Axess - Zen
 

Axess - Zen
Eigenvertrieb / Axess-Music (2020)

(
8 Stücke, 69:50 Minuten Spielzeit)

Axel Stupplich, der als Axess seine Solostücke veröffentlicht, ist eine Hälfte des Elektronikduos Pyramid Peak. Mitte November erscheinen zeitgleich neue Alben von Pyramid Peak („Symmetry“) sowie von Axess („Zen“) auf Axel’s eignem Label Axess-Music. Auf seinem letzten Album „Seashore“ aus dem Jahr 2018, hatte Axess schon eine Trendwende eingeläutet, die ihn ein wenig weg von der traditionellen Elektronikmusik, wie sie auch Pyramid Peak präsentieren, führte. Diesen Weg geht er auf „Zen“, seinem achten Soloalbum, konsequent weiter.

 

 


Acht Stücke mit Laufzeiten von 5:34 bis 12:11 Minuten Länge sind auf dem Silberling enthalten. Die Stücke gehen nahtlos ineinander über, so dass sich dem Hörers ein relaxter, fast 70minütiger Track entfaltet. Dabei findet man aber nicht nur ruhige Flächen und Harmonien, vielmehr hat Axess auch einige sehr schöne und passende Rhythmen eingebaut, die für Abwechslung sorgen.

Gestartet wird mit dem 6:21minütigen „Prelude“, das von ruhigen, zur Entspannung führenden Klängen und Harmonien geprägt ist. Immer wieder setzt Axel einige Pianotupfer in diese Stimmungsbilder und sorgt für eine Beruhigung der Seele. Leichte Variationen verändern immer wieder das Bild, ohne den entspannenden Charakter zu vernachlässigen. Sanft wird dann in das nächste, zwölfminütige Stück „Elastique“ übergeleitet. Durch die tropfenden Klänge zu Beginn des Stückes, hat man das Gefühl, sich in einer Tropfsteinhöhle zu befinden. Dann setzt aber schon nach wenigen Momenten ein Rhythmusmuster ein, das schnell in hypnotische Beats transformiert und mit wunderbaren Harmonien versetzt wird. Erinnerungen an das Projekt Mind~Flux werden da bei mir wach. Der Beat passt hier ganz hervorragend zu den relaxten Klangfarben und Flächen. Ein faszinierendes Stück, das den Kauf der CD schon allein rechtfertigt. Axess hält den Spannungsbogen über die volle Länge.

Eine Überblendung des Rhythmus zu weiten Flächen geleitet dann in den nächsten Track „Resonance Part 1 & 2“ über, der es auf 11:38 Minuten Spielzeit bringt. Auch dieser Track wird von rhythmischen Elementen bestimmt, auf die Axel seine Harmonien legt. Es dauert ein paar Minuten und weitere rhythmische Muster werden hinzugefügt. Etwa in der Hälfte ändern sich dann Stimmung, Rhythmus und Harmonien wieder zu einem hypnotischen Part. Das Titelstück „Zen“ ist 10:30 Minuten lang und beginnt zunächst mit eindringlichen und weiten Flächen und Harmonien. Es dauert fast zwei Minuten bis dann ein leichter Rhythmus einsetzt. Vor meinem geistigen Auge bin ich jetzt in einer Wüstenlandschaft, in der gemächlich eine Karawane vorbeizieht. Dann kommen nach einigen Minuten verträumte Melodiebögen auf.

Vom Pianosound wird dann das 5:34minütige „Shut Your Eyes“ bestimmt. Und nicht nur dieses Stück lädt dazu ein, die Augen zu schließen und sich ganz der Musik hinzugeben. Auch dieser Track enthält leicht pumpende Beats, die hervorragend zu den Melodiebögen passen, die sich stoisch wiederholen und so eine mantramäßige Wirkung verströmen.

Das fast siebenminütige „Salvation“ zieht sanft durch den Raum, während das 9:38minütige „Meditation“ zunächst mit mystischen Klängen beginnt, dann aber nach anderthalb Minuten durch einen tuckernden Beat, der nach wenigen Momenten in einen pumpenden Rhythmus übergeht, an Druck gewinnt. Den Abschluss bildet dann das siebenminütige „I Keep Walking“. Das Stück zeigt sich nach einem flächigen Beginn von seiner tanzbaren Seite. Ein sehr fröhlicher Ausklang des Albums.

Auf der Rückseite des Albums steht ein Spruch von Buddah: „There is no path to happiness. Happiness is the path.“ Axess neues Album verströmt diese entspannte, glücklich machende Atmosphäre, in die man sich fallen lassen kann. Er erzeugt dabei unterschiedliche Stimmungen und Klangskulpturen, die den Hörer mit einem wohligen Gefühl zurücklassen. Ein sehr schönes Album.

Stephan Schelle, November 2020

 
   

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