Bernd Kistenmacher - Paradise Seit dem Jahr 2009 erlebt der Berliner Elektronikmusiker - nach einer längeren Pause, die er eingelegt hatte - seinen zweiten Frühling. Seit dem 2009’er Comeback-Album stellt „Paradise“ das fünfte Album der Neuzeit dar („Let It Out ! + Compressed Fluid“ nicht mitgerechnet). Die Besucher des Electronic Circus-Festivals konnten sich am 04.10.2014 schon von der Klasse des neuesten Outputs des Berliner überzeugen, als er große Teile von „Paradise“ live präsentierte. |
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Bernd
hatte im Jahr 2013 sein letztes Album „Utopia“ beendet und gab mit dem
neuen Material einige Konzerte. Er hatte das Gefühl, dass in diesem Kontext
noch nicht alle Geschichten erzählt waren und begann mit der Arbeit an
„Paradise“. Ihm wurde schnell klar, wie er im Booklet schreibt, dass er zu
dem vorstieß, was er mit „Utopia“ eigentlich ausdrücken wollte: was
verstehen wir unter dem Paradies? Was versteht jeder einzelnen von uns
darunter? Bei
der Arbeit an „Utopia“ kam Bernd der
Gedanke ans Paradies, einem fiktiven Ort, der uns allen ein friedliches
Dasein bescheren soll. Einem Ort der Unschuld. Das Paradies ist im
biblischen Sinne ein Garten und nichts symbolisiert diesen friedlichen Ort
so sehr, wie ein Wald. Ein Urwald. Wild und vollkommen sich selbst überlassen.
So
spiegelt „Paradise“ auch meine persönliche Suche nach dem Paradies
wider. Dies sicherlich in einer gewissen Form von innerer Zerrissenheit.
Harmonie steht Verrücktheit, Melancholie experimenteller Wildheit gegenüber.
Nichts ist Konstant. Alles ist Suche. Der Weg ins Paradies ist lang ... Der
vorangehende Text aus dem Booklet zeigt ganz deutlich, dass Bernd auf der CD
das Paradies nicht mit lieblichen, einschmeichelnden und wohltuenden Klängen
darstellt, vielmehr zeigt es einen sehr abwechslungsreichen und gereiften
Musiker. Mit
Vogelgezwitscher und Donnergrollen zeigt sich zu Beginn der CD im Opener
„Ghosts“ in der Tat eine Urwaldstimmung. Das klingt bedrohlich und in
den ersten zwei Minuten ist von Synthies oder Harmonien noch nichts zu hören.
Dann kommen Flächen und Harmoniebögen auf und Bernd entspinnt seine ganz
eigene Klangwelt. Eine sanfte, beruhigende Stimmung zieht auf, die im
folgenden „Born From Innocence“ in hymnische Gefilde aufsteigt. Jetzt
kommt auch ein Rhythmus hinzu und Bernd schraubt seine Musik in hypnotische
Gefilde, die einem die Sinne rauben. Das ist Bernd Kistenmacher at it’s
best. Das ist monumentale Musik im Soundtrackgewand. Im Mittelteil des 16minütigen
Stückes kommen dann noch treibende Rhythmen auf, die afrikanischen
Ursprungs zu sein scheinen. „Devastating
Destruction“ schwebt mit sanften Flächen durch den Raum, während sich
das zwölfminütige „Raindance“ von einer rhythmischen, stoisch dahin
treibenden Seite zeigt. „Distant Danger“ zeigt sich mit treibenden
Sequenzerrhythmen im Stile früherer Tangerine Dream, ergänzt durch weitere
Elemente. Das Stück „Everlasting Magic“ glänzt durch unter die Haut
gehende Melodien und Sounds. Mit dem ebenfalls hymnischen „Belt Of
Forests“ endet die CD. Mit
„Paradise“ ist dem Berliner Elektronikmusiker Bernd Kistenmacher wieder
ein außergewöhnliches und fesselndes Werk gelungen. Dieses Werk hat gute
Chancen beim Schallwelle-Preis groß abzuräumen. Ein tolles Album. Stephan Schelle, Dezember 2014 |
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