Amir Baghiri - Time (1998) Der in Deutschland lebende Iraner Amir Baghiri veröffentlichte 1998 seine CD "Time", die dem Schriftsteller und Professor der Fachbereiche Angewandte Mathematik und Theoretische Physik, Stephen W. Hawking gewidmet ist. Die Musik stammt allerdings schon aus dem Jahr 1996. Amir verbindet auf dem Album moderne elektronische Sounds mit ausgefallenen akustischen Instrumenten. Die folgenden Instrumente sind nur ein Auszug aus dem ungewöhnlichen Repertoire: Didgeridoo, Ney, Surna, Dumbak, Dohol, ja sogar Steine kommen zum Einsatz. Mit seiner Musik erzeugt Amir Stimmungen, die Bilder vor das geistige Auge des Hörers projizieren, es ist praktisch Kopfkino pur. Allerdings findet man auf dem Album keine Melodielinien, jedoch entwickeln sich die einzelnen Stücke langsam durch steigende Rhythmen. |
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Das nächste Stück mit dem Titel "Black Hole" bietet disharmonisch gespielte Synthietöne zu denen sich im Hintergrund ein Didgeridoo gesellt. Später ertönen ebenfalls disharmonisch gespielte Gitarren. Für meinen Geschmack etwas zu experimentell. "Expanding Rooms" lässt bei mir während der ersten Töne Bilder eine U-Bahnstation entstehen. Es klingt, als würden Waggons über Schienen fahren und dabei bremsen. Durch den ruhigen Rhythmus und die in unterschiedlichen Lautstärken gespielten Keyboards wird der Eindruck erweckt, dass etwas auf den Hörer zukommt. Ein sehr interessanter Titel. Das Stück "Killing Time" gefällt mir am besten. Es beginnt mit leichten, angenehmen Synthieklängen (Loops), die langsam an Lautstärke gewinnen. Ein schneller Rhythmus schon fast Technoartig wird hinzugemischt und das Stück gewinnt an Dynamik. Nach dem beiden etwas schwierigeren Stücken geht dieser leichter ins Ohr. Im Titel "Memory Of Lost Dimension" erklingt Froschgequake und Grillengezirpe. Dazu breiten sich wieder weite Synthieflächen aus, die wiederum durch einen langsamen Rhythmus ergänzt und vorangetrieben werden. Einzelne Geräuschsamples werden zusätzlich hinzugemischt. "Everything You See IS Already Past" ist der längste Titel der CD. Er beginnt sehr ruhig und eher minimalistisch. Nach einigen Minuten setzt ein Rhythmus ein, der meines Erachtens durch Holzinstrumente erzeugt wurde. Der Rhythmus hat etwas hypnotisches an sich und bietet phasenweise eine Schamanische Stimmung. Der Letzte Track der CD "Galileos Dream" bietet wellenförmige Synthieflächen ohne Rhythmus. Schließt man die Augen sieht man ein langsam dahintreibendes Blatt auf einem See oder Fluss. Dieser Titel führt einen langsam zurück in die Realität. Wer sich nicht scheut, seine Gehörgänge etwas Abseits der üblichen Melodien zu öffnen, der findet hier ein interessantes Album. Meine Empfehlung: unbedingt vorher reinhören. Es handelt sich hier nicht um leichte Kost. Man muss sich dem Titel der CD entsprechend Zeit nehmen um in die musikalische Welt des Amir Baghiri abzutauchen. Seine Sounds haben etwas faszinierendes, das ich nicht begründen kann und die schwer zu beschreiben sind. Weitere Infos zu Amir und seiner Musik findet ihr auf seiner Homepage: Stephan Schelle |
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