Bernd-Michael Land – Transmitter 594kHz
 

Bernd-Michael Land – Transmitter 594kHz
Brücken-Ton (2017)

(
10 Stücke, 73:52 Minuten Spielzeit)

Vor gut einem Jahre thematisierte der aus Rodgau-Hainhausen stammende Elektronikmusiker Bernd-Michael Land auf seinem Elektronikalbum „Meeresgrund“ die Verschmutzung der Weltmeere. Im Frühjahr 2017 erscheint sein neuestes Werk unter dem Titel „Transmitter 594kHz“, auf dem er eine musikalische Hommage an den Mittelwelle-Sender eingespielt hat. Einem Radiosender, auf dem er in seiner Jugend so manche musikalische Entdeckung bei Sendern wie den britischen AFN oder BFBS sowie dem Hessischen Rundfunk machte.

 

 


Bernd-Michael Land bot sich die Gelegenheit die Musik im ehemaligen Sendesaal des Hessischen Rundfunks aufzunehmen. Dazu richtete er sich dort ein kleines Studio ein, um die Atmosphäre aufzunehmen und in seine Musik einzubinden.

Titel wie „On Air“, „Sendemast“, „Wellenreiter“, „Elektronentanz“ und „Trägersignal“ zeugen von der Thematik, mit der sich Bernd-Michael beschäftigt hat. Wer jetzt allerdings harmonische, melodische Musik erwartet, der wird enttäuscht, denn Bernd-Michael hat sich vornehmlich mit der Erzeugung von Stimmungsbildern, die oft sehr ambient und auch experimentell wirken, beschäftigt. Entstanden ist eine Symbiose aus elektronischen Klängen und den natürlichen Geräuschen, die Land per Fieldrecording aufgenommen hat.

Man hat das Gefühl nicht einen Radiosender zu hören, sondern den auf der Frequenz 595 Kilohertz ausgesandten Radiowellen zu folgen. Damit bleibt sich Land treu und vertont ein Konzept in seiner ganz eigenen Art um einen neuen musikalischen, manchmal aus Sphären und Geräuschen bestehenden Kosmos zu erschaffen.

„On Air“, mit dem die CD beginnt zeigt eine ambiente, aus Flächen bestehende Struktur, die durch einige Effekte bzw. Klangtupfer ergänzt wird. Dieser Track ist noch einer der harmonischsten des Albums. Mit einem monotonen Grundrhythmus wartet dann „Sendemast“ auf, der die Radiowellen im wahrsten Sinne des Wortes in Wellenformen in den Äther schickt. Dahinein werden wieder Effekte und einige düstere Klangstrukturen gewebt. Es wirkt, als hätte Land hier einige – nicht klar zu erkennende - Klänge aus dem Radio mit hineingemischt um diese Atmosphäre zu unterstützen.

In „Wellenreiter“ kommen dann eine Spur „Berliner Schule“ und gar Harmonien auf. An einigen Stellen bestimmen dann auch düstere Klangfarben das Bild. In den meisten Fällen baut Bernd-Michael Land aber einige harmonische Sounds ein, die sich streckenweise recht monoton durch den Raum bewegen. Manches davon wirkt auch sehr spacig und könnte für die Untermalung eines Spaziergangs im All genutzt werden.

Sehr schön ist das 16seitige Booklet gestaltet, in dem Bilder von alten Radios abgelichtet sind, die Ralf Kläs zur Verfügung gestellt hat. Elektronikfreunde, die eher auf Melodien aus sind, werden hier nicht fündig, dafür werden all diejenigen, die sich auf Sounds und elektronische Musik fern der üblichen Hörgewohnheiten einstellen können, eine Klangreise durch den Strom der Radiowellen antreten.

Stephan Schelle, April 2017

 
   

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