „Camino Mystica“ entsprechend startet die CD recht mystisch mit diesem Opener. Dieser Eröffnungstrack verbreitet darüber hinaus zunächst eine etwas sakrale Stimmung, die durch den typischen, melodischen Stil von Bernd Scholl bestimmt wird. Man wird mit diesen ersten Tönen auf die Reise des langen, besinnlichen Pilgerweges vorbereitet. Immer mal wieder – wie auch im zweiten Stück „Walk To Your Soul“ – mischen die beiden Naturgeräusche in die Stücke. Der sakrale Beginn setzt sich hier in einer etwas anderen Form (weibliche sowie mönchartige Stimmen) fort. Der Tracktitel passt recht gut, denn zu diesem ruhigen, nur von einem stetigen, behutsamen Rhythmus getragenen Track, kann man wirklich hervorragend in sich gehen, bis auf den Grund der eigenen Seele.

Nicht nur in den Kompositionen von Bernd Scholl (die ersten beiden Tracks stammen aus seiner Feder), sondern auch in der Kollaboration mit Rüdiger wird die schon zu Beginn aufgebaute Stimmung über die ganze CD beibehalten. „Views From A Holy Road“, das von Scholl/Gleisberg stammt, hat für mich - neben dem Scholl-Sound – auch noch eine Stimmung, die mich ein wenig an die Musik von Akte X erinnert. Das passt im Übrigen ganz hervorragend zusammen.

Durch die eingeworfenen sakralen Elemente, wie z. B. in „Path Of The Pilgrim“ die Stimme, die an einen Priester erinnert (ich hab das Gefühl, als würde ich in einer Kirche einer Predigt oder einer Prozession beiwohnen), lassen die beiden Elektronikmusiker immer wieder das Thema des Pilgerweges sehr deutlich in der Musik aufleuchten. Das machen die beiden aber so geschickt, dass es nicht zu störend wirkt. Allerdings erhält die Produktion dadurch schon einen sehr sakralen Touch.

Etwas hymnisch, mit mittelalterlichem Flair ausgestattet, wirkt „The Green Spain“ von Rüdiger Gleisberg. Auch Gleisbergs „Silver Route“ ist von Sound und Struktur recht klassisch aufgebaut. „From The Future To The Past“ glänzt durch sehr akzentuiert gesetzte Akustikgitarren-Sounds. Ob die auf einem akustischen Instrument gespielt wurden oder aus dem Synthie stammen lässt sich nicht ausmachen.

Mit „The Sacred Path“ ist Bernd Scholl und Rüdiger Gleisberg eine sehr schöne CD gelungen, die die Atmosphäre des Pilgerweges nach Santiago de Compostela gut wieder gibt (obwohl ich noch nie dort war, kann ich mir dies beim Hören aber gut vorstellen). Allerdings sollten Musikfreunde, die dem sakralen oder christlichen Einschlag nicht so viel abgewinnen können zunächst einmal Probe hören, denn an vielen Stellen werden Mönchsgesänge oder sakrale Töne angeschlagen. Alle anderen bekommen eine stimmungsvolle CD, bei der man völlig in sich gehen, die eigene Seele ergründen und den eigenen Gedanken freien Lauf lassen kann.

Stephan Schelle, Mai 2009

 
   

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