Andreas Hack - Pieces Mit Andreas Hack, der Ende 2014 beim deutschen Elektroniklabel MellowJet Records sein Debütalbum unter dem Titel „Pieces“ veröffentlichte, betritt ein neuer Act die Elektronikszene. Doch bei genauem Hinsehen stellt der Progressive Rock-Fan fest, dass der Name Andreas Hack kein unbekannter ist. Andreas ist Gründungsmitglied der deutschen Progressive Rockband Frequency Drift, bei der er auch für den Großteil der Kompositionen verantwortlich zeichnet. |
|
|||
Andreas
Hack hat seinen ganz eigenen Stil, der mit nichts vergleichbar ist. Weder
Anleihen die an die Berliner, Düsseldorfer oder Eindhovener Schule
erinnern, treten hier zu Tage. Es scheint, als würde er Synthesizermusik im
Umfeld von Progressive Rock spielen, ohne aber den rockigen Charakter in den
Vordergrund zu stellen. Vielmehr sind es atmosphärisch Klang- und
Soundmalereien, die von sanften Melodien durchzogen werden. Diesen spendet
er noch außergewöhnliche Samples, die hoch emotionale und spannende
Stimmungsbögen erzeugen. Das hat aus meiner Sicht auch einen starken
Soundtrack-Charakter. Einige Stücke sind so aufgebaut, das sie quasi
ineinander übergehen, so dass sie eine kompakte Grundstimmung erzeugen. Schon
der achtminütige Opener „Abandoned“ weist diese ungewöhnlichen und
doch fesselnden Eigenschaften auf. Da rauscht es und klickt es, wie in einer
futuristischen Anlage (teilweise könnte ich mir auch gut Szenen aus dem
Film Terminator vorstellen), dann wiederum setzt Andreas dem eine hymnische
Melodie entgegen. Das ist fesselnd und toll gemacht. Im
folgenden „Before The Fall“ kommen Sounds wie vom Hackbrett (wie passend
bei dem Namen des Musikers) und eine Art Gesang, deren Sprache undefinierbar
ist, auf. Das klingt zum einen wie der Soundtrack zu einem Spionagefilm, zum
anderen hat es aber auch Elemente von asiatischer Musik und auch
Popmusikelemente (z. B. durch den pulsierenden Rhythmus) sind zu finden. Verträumt
zeigt sich „Lonely“, es bekommt aber durch die eingestreuten, recht
technologisch wirkenden Samples einen eigenwilligen Touch – wie schon bei
den ersten drei Stücken. Mit
dem folgenden „Sand Spice“ kommt ein kleiner Schnitt in der Musik auf,
denn zum Einen lässt er den vorangegangenen Track nicht direkt in diesen übergehen,
zum Anderen sind die Klänge in „Sand Spice“ anders. Das Stück beginnt
mit einem Rauschen, wie von einem kalten Wind (ich dachte zunächst an eine
Eislandschaft), doch dann kommen flirrende Synthiesounds auf und ein
Rhythmus, der mich eher an eine afrikanische Szenerie denken lässt (eine Wüstenlandschaft
macht sich schnell vor meinem geistigen Auge breit), wird aufgebaut. Nach
einigen Minuten kristallisiert sich dann eine herrliche Melodie heraus. Die
vorangegangenen technologisch wirkenden Einschübe und Sprachsamples findet
man in diesem Stück nicht. Ein
japanisch gesprochener Text leitet dann in den nächsten Track „Hashima“
über. Mit einer sehr melancholischen Pianomelodie beginnt dieses Stück. Im
weiteren Verlauf baut er noch einen, so wie es sich anhört, in
Japanisch gesungenen Text ein, der eine sakrale Ausstrahlung hat. Es
folgen weitere Stücke wie das faszinierende „Ghostly“ mit seinen tollen
Sounds, „Barcode“ das durch seinen Rhythmus nur eine Spur nach Kraftwerk
und auch Wave klingt (sehr gut gefällt mir hier der Basslauf der wie ein
echter Bass wirkt), „Spaceport“, das eine eigentümlich melancholische
Stimmung verbreitet und „Under The Ice“ das mit Echolot-Sounds an eine
U-Boot-Fahrt mit Pink Floyd-Charme (zumindest wenn das Echolot erklingt)
anmutet. Bei diesem letzten Stück scheinen die Eiskristalle aus den Boxen
zu springen. „Pieces“
ist alles andere als Stückwerk. Wem die bisherigen Elektronikpfade zu
ausgetreten wirken, aber Wert auf Melodien und Harmonien legt, der bekommt
mit Andreas Hack’s Solodebüt ein außergewöhnliches und tolles Album. Er
schafft es, mit seinem Album der Szenen neue Impulse zu geben. Ein Album,
das mich erst kurz vor Jahresende erreichte und förmlich umgehauen hat.
Sehr empfehlenswert. Stephan Schelle, Januar 2015 |
||||