Axess - Imagination Axel Stupplich, der als Axess firmiert und Teil des Elektronikacts Pyramid Peak ist, hatte Ende 2020 sein letztes physisches Album „Zen“ herausgebracht. Während der Covid-19-Pandemie hatte er viel mehr Zeit, Musik zu machen, als davor. Diese Zeit nutzte er um neben seiner eher „Chillout-getriebenen“ Musik, die er auf „Zen“ veröffentlichte, auch viel traditionellere elektronische Musik mit langen Intros, warmen Flächen, schwebenden Sequenzen und emotionalen Melodien zu produzieren. Das Ergebnis ist das neue Album „Imagination“. |
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Das
Cover, das eine verschwommene bzw. verfremdete Aufnahme der Niagarafälle
darstellt, hat Axel im Jahr 2004 in Kanada geschossen. Auf seiner
Bandcampseite schreibt Axel dazu: Ich
besuchte diesen schönen aber eisigen Ort zusammen mit meinem Freund und
ehemaligen Kollegen Dave H. Er ist viel zu früh verstorben und ich möchte
ihm den Track „Imagination“ widmen. Ich vermisse dich, Kumpel! Doch
zunächst beginnt das Album mit dem 12:20minütigen „Earth Shine“.
Sanfte Flächen eröffnen diesen Track, die sich wie Sonnenstrahlen durch
den Raum bewegen. Nach ca. zwei Minuten verbindet sich ein sanfter Rhythmus
mit den Flächen. Und nach einer weiteren Minute webt Axel dann weitere
elektronische Sounds und leichte Melodiewolken in diesen sehr atmosphärischen
Track. Das Ganze zieht sich dann sanft bis Minute Sechs hin. Dann kommt ein
Sequenzerrhythmus auf, dem Drumrhythmen folgen. Jetzt bekommt das Stück
mehr Drive. Ein traumhaftes Stück, in das man sich fallen lassen kann. „Steam
Part 1 & 2“ ist ein 14minütiges Stück. Auch hier startet Axel zunächst
sehr ruhig mit einigen Flächen. Aber schon nach wenigen Momenten kommen ein
weiterer Sound und sehr ansprechende rhythmische Elemente auf, die einen
hypnotischen Sog erzeugen. Ab Minute Zwei steigt der Dynamikpegel, auf den
nach weiteren Minuten eine Melodielinie gesetzt wird. Das ist sanft und
treibend zugleich. Nach einem sehr ambienten Mittelteil wird der Rhythmus
zum Ende hin noch einmal angezogen. Hier sind leise, sanfte Passagen und
druckvolle, rhythmische perfekt aufeinander abgestimmt. Der
nächste Longtrack, der es auf 13:48 Minuten Spielzeit bringt, heißt
„Canal d’Amour“ und beginnt entsprechend dem Titel mit Wellenrauschen.
Ob der Titel dem berühmten Strandabschnitt auf der griechischen Insel Korfu
gewidmet ist, ist den Infos auf der Seite allerdings nicht zu entnehmen. Im
Internet ist als Beschreibung folgendes zu lesen: Der
Canal d’Amour bezeichnet einen Durchgang zwischen zwei aus dem Meer
ragenden Felsen. Die Einheimischen glauben, dass jeder, der den Kanal
durchschwimmt, auf der anderen Seite die Liebe seines Lebens findet. Der
Beginn des Stückes ist schwebend und man kann sich schon vorstellen bei
sanftem Wellengang durch den Felsdurchgang zu schwimmen. Es dauert mehr als
neun Minuten bis dann eine sehr verträumte Melodie aufkommt und das Stück
rhythmischer wird. Vielleicht ist das der Punkt, an dem der/die Schwimmer/in
die Liebe des Lebens gefunden hat. Ist jedenfalls eine schöne Vorstellung
beim Hören des Stückes. Den
Abschluss bildet dann das 21:42minütige Titelstück, das Axel seinem
verstorbenen Freund gewidmet hat. Das Stück ist auch gleichzeitig das
Highlight des Albums. Das liegt vor allem auch an dem tollen Gitarrensolo im
zweiten Teil des Stückes, das von Max Schiefele aka Maxxess eingespielt
wurde. Max hat schon oft bewiesen, das die Chemie zwischen ihm und Axel - ob
mit Pyramid Peak oder als Axess/Maxxess - bestens funktioniert. Und das
zeigt sich auch auf dem Titelstück des Albums. Der Track beginnt mit
perlenden Synthieformationen und damit - wie auch die anderen Stücke - zunächst
sehr sanft und ruhig. Das klingt so als würde man unter Wasser sich
brechende Sonnenstrahlen beobachten. Nach neun Minuten ändert sich die
Stimmung und nach einem Break kommen weite Flächen und Harmonien auf, auf
die Max dann ein traumhaftes Gitarrensolo legt. Da ist Gänsehaut
garantiert. Auch
wenn das neueste Werk von Axel Stupplich aka Axess nur als Download bei
Bandcamp erhältlich ist, lohnt sich der Kauf. Axess hat vor allem herrliche
Flächen und Harmoniebögen mit schwebenden Sequenzen und einschmeichelnden
Melodien kombiniert. Der Höhepunkt ist dann das Duett mit Maxxess im
letzten Teil des Titelstückes, für das sich allein schon der Kauf lohnt.
Freunde relaxter Elektronikmusik werden hier ihre Freude dran haben. Stephan Schelle, August 2021 |
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