Bernd-Michael Land – Humano:id – Visionen -
 

Bernd-Michael Land – Humano:id – Visionen - 
Elektro Kartell (2022)

(13 Stücke, 73:41 Minuten Spielzeit)

Nach seinem letztjährigen Album „Kontrast – Klangwelten“ veröffentlicht der aus Rodgau-Hainhausen stammende Elektronikmusiker Bernd-Michael Land im September 2022 sein neuestes Werk mit dem Titel „Humano:Id – Visionen“. Auffällig ist die Schreibweise, die auf einen Humanoiden, wie nicht-menschliche Wesen oder künstliche Wesen bezeichnet werden, die über ein menschenähnliches Äußeres und menschenähnliche Eigenschaften verfügen, hinweist. Humano ID könnte aber auch auf die Identität eines Menschen hindeuten. 

 

 


Wie auf seinen bisherigen Alben, so ist auch „Humano:ID“ ein kleines Kunstwerk, dass aus Klängen und Bildern, die in einem 28seitigen Booklet abgedruckt sind, besteht. Im Booklet sind dann auch noch einige Attribute wie Illusionen, Raum, Zeit, Fiktion, Wirklichkeit auf der Seite von „Meine Träume & Visionen“ oder bei „Musikalische Ziele“ Kommunikation, Ästhetik, Freude, Emotion abgedruckt. Auch fragt sich Land „Woher komme ich?“ oder „Was bin ich?“. Das erzeugt bei Hörern/innen Kopfkino pur.

Musikalisch finden sich 13 Stücke mit Laufzeiten von 3:40 bis 7:49 Minuten Laufzeit auf dem Album. Bis auf zwei Stücke wurden alle allein von Bernd-Michael Land eingespielt. Bei den restlichen beiden Stücken wurde er vom in Frankfurt lebenden, spanischen Musiker und Tonmeister César Roson an der Gitarre unterstützt.

Gestartet wird mit dem 5:40minütigen Stück „Visionen“. Herrliche Flächen und Sequenzerrhythmen ziehen durch diesen schwebenden Track. Hier treffen Harmonien auf Stimmungsbilder. Das geht gut ins Ohr. „Kyborg“ nennt sich der zweite, 7:49minütige Track. Dieser klingt dann auch gleich etwas technologischer. Da kommen dann auch schon mal etwas düster klingende Sounds und Klangcollagen auf, die recht ungewöhnlich sind. Das hat etwas von Theatermusik und wirft das Kopfkino noch mal mächtig an, während es im weiteren Verlauf gar Soundtrackartig weitergeht.

Im sechsminütigen Titelstück kommt dann erstmals César Roson als Gastmusiker ins Spiel. Das Stück beginnt mit ruhigen Flächen und wechselt nach wenigen Momenten in einen melodischen Part mit leicht jazzigen Elementen. Hier sorgt dann das Gitarrenspiel von César Roson für die besonderen Akzente. Das gefällt mir besonders gut und ist eines der Highlights des Albums. Technologische Sounds aus den Synthies verbinden sich dann im zweiten Track (dem sechsminütigen „Zyklus Nr. 10“) mit César Roson, der hier etwas sägendere Gitarrenparts neben atmosphärischen Licks hinzufügt. Ich könnte mir gut ein Album mit kompletter Musik dieses Duos vorstellen.

Die weiteren Stücke sind allesamt elektronischer, in denen Bernd-Michael Land Stimmungsbilder zeichnet, die nicht immer melodiös sind, dafür aber vor ungewöhnlichen Sounds und Effekten nur so strotzen. Melodisch, harmonisch wird es dafür in „Momentum“, „Weg der Erkenntnis“ und „Zeitwerke“ während die restlichen Stücke überwiegend recht unterkühlte, technologische Sounds bieten.

Bernd-Michael Land stellt auf seinem neuesten Werk „Humano:Id“ die Frage nach der eigenen Identität wie „Was bin ich?“ Menschmaschine / Maschinenmensch. Dies hat er mit sehr technologischen Sounds umgesetzt, die oftmals Stimmungsbilder – teils recht unterkühlt – zeichnen, in einigen Fällen aber auch harmonisch und melodisch untermalt sind. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem spanischen Gitarristen César Roson gehört zu den Highlights dieses Albums.

Stephan Schelle, September 2022

 
   

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