Andreas Hack - Pieces
 

Andreas Hack - Pieces
MellowJet Records (2014)

(
9 Stücke, 54:31 Minuten Spielzeit)

Mit Andreas Hack, der Ende 2014 beim deutschen Elektroniklabel MellowJet Records sein Debütalbum unter dem Titel „Pieces“ veröffentlichte, betritt ein neuer Act die Elektronikszene. Doch bei genauem Hinsehen stellt der Progressive Rock-Fan fest, dass der Name Andreas Hack kein unbekannter ist. Andreas ist Gründungsmitglied der deutschen Progressive Rockband Frequency Drift, bei der er auch für den Großteil der Kompositionen verantwortlich zeichnet.

 

 


Mit „Pieces“ geht er zum ersten Mal Solopfade und das – für einen Keyboarder eigentlich selbstverständlich – im Bereich der Elektronikmusik. Auf der CDR befinden sich neun Stücke mit Laufzeiten zwischen 4:17 und 8:00 Minuten Länge.

Andreas Hack hat seinen ganz eigenen Stil, der mit nichts vergleichbar ist. Weder Anleihen die an die Berliner, Düsseldorfer oder Eindhovener Schule erinnern, treten hier zu Tage. Es scheint, als würde er Synthesizermusik im Umfeld von Progressive Rock spielen, ohne aber den rockigen Charakter in den Vordergrund zu stellen. Vielmehr sind es atmosphärisch Klang- und Soundmalereien, die von sanften Melodien durchzogen werden. Diesen spendet er noch außergewöhnliche Samples, die hoch emotionale und spannende Stimmungsbögen erzeugen. Das hat aus meiner Sicht auch einen starken Soundtrack-Charakter. Einige Stücke sind so aufgebaut, das sie quasi ineinander übergehen, so dass sie eine kompakte Grundstimmung erzeugen.

Schon der achtminütige Opener „Abandoned“ weist diese ungewöhnlichen und doch fesselnden Eigenschaften auf. Da rauscht es und klickt es, wie in einer futuristischen Anlage (teilweise könnte ich mir auch gut Szenen aus dem Film Terminator vorstellen), dann wiederum setzt Andreas dem eine hymnische Melodie entgegen. Das ist fesselnd und toll gemacht.

Im folgenden „Before The Fall“ kommen Sounds wie vom Hackbrett (wie passend bei dem Namen des Musikers) und eine Art Gesang, deren Sprache undefinierbar ist, auf. Das klingt zum einen wie der Soundtrack zu einem Spionagefilm, zum anderen hat es aber auch Elemente von asiatischer Musik und auch Popmusikelemente (z. B. durch den pulsierenden Rhythmus) sind zu finden.

Verträumt zeigt sich „Lonely“, es bekommt aber durch die eingestreuten, recht technologisch wirkenden Samples einen eigenwilligen Touch – wie schon bei den ersten drei Stücken.

Mit dem folgenden „Sand Spice“ kommt ein kleiner Schnitt in der Musik auf, denn zum Einen lässt er den vorangegangenen Track nicht direkt in diesen übergehen, zum Anderen sind die Klänge in „Sand Spice“ anders. Das Stück beginnt mit einem Rauschen, wie von einem kalten Wind (ich dachte zunächst an eine Eislandschaft), doch dann kommen flirrende Synthiesounds auf und ein Rhythmus, der mich eher an eine afrikanische Szenerie denken lässt (eine Wüstenlandschaft macht sich schnell vor meinem geistigen Auge breit), wird aufgebaut. Nach einigen Minuten kristallisiert sich dann eine herrliche Melodie heraus. Die vorangegangenen technologisch wirkenden Einschübe und Sprachsamples findet man in diesem Stück nicht.

Ein japanisch gesprochener Text leitet dann in den nächsten Track „Hashima“ über. Mit einer sehr melancholischen Pianomelodie beginnt dieses Stück. Im weiteren Verlauf baut er noch einen, so wie es sich anhört, in  Japanisch gesungenen Text ein, der eine sakrale Ausstrahlung hat.

Es folgen weitere Stücke wie das faszinierende „Ghostly“ mit seinen tollen Sounds, „Barcode“ das durch seinen Rhythmus nur eine Spur nach Kraftwerk und auch Wave klingt (sehr gut gefällt mir hier der Basslauf der wie ein echter Bass wirkt), „Spaceport“, das eine eigentümlich melancholische Stimmung verbreitet und „Under The Ice“ das mit Echolot-Sounds an eine U-Boot-Fahrt mit Pink Floyd-Charme (zumindest wenn das Echolot erklingt) anmutet. Bei diesem letzten Stück scheinen die Eiskristalle aus den Boxen zu springen.

„Pieces“ ist alles andere als Stückwerk. Wem die bisherigen Elektronikpfade zu ausgetreten wirken, aber Wert auf Melodien und Harmonien legt, der bekommt mit Andreas Hack’s Solodebüt ein außergewöhnliches und tolles Album. Er schafft es, mit seinem Album der Szenen neue Impulse zu geben. Ein Album, das mich erst kurz vor Jahresende erreichte und förmlich umgehauen hat. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, Januar 2015

 
   

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