Bernd-Michael Land - Kontrast - Klangwerke - Das der aus Rodgau-Hainhausen stammende Elektronikmusiker Bernd-Michael Land sehr umtriebig ist, merkt man an seinem Output der letzten Jahre. Waren es 2019 noch zwei Alben, veröffentlichte er 2020 drei Longplayer. Es ist gerade Mitte August 2021 und da erscheint auch schon das zweite Album des Jahres. Es trägt den Titel „Kontrast - Klangwerke“. Die Idee zu dieser Musik hatte Land schon vor mehreren Jahren. Die Sammlung von brauchbaren Skizzen führte dann in 2021 zum Endresultat, das jetzt vorliegt. |
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Bernd-Michael
Land hatte das ambitionierte Ziel bei dieser Produktion, für ihn persönlich
neue Wege zu definieren, kompositorisch wie auch klanglich - eben Kontraste
zu seiner bisherigen Musik zu erstellen. Im März 2021 hat er begonnen die
rhythmischen Musikteile zu komponieren, welche er auf die analogen
Step-Sequenzer seiner elektronischen Synthesizer übertrug. Eine klassische
und vielleicht etwas altmodische Arbeitsweise, wie er sie schon in den
Siebziger Jahren angewendet hat. Sämtliche klanglichen Ereignisse
geschehen, wie er im sehr schön aufgemachten 28seitigen Booklet schreibt,
in Echtzeit und werden direkt von der Hand des Menschen zur Maschine übertragen
- ohne den Computer bzw. eine Midi-Schnittstelle zu nutzen. Elf
Stücke mit Laufzeiten von 4:10 bis 10:08 Minuten Spielzeit finden sich auf
dem Silberling. Bei den Titeln hat Bernd-Michael auch die Kontraste in den
Vordergrund gestellt und so beginnt die CD mit dem 6:30minütigen Stück
„Sauer / Süss“. Schon die ersten Klänge zeigen sich sehr melodisch und
eingängig. Harmonische Flächen und sanfte Rhythmen bestimmen hier das
Bild. Die Kombination dieser Klänge kommt dabei sehr frisch rüber. Ein
wunderbarer, relaxter Einstieg in das neue Album. Der
zweite, 6:26minütige Track nennt sich „Fern / Nah“ und beginnt gleich
mit Sequenzermotiven, die in bester Stereomanier durch den Raum wandern.
Immer wieder tauchen einige Harmonien aus sägenden Synthesizerklängen auf.
Es ist aber hauptsächlich ein Sequenzertrack, den man einfach laut hören
muss. Im
dritten Track „Nacht / Tag“ kommt dann Zeus B. Held mit ins Spiel. Er
und Bernd-Michael haben einen sehr melodiösen Track eingespielt, der auch
so ein bisschen die Handschrift von Zeus B. Held trägt, während die
Sequenzer repetitiv im Hintergrund für den nötigen, sanften Drive sorgen. Der
vierte Track nennt sich „Trocken / Nass“ und bringt es auf 5:50 Minuten
Spielzeit. In diesem Stück ist Bernd-Michael wieder mehr bei seinem
experimentellem Stil, indem er Sounds aufeinander schichtet und variiert.
Dazwischen blitzen immer mal wieder Harmonien auf doch bleibt der Track
recht experimentell. Im
4:10minütigen „Chaos / Ordnung“ unterstützt Bernd-Michael dann Michael
Hoffmann an den Drums. Und mit einem sanften Schlagzeugwirbel unterstützt
durch flächige Sounds beginnt dann auch das Stück. Atmosphärische Drums,
die immer wieder durch flächige, teils futuristische Sounds und Effekte
umspielt werden, bestimmen hier das Bild. Harmonien sucht man in diesem
Track allerdings vergeblich. Der
sechste, 9:37minütige Track trägt den Titel „Schatten / Licht“. Recht
düstere Flächensounds starten in diesen Track, die dann aber nach gut
einer Minute in hellere Sphären aufsteigen. Nach wenigen Momenten wird es
dann melodisch, während der Rhythmus stoisch, an Dynamik zunehmend,
voranschreitet. Dahinein setzt Bernd-Michael einige flirrende Sounds und
Effekte, was den Spannungsbogen recht hoch hält. Im letzten Viertel schält
sich dann eine leichte Melodielinie heraus, die eine warme Stimmung
verbreitet. Im
4:51minütigen „Rauh / Glatt“ gehen Bernd-Michael und Zeus B. Held
wieder einen gemeinsamen Weg. Herrliche perlende Sounds und Harmoniebögen
sorgen hier für eine tolle Atmo, auch wenn einige experimentelle
Klangfolgen in den Track eingebaut wurden. Es folgt das mit 10:08 Minuten
Spielzeit längste Stück des Albums mit dem Titel „Klein / Gross“. In
diesem Stück hat Bernd-Michael verschiedene Sounds aneinander gereiht, die
ihn wieder mehr in der experimentellen Stilrichtung verorten. Allerdings
ziehen einige Sounds und Flächen ruhig und relaxt dahin. Auch das 5:25minütige
„Kalt / Warm“ ist wieder recht experimentell mit futuristisch anmutenden
Klängen angelegt (wie für einen Science Fiction- oder Mystery-Film
gemacht). Im
8:27minütigen „Langsam / Schnell“ ist dann wieder Michael Hoffmann am
Schlagzeug zu hören. Mit einem Beckenwirbel startet dieses Stück, das sich
nach etwas mehr als zwei Minuten zu einen streckenweise krautigen Track
entwickelt, bei dem Schlagzeug und Flächen eine Liaison eingehen. Auch wenn
hier die Melodien fehlen ist es doch ein faszinierender Track, bei dem
Bernd-Michael seinem Schlagzeuger viel Raum zur Entfaltung lässt. Den
Abschluss bildet dann das 4:18minütige „Weich / Hart“, das durch
herrliche Harmoniebögen / Flächen besticht. Sanfte Harmonien treffen hier
auf härtere Klangformationen, was dem Titel entsprechend umgesetzt wurde. „Kontrast
- Klangwerke -“ vom Rodgauer Bernd-Michael Land lässt sich nicht wirklich
in eine musikalische Kategorie einordnen. Sehr vielfältig geht Land - auch
durch die Unterstützung von Zeus B. Held und Michael Hoffmann - zu Werke.
Ein hochgradig spannendes Werk, das die unterschiedlichen musikalischen
Kontraste gegenüberstellt. Stephan Schelle, August 2021 |
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