Alpha Lyra – Music For The Stars II
 

Alpha Lyra – Music For The Stars II
MellowJet Records (2010)
(7 Stücke, 70:50 Minuten Spielzeit)

Alpha Lyra ist das Pseudonym des aus Frankreich stammenden Berufsfotografen Christian Piednoir (er hat unter anderem das Unterwasserfoto für das neue Bernd Kistenmacher-Album „Beyond The Deep“ gemacht). Christian macht bereits seit den 80’er Jahren elektronische Musik, das Projekt Alpha Lyra startete er allerdings erst 2005. Nach „Music For The Stars“ und „Aquarius“ ist „Music For The Stars II“ das dritte Album des Franzosen.

Mit diesem zweiten Teil der „Music For The Stars“ nimmt uns Christian mit auf den Trip in den Weltraum. Dabei bewegt er sich in der Nähe seiner favorisierten Musiker wie Klaus Schulze, Bernd Kistenmacher oder Steve Roach, um nur einige zu nennen.

 


Sieben Stücke mit Laufzeiten zwischen 8:01 und 12:59 Minuten beinhaltet dieses neue Werk. Mit den „Cosmic Waves" bringt Alpha Lyra den Hörer zunächst sehr sanft in die Weiten des Alls. Weite Flächen und Harmoniebögen führen den Geist in andere Atmosphären und lassen ihn durch unendliche Gedankenwelten schweben. Erhabene und majestätische Soundwolken klingen, als würde man langsam an gigantischen Planeten vorbeifliegen.

Nach dieser ersten schwebenden Einlage passieren wir im zweiten Stück die Milchstraße, denn der Titel trägt den Namen „Milky Way“. Teils perlende Sounds und wiederum harmonische Synthieflächen erzeugen hier eine etwas spannungsgeladene Stimmung. Ich hab den Eindruck durch ein Sternenfeld zu fliegen, muss aber auf Hindernisse aufpassen. Ein sehr ruhiger Track, ganz im Stile von Space-Musikern wie Steve Roach.

Etwas rhythmischer und melodischer geht es dann im Track „From Myzar To Alcor“ zu. Bei diesen beiden handelt es sich um einen Doppelstern, die zusammen den mittleren Deichselstern am „Großen Wagen“ darstellen. Christian umkreist sie mit seinen flächigen Sounds mehrfach. Und mit „Departure To Sirius“ geht es dann gleich weiter zum nächsten Doppelstern. Er befindet sich im Sternbild „Großer Hund“. Dieses Stück besteht nur aus Stimmungsbildern, die Christian recht düster aufgebaut hat. Das hat was von ScienceFiction-Soundtrack. Erst langsam entwickelt sich das über achtminütige Stück, das dann in der zweiten Hälfte in Richtung Klaus Schulze abdriftet, wenn perlende Sequenzer-Sounds in den Track einfließen.

Wir folgen Christian dann in „The Barnard’s Star“ zu einem Stern, der sich im Sternbild des Schlangenträgers (Ophiuchus) befindet und von der Sonne aus gesehen der zweitnächste Stern ist. Obwohl er zu den sich am schnellsten bewegenden Sternen zählt, hat Christian die Musik dazu sehr erhaben und ruhig gestaltet. Auch bei diesem Track schweben die Sounds eher um den Stern, als dass sie durchs All jagen. Es folgt „La Superba“ – ebenfalls der Name eines Sterns. Hier habe ich in den ersten beiden Minuten das Gefühl, irgendwo weit weg in einer unendlichen Einsamkeit zu schweben. Dann kommen Streichersounds auf und es wird orchestraler und „Berliner Schule“-mäßig, ohne diese schwebenden, zeitlupenartigen Stimmungen zu vernachlässigen.

Den Abschluss bildet dann „Cygnus X-1“, mit dem sich Alpha Lyra aus dem Kosmos verabschiedet. Nach einem schwebenden Beginn kommen ein getragener Rhythmus sowie Synthiechöre hinzu. Auch hier schimmert die „Berliner Schule“ hervor um ihn mit Spacemusik zu verbinden.

Christian Piednoir hat auf „Music For The Stars II“ in der Tat den Soundtrack für Weltraumflüge geschaffen. Steigt man in das Raumschiff von Alpha Lyra ein, dann kann man unendliche Welten bereisen und bisher unentdeckte Planeten erkunden. Oder man lehnt sich einfach zurück und lässt die Gedanken frei schweben. Wer auf elektronische Spacemusik der schwebenden Art steht, der bekommt hier eine gehörige Portion für sein Kopfkino geboten.

Stephan Schelle, Juni 2010

 
   

CD-Kritiken-Menue