Baaden/Cremer - Aufbruch Gitarrist und Keyboarder Uwe Cremer, bekannt durch seine Veröffentlichungen unter dem Namen Level Pi, hat sich mit dem Keyboarder Andreas Baaden zusammengetan. Andreas macht seit vielen Jahren Musik, so war er beispielsweise Mitglied in der Band Nachtfahrt. Aktuell hat er noch zwei Projekte laufen mit der Band Basement Two und mit Sängerin Selina Buccella als Elektronik-Duo AntaLuna. |
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Die
CD beginnt mit dem ersten Track „Das Lebenselixier“. Das Stück ist
14:47 Minuten lang und entstand bei Uwe Cremer in seinem Level Pi-Studio während
einer ausgedehnten Jam-Session der beiden Musiker. Stilistisch bewegt sich
der Track im Umfeld der „Berliner Schule“, da er recht sphärische
Sounsdscapes enthält, die auch das Stück eröffnen. Darauf legen die
Beiden herrliche, weite Flächen, die sanft durch den Raum wehen, während
eine Melodielinie phasenweise eingestreut und später weiter ausgebaut wird.
Ein sehr sanfter Track, der sich über die volle Länge langsam entwickelt
und angenehm in das Album einleitet. Zu
dem zweiten Stück, dem 4:37minütigen „The Rise And The Fall Of Proxima
Centauri Pt. II“ haben die beiden eine besondere Beziehung, da die
Fertigstellung ganze 28 Jahre und einen Monat dauerte. Der
Basistrack wurde von Andreas live auf einem Stereo-Tonband aufgenommen und
anschließend auf Kassette überspielt. Natürlich verwendete er damals rein
analoges Equipment: einen Korg MS 20 und ein altes Hohner Excelsior String
Keyboard, hergestellt in Italien. Die zusätzlichen Spuren wurden 2009 mit
modernem Equipment eingespielt. Der Track wirkt recht mystisch. Zu den
frühen Keyboardsounds und -Effekten hat Uwe eine Gitarrenlinie
beigesteuert, die die Melodie übernimmt. Dadurch bekommt das Stück ein
zeitloses Feeling. Das
dritte, vierminütige Stück „Kurz vor dem Aufbruch“ entstand bei Uwe im
Studio kurz bevor Andreas wieder nach Hause fuhr. Die beiden haben sich bei
dieser Session von Klaus Schulze und Pink Floyd inspirieren lassen. Wie
augenzwinkernd im Booklet geschrieben steht, ist dies die bisher unbekannte
Klaus Schulze/Pink Floyd Collaboration bei der Nick Mason, David Gilmour und
Richard Wright zum Sequenzerrhythmus, den Klaus im Studio vergessen hatte
auszuschalten, jammen. Ein leicht psychedelisches Stück. Zum
zweiten Longtrack des Albums „Moonglow“ (12:07 Minuten) schreiben die
beiden im Booklet: Wir schauen nach
oben. In den Himmel. Es ist kalt. Der Mond steht hoch über der Landschaft,
die Szenerie macht Angst, Schatten sind überall, die Zukunft ist ungewiss.
Ganz so düster zeigt sich dieser Track allerdings nicht, der mit Flächen,
einem angenehmen Rhythmus und herrlich atmosphärischen Gitarrenlicks
aufwartet. Nach gut drei Minuten ändert sich die Stimmung und es kommen gar
harte Gitarrenriffs auf. Jetzt wird die Stimmung etwas bedrohlicher und
durch Uwe’s Gitarrenparts auch rockiger. Das gefällt mir richtig gut. Mit
„Das Möbiusband“ ist ein weiterer Longtrack auf dem Album, der es auf
eine Spielzeit von 15:21 Minuten bringt. Hier fließt die Musik in einem
leicht krautigen Fluss dahin. Und mit dem fast achtminütigen Stück
„Steamroller On The Interstellar Highway“ kommt dann das Highlight am
Ende der CD. Das Stück, das bereits 2011 während einer Jam-Session
entstand, haben die beiden neu aufgenommen und dadurch einen ganz neuen
Track erzeugt. Es geht richtig ab, da hier ein knackiger Basslauf und
Schlagzeugrhythmus die Grundlage bilden auf der sich dann die E-Gitarre und
die Keyboards richtig austoben können. Auch 70’er Jahre Flair, das an
Bands wie Uriah Hep & Co. erinnert, haben sie in das Stück eingebaut.
Das ist klasse gemacht und macht richtig Spaß. Andreas
Baaden und Uwe Cremer haben schon seit längerem Sessions absolviert, doch
erst jetzt finden ihre Stücke Platz auf einem Album, das sie unter dem
Namen Baaden/Cremer veröffentlichen. „Aufbruch“ ist eine CD, die sowohl
den Elektronikpuristen wie auch den Freunden von rockigeren Passagen
gefallen wird. Ich wünsche mir von den beiden weitere Tracks im Stile von
„Steamroller On The Interstellar Highway“, da dieses Stück
unglaublichen Esprit besitzt und die Elektronik- und Rockmusik miteinander
perfekt verbindet. Stephan Schelle, April 2019 |
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