Bernd-Michael Land - Kontrast - Klangwerke -
 

Bernd-Michael Land - Kontrast - Klangwerke -
Elektro Kartell (2021)
(
11 Stücke, 73:50 Minuten Spielzeit)

Das der aus Rodgau-Hainhausen stammende Elektronikmusiker Bernd-Michael Land sehr umtriebig ist, merkt man an seinem Output der letzten Jahre. Waren es 2019 noch zwei Alben, veröffentlichte er 2020 drei Longplayer. Es ist gerade Mitte August 2021 und da erscheint auch schon das zweite Album des Jahres. Es trägt den Titel „Kontrast - Klangwerke“. Die Idee zu dieser Musik hatte Land schon vor mehreren Jahren. Die Sammlung von brauchbaren Skizzen führte dann in 2021 zum Endresultat, das jetzt vorliegt.

 

 


Die Stücke hat dieses Mal Bernd-Michael aber nicht allein eingespielt. Bei jeweils zwei Stücken wirken Keyboarder und Musikproduzent Zeus B. Held (man kennt den Namen von seinen Solowerken und durch seine Mitgliedschaft in den Bands Birth Control und Eruption – aktuell ist er mit Guru Guru auf Tour) und Schlagzeuger Michael Hoffmann (er ist vor allem in der modernen elektronischen Musik sowie im Jazz zu Hause) mit.

Bernd-Michael Land hatte das ambitionierte Ziel bei dieser Produktion, für ihn persönlich neue Wege zu definieren, kompositorisch wie auch klanglich - eben Kontraste zu seiner bisherigen Musik zu erstellen. Im März 2021 hat er begonnen die rhythmischen Musikteile zu komponieren, welche er auf die analogen Step-Sequenzer seiner elektronischen Synthesizer übertrug. Eine klassische und vielleicht etwas altmodische Arbeitsweise, wie er sie schon in den Siebziger Jahren angewendet hat. Sämtliche klanglichen Ereignisse geschehen, wie er im sehr schön aufgemachten 28seitigen Booklet schreibt, in Echtzeit und werden direkt von der Hand des Menschen zur Maschine übertragen - ohne den Computer bzw. eine Midi-Schnittstelle zu nutzen.

Elf Stücke mit Laufzeiten von 4:10 bis 10:08 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Silberling. Bei den Titeln hat Bernd-Michael auch die Kontraste in den Vordergrund gestellt und so beginnt die CD mit dem 6:30minütigen Stück „Sauer / Süss“. Schon die ersten Klänge zeigen sich sehr melodisch und eingängig. Harmonische Flächen und sanfte Rhythmen bestimmen hier das Bild. Die Kombination dieser Klänge kommt dabei sehr frisch rüber. Ein wunderbarer, relaxter Einstieg in das neue Album.

Der zweite, 6:26minütige Track nennt sich „Fern / Nah“ und beginnt gleich mit Sequenzermotiven, die in bester Stereomanier durch den Raum wandern. Immer wieder tauchen einige Harmonien aus sägenden Synthesizerklängen auf. Es ist aber hauptsächlich ein Sequenzertrack, den man einfach laut hören muss.

Im dritten Track „Nacht / Tag“ kommt dann Zeus B. Held mit ins Spiel. Er und Bernd-Michael haben einen sehr melodiösen Track eingespielt, der auch so ein bisschen die Handschrift von Zeus B. Held trägt, während die Sequenzer repetitiv im Hintergrund für den nötigen, sanften Drive sorgen.

Der vierte Track nennt sich „Trocken / Nass“ und bringt es auf 5:50 Minuten Spielzeit. In diesem Stück ist Bernd-Michael wieder mehr bei seinem experimentellem Stil, indem er Sounds aufeinander schichtet und variiert. Dazwischen blitzen immer mal wieder Harmonien auf doch bleibt der Track recht experimentell.

Im 4:10minütigen „Chaos / Ordnung“ unterstützt Bernd-Michael dann Michael Hoffmann an den Drums. Und mit einem sanften Schlagzeugwirbel unterstützt durch flächige Sounds beginnt dann auch das Stück. Atmosphärische Drums, die immer wieder durch flächige, teils futuristische Sounds und Effekte umspielt werden, bestimmen hier das Bild. Harmonien sucht man in diesem Track allerdings vergeblich.

Der sechste, 9:37minütige Track trägt den Titel „Schatten / Licht“. Recht düstere Flächensounds starten in diesen Track, die dann aber nach gut einer Minute in hellere Sphären aufsteigen. Nach wenigen Momenten wird es dann melodisch, während der Rhythmus stoisch, an Dynamik zunehmend, voranschreitet. Dahinein setzt Bernd-Michael einige flirrende Sounds und Effekte, was den Spannungsbogen recht hoch hält. Im letzten Viertel schält sich dann eine leichte Melodielinie heraus, die eine warme Stimmung verbreitet.

Im 4:51minütigen „Rauh / Glatt“ gehen Bernd-Michael und Zeus B. Held wieder einen gemeinsamen Weg. Herrliche perlende Sounds und Harmoniebögen sorgen hier für eine tolle Atmo, auch wenn einige experimentelle Klangfolgen in den Track eingebaut wurden. Es folgt das mit 10:08 Minuten Spielzeit längste Stück des Albums mit dem Titel „Klein / Gross“. In diesem Stück hat Bernd-Michael verschiedene Sounds aneinander gereiht, die ihn wieder mehr in der experimentellen Stilrichtung verorten. Allerdings ziehen einige Sounds und Flächen ruhig und relaxt dahin. Auch das 5:25minütige „Kalt / Warm“ ist wieder recht experimentell mit futuristisch anmutenden Klängen angelegt (wie für einen Science Fiction- oder Mystery-Film gemacht).

Im 8:27minütigen „Langsam / Schnell“ ist dann wieder Michael Hoffmann am Schlagzeug zu hören. Mit einem Beckenwirbel startet dieses Stück, das sich nach etwas mehr als zwei Minuten zu einen streckenweise krautigen Track entwickelt, bei dem Schlagzeug und Flächen eine Liaison eingehen. Auch wenn hier die Melodien fehlen ist es doch ein faszinierender Track, bei dem Bernd-Michael seinem Schlagzeuger viel Raum zur Entfaltung lässt.

Den Abschluss bildet dann das 4:18minütige „Weich / Hart“, das durch herrliche Harmoniebögen / Flächen besticht. Sanfte Harmonien treffen hier auf härtere Klangformationen, was dem Titel entsprechend umgesetzt wurde.

„Kontrast - Klangwerke -“ vom Rodgauer Bernd-Michael Land lässt sich nicht wirklich in eine musikalische Kategorie einordnen. Sehr vielfältig geht Land - auch durch die Unterstützung von Zeus B. Held und Michael Hoffmann - zu Werke. Ein hochgradig spannendes Werk, das die unterschiedlichen musikalischen Kontraste gegenüberstellt.

Stephan Schelle, August 2021

 
   

CD-Kritiken-Menue