Back To The Moon - Dreamcatcher
 

Back To The Moon - Dreamcatcher
SynGate (2007)
(11 Stücke, 50:23 Minuten Spielzeit)

Back To The Moon, ist das Musikprojekt des Bremer Musikers Jürgen Drogies. Bisher hatte ich diesen Namen noch nicht gehört. Kein Wunder, denn in der Elektronik-Szene ist Jürgen mit seinem Album „Dreamcatcher“ auch erst im Jahr 2007 aufgetaucht. Es ist sein erstes Soloalbum unter dem Projektnamen Back To The Moon.

Jürgen ist aber kein musikalischer Neuling, ganz im Gegenteil. Seit den 60’ern ist er im Musikbusiness aktiv. Zunächst noch mit seinem Bruder in der Beatszene von Bremen, Anfang der 70’er Jahre dann in der Krautrockformation Thirsty Moon.

 

 

Neben der Gitarre, die er damals spielte, entdeckte er später auch die Synthesizer und Computer für sich als Musikinstrument. Als Jürgen vor einigen Jahren eine DVD über das Woodstock-Festival aus dem Jahr 1969 in die Hände viel, wurde quasi der Grundstein für die mir vorliegende CD gelegt. Woodstock und die Bewegung der 68’er bzw. der Hippies, die bis heute noch für die damalige Lebensphilosophie vieler junger Menschen steht, stellt einen krassen Gegensatz zur heutigen Zeit dar. Und mit der ersten Mondlandung erfüllte sich im Jahr 1969 darüber hinaus ein weiterer Menschheitstraum.

Jürgen fragte sich daraufhin, „Und was sind wir heute? Frustriert, gestresst, reizüberflutet, abgenervt zwischen Feinstaub, El Kaida und Aids. Aber was ist aus den Idealvorstellungen von „Love and peace“ geworden? Ideale haben es an sich, dass sie sich nie restlos verwirklichen lassen, aber wie war das noch - der Weg ist das Ziel. Wenn das alles nur ein Wunschtraum war, brauchen wir einen neuen Traum.“ Das war der Grund, warum er auf die Idee kam ein neues Musikprojekt mit dem Namen Back To The Moon aus der Taufe zu heben. Als ersten Arbeitstitel für ein geplantes Album hatte sich Jürgen dann „We Need A New Dream“ ausgedacht, der dann aber später in „Dreamcatcher“ geändert wurde.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Jürgen schon die Stücke „Dragonfly“ und „Message From An Alien“ fertig. Das erste Stück handelt von einem Ritt auf einer Libelle. Als Inspiration diente ihm die Beobachtung einer Libelle im Garten. Das Zweite Stück entstand bei ersten Versuchen einer Surround Produktion im 5.1 Format. Jürgen kam die Idee in seine neuen Stücke Geräusche einzusetzen – wie er es bereits in den Krautrockzeiten getan hatte - und sie durch den Surround-Sound in neue Dimensionen zu heben. Aus diesem Grund klingen die Stücke auch nicht nach traditioneller Elektronik, sondern eher nach einem Bandprojekt mit Krautrock- und Synthiepop-Anleihen. Das wird auch noch durch gelegentliche Gesangspassagen verstärkt.

Da die CD beim Elektronik-Label SynGate erschienen ist, war ich beim ersten Hören etwas irritiert, denn ich hatte einen anderen Stil erwartet. Der Opener „One Small Step Part 1“, der mit dem berühmten Satz des Amerikaners Neil Armstrong beginnt, als er den Mond betritt, klingt noch nach typischer Elektronikmusik. Aber nicht nur die Synthies zischen und schweben durch den Raum, auch die E-Gitarre - kommt hier schon (in diesem Fall sehr amerikanisch) zum Einsatz.

Schon das folgende „Dragonfly“ klingt nicht nach einem Elektronikact, sondern nach einer Band. Allerdings gefällt mir dieser Titel nicht ganz so gut, da mir die Melodie etwas zu einfach gestrickt ist und nach Popmusik der 70’er / 80’er klingt. „Shortwave“ erinnert da mit seinen an- und abschwellenden Synthies (die klingen schon fast nach Eroc’s Stil) schon wieder eher nach Elektronik. Dann kommt diese hart gespielte (amerikanische klingende) Gitarre dazu. Man fühlt sich wie in einem Mixer, der die Zutaten eines Western mit futuristischen Klängen vereint. „Message From An Alien“ kann dann mit einer schönen, wenn auch wieder recht einfachen Melodie überzeugen. Das klingt wieder mehr nach Band und leichter, lockerer Rockmusik. Auch bei diesem Stück kommen einige gesungene Zeilen hinzu. Gefällt mir ganz gut.

Das Titelstück der CD wird streckenweise von einer Pianolinie, die sehr leicht daher kommt, bestimmt. Der Vocodergesang erinnert ein wenig an Synthiepop. Insgesamt aber eine schöne Ballade. „Summer Rain“ klingt zunächst als würde der Rhythmus auf Rohren geschlagen, dann knallt ein Donnerschlag und die recht simple Melodie mit Gitarre und Flöte beginnt. Das ist nicht so mein Ding, da mir hier der gewisse rote Faden fehlt. Da ist das mit einem stampfenden Beat versehene „Weltverbesserer“ schon aus ganz anderem Holz geschnitzt. Zu diesem Beat kommen sägende Gitarren und Synthies sowie ein teils verfremdeter Gesang, der an Kraftwerk erinnert. Dieses Stück gefällt mir recht gut, auch wenn es für mich eine Mixtur aus Synthiepop und NDW darstellt.

Das Stück „Cold Eyes“ weckt bei mir Erinnerungen an Krautrockzeiten, da es einige Wendungen im Stück aufweist. Dazu wieder Gesang und diese herrliche Retro-Orgel. Auch der Gesang ist mit einem recht deutschen Akzent gesungen, der an die Deutschrockproduktionen der 70’er angelehnt ist. Wieder steht eine Pianolinie im Vordergrund, dieses Mal beim Stück „The Other Side“. Irgendwie ist auch dieses eine Mixtur aus Kraftwerk und Krautrock sowie Elektronik. Ähnlich ist auch „Reach For The Stars“, allerdings mit recht rockigen Passagen. Dann beendet „One Small Step Part 2” das Album. Armstrong’s Satz sowie die Melodielinie von Part 1 werden wieder aufgenommen, dieses Mal aber etwas elektronisch verspielter.

Die CD „Dreamcatcher“ wandelt mit ihrem Stil zwischen den Welten der Elektronik und der Rock- bzw. auch Popmusik. Nicht immer sind die Stücke voll überzeugend, allerdings bleibt ein positiver Gesamteindruck zurück. Klanglich ist die Produktion einwandfrei, denn sie bietet auch schon auf einem normalen Player ein sehr räumliches Klangbild. Wer bei dem Cover und dem Label ein pures Elektronikalbum erwartet, der wird enttäuscht. Auch das erste Stück der CD zeigt zunächst in eine falsche Richtung. Wer in die CD reinhört sollte ab dem zweiten Track beginnen, denn ab da beginnt der Stil sich zu wandeln. Hörproben gibt es unter www.myspace.com/backtothemoon.

Stephan Schelle, Mai 2008

 
   

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