Baffo Banfi – The IC Years (Ma, Dolce Vita &
Hearth) Der italienische Keyboarder Giuseppe „Baffo“ Banfi war 1975 mit seiner Band Biglietto per L’Inferno, was soviel wie „Fahrkarte in die Hölle“ bedeutet, live in Italien auf der Bühne, während Klaus Schulze ebenfalls in Italien auf Tournee war. Dort sah er die Band und war von ihr begeistert. Ihm schwebte vor ein Album von ihnen zu produzieren. Doch bevor es dazu kam, löste sich die Band auf. Mit dem Keyboarder Baffo Banfi blieb er aber weiterhin in Kontakt. Banfi begleitete Schulze gar auf einer Italientournee als Keyboardroadie. |
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Mir
lag zur Besprechung die DoppelCD vor, die in einem Jewelcase mit zwölfseitigem
Booklet daherkommt. Die Alben befinden sich jeweils auf einer CD. Während
„Ma, Dolce Vita“ lediglich die fünf Originalstücke enthält, wurde dem
zweiten Album „Hearth“ der 8:48minütige Bonustrack „Love Magnetic
Research“ spendiert. Die Aufteilung der Alben auf zwei CDs macht Sinn, da
beide Werke - trotz ihrer elektronischen Ausrichtung - recht unterschiedlich
sind. Das
Album „Ma, Dolce Vita“ wurde von Baffo Banfi im Alleingang eingespielt
und ist stilistisch stark in der Elektronikmusik verwurzelt. Banfis
musikalischer Stil war zwar von den Elektronikmusikern der „Berliner
Schule“ wie Klaus Schulze, Tangerine Dream und Manuel Göttsching (Ashra,
Ash Ra Temple) inspiriert, doch schrieb Schulze auf der Rückseite des
Covers von „Ma, Dolce Vita“ als Grund für die Veröffentlichung: Der
Hauptgrund dafür war, dass sein Sound sich von der konventionellen
Elektronikmusik unterscheidet. Sein natürliches, fröhliches Naturell fließt
in seine Musik ein - rein elektronische Musik -, die sich sogar zum Tanzen
eignet. Für mich verkörpert Baffos Musik den „Italienischen Stil“ der
Synthesizer-Musik. Die
Stücke klingen auch ein wenig nach der „Berliner Schule“, besitzen aber
einen eigenen Charme. Baffo Banfi drückte auf dem Album seinen eigenen,
melodischen Stil aus, der allerdings auch an den damaligen Schulze-Schützling
Robert Schroeder erinnerte. Der Opener „Oye Cosmo Va“ beginnt zwar zunächst
mit außergewöhnlichen Klängen und leichtem Vangelis-Touch, doch nach
wenigen Momenten kommt ein leichtes „Berliner Schule“-Flair auf, das
Banfi aber mit seiner eigenen Handschrift verziert. Ein sehr besinnlicher
und melodischer Eröffnungstrack. Sphärisch/spacig beginnt dann das 6:11minütige
„Quelle Dolce Estate Sul Pianeta Venere“. Hier kommen Klangfolgen und
Rhythmen auf, die auch an Manuel Göttschings Ashra erinnern und doch eine
ganz eigene Handschrift tragen. Das 7:28minütige „Vino, Donne E Una
Tastiera“ wandelt im Robert Schroeder-Modus. Einen ganz eigenen Sound
bietet Banfi dann im 3:54minütigen „Astralunato“. Das 18minütige
„Fantasia Di Un Pianeta Sconosciuto“ ist dann streckenweise wieder von
der „Berliner Schule“ inspiriert. Das
zweite Album „Hearth“ findet sich dann auf dem zweiten Silberling. Die
Stücke wurden in der Besetzung Baffo Banfi (Synthesizer, Keyboards), Bruno
Bergonzi (Schlagzeug, Cybernetic Drums), Maurizio Gianni (Gitarre) und
Maurizio Anesa (Bass) eingespielt. Anhand der Besetzung und Instrumentierung
ist schon zu erkennen, dass das 1981’er Album rockiger ausfällt. Der
Albumtitel ist zusammengesetzt aus den beiden Worten „Heart“ und
„Earth“. Schon
gleich der Opener, das 6:37minütige „Indian“ zeigt, in welche Richtung
es auf dem Album geht. Knackiger Instrumentalrock mit ausdrucksstarkem Bass
und druckvollem Schlagzeug machen deutlich, dass hier eine vierköpfige Band
rockt. Auch für damalige Zeiten moderne bzw. aufkommende Stile, wie etwa
Wave oder Electro, wurden in die Musik eingebaut, was sich beispielsweise in
„The Incredible Doogy“ zeigt. Sommerfeeling wird dann im 4:58minütigen
„Dancing On The Ship“ verströmt, das mit Reggaerhythmen aufwartet. Im
9:03minütigen „This You Was“ wird dann hymnisch gerockt und das
abschließende, 8:57minütige „Heart Circuit Machine“ bietet zwar
melodische, aber auch recht skurril wirkende Klangfolgen, in denen auch mal
kurz ein Kraftwerk-Zitat auftaucht. Diesem Album wurde das 8:48minütige
Bonusstück „Love Magnetic Research“ hinzugefügt. Das Stück wandelt
hypnotisch mit leicht stoischem Rhythmus dahin. Das
MIG-Label hat zwei sehr schöne IC-Alben (die einzigen von Baffo Banfi auf
diesem Label) in remasterter Form herausgebracht. Freunde der „Berliner
Schule“ sowie der leicht rockigen Elektronikmusik kommen mit diesen
Scheiben auf ihre Kosten. Ein klasse Zeitdokument, das nun endlich wieder
erhältlich ist. Stephan Schelle, Juni 2023 |
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