Bernd-Michael Land – Die Mondlandung
 

Bernd-Michael Land – Die Mondlandung
Elektro Kartell (2019)
(
11 Stücke, 73:52 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Bernd-Michael Land sich - wie auch Peter Mergener - mit seinem neuen Album mit der Mondlandung, die sich am 21.07.2019 zum 50. Mal jährt, befasst. Die CD heißt dementsprechend „Die Mondlandung“ und trägt den Untertitel „50th Anniversary“. Gerade erst hatte Land Anfang des Jahres sein letztes Album „Hyperreale Reflexion“ herausgebracht, da schiebt er wenige Monate später schon ein weiteres nach.

 

 


Wie gewohnt hat er der CD ein mehrseitiges Booklet (dieses Mal sind es zwölf Seiten) spendiert. Darin befindet sich der Ablauf der Mondmissionen. Damit kann man sich sehr gut auf die Musik, die zum größten Teil sehr harmonisch ausgefallen ist, vorbereiten.

Anders als bei Mergener hat Land die Stücke nicht thematisch wie einen Raumflug aufgebaut und auch keine Sprachsamples eingefügt. Vielmehr hat er den Titeln Namen gegeben, die auf Regionen auf unserem Trabanten hinweisen. So zum Beispiel beim ersten Track „Mare Tranquilitatis“. Land baut in seinen Stücken Stimmungsbilder auf, die mit Harmonien versieht. So beginnt „Mare Tranquilitatis“ zunächst mit synthetischen Effekten, denen sich dann sehr harmonische Sounds anschließen, die an die „Berliner Schule“ erinnern. Die Sounds werden variiert und bekommen so eine sehr harmonische und spacige Ausrichtung, während ein Sequenzerrhythmus für den Puls des Stückes verantwortlich ist. Leicht floydige Klangfarben sind darüber hinaus auszumachen.

Das 7:20minütige „Fly Bye Cephei“ gehört für mich dann zu den Highlights des Albums. Hier scheint Land eine Kombination aus „Düsseldorfer Schule“ und „Berliner Schule“ entwickelt zu haben, denn einige Sounds wirken, als hätten sich Kraftwerk und Tangerine Dream im Studio getroffen. Das 5:37minütige „Mare Nectaris“ ist eine Soundcollage, die zum Teil recht düster klingt und einige synthetische Klangeffekte enthält. Das passt zu einem Weltraum-Soundtrack. Das 8:32minütige „Mare Nubium“ zeigt sich dann aber wieder von einer harmonischen Seite. Sequenzer und Harmonien sorgen für eine angenehme Stimmung. Hierüber legt Land dann noch eine Melodielinie.

Wie aus einem alten Computerspiel klingen die ersten Sounds von „Sternenmensch“. Mysteriös ziehen dann Soundnebel durch den Titel. Ein sehr ungewöhnliches Stück, das sich nur langsam entwickelt. Dem folgt „Sinus Iridium“, bei dem wieder harmonisch Flächen durch den Raum ziehen. Bei diesem Stück kann man sich gut die karge Mondlandschaft vorstellen. In „Mare Crisium“ lässt Land dann zunächst die Synthies zirpen und zischen, gefolgt von einer Endlosschleife und darauf folgenden rhythmischen Elementen, die mit harmonischen Flächen unterlegt sind. Das ist äußerst spannend.

Mit 13:09 Minuten Spielzeit ist „Oceanus Procellarum“ das längste Stück des Albums. Hier geht es sehr melodisch zu, da Gitarrenklänge zu Beginn eine Melodielinie spielen. Dann ändert sich nach einer Minute das Klangbild und Flächen und wabernde Sounds bestimmen nun das Szenario. Mehrfach ändert Land die Strukturen und Rhythmen des Stückes ohne dass ein Bruch in der Musik entsteht. Ein sehr schöner Track.

„Mare Serenitatis“ beginnt mit einem Rhythmus, der an eine Maschine erinnert. Auch hier werden von Land Stimmungsbilder erzeugt, in denen Harmonien nicht zu finden sind. Ähnliches gilt für „Sinus Aestuum“ bei dem düstere mit wilden, unterkühlten Klangmotive kombiniert werden. Den Abschluss bildet dann das fast fünfminütige „Mare Frigoris“. Soundcollagen und Harmonien treffen hier auf einen schnellen Rhythmus.

Insgesamt ist Bernd-Michael Land auf seinem neuen Album „Die Mondlandung“ wesentlich harmonischer unterwegs, als es auf dem letzten Output „Hyperreale Reflexion“ der Fall war. Aber auch auf diesem Album finden sich einige schräge Klänge und experimentelle Collagen.

Stephan Schelle, August 2019

 
   

CD-Kritiken-Menue