Alien Nature & Stan Dart - Accelerator
 

Alien Nature & Stan Dart - Accelerator
SynGate (2015)

(
10 Stücke, 79:34 Minuten Spielzeit)

Der deutsche Wolfgang Barkowski (Alien Nature) und der Österreicher Richard Hasiba (Stan Dart) veröffentlichten kurz vor Jahresende ein gemeinsames Werk, das den Namen „Accelerator“ trägt. Der Albumtitel bedeutet in Deutsch soviel wie Gaspedal oder Beschleuniger. Da kommt dann schon Neugier auf ob die beiden hier richtig Gas machen und den Elektronikfreunden ein kraft- und druckvolles Album schenken. Auf fast 80 Minuten haben die beiden zehn Stücke platziert und reizen so die Spielzeit einer CD bzw. CDR komplett aus. 

 

 


Die CDR beginnt mit dem zehnminütigen „Xterminator 17“. Zunächst erwartet den Hörer eine Pianomelodie, die auf einer Synthiefläche zarte Tupfer platziert. Die Synthies haben aber schnell die Oberhand gewonnen und so schweben Flächen durch den Raum, auf denen sich dann eine Kitaro artige Melodie legt. Das klingt einnehmend und betörend. Nach einigen Momenten kommt dann ein Rhythmus hinzu und der Track gewinnt an Fahrt. Dann setzen die typischen Alien Nature-Sounds ein. Auch einige Samples wie Gespräche zwischen Raumstation und Kontrollraum werden eingefügt und erhöhen die Spannung. Ein sehr schöner Titel der diese neue Kollaboration belegt.

Sanfte Rhythmen eröffnen das fünfminütige „Chrome“. Das wirkt zunächst sehr mystisch. Doch sobald die Drumprogrammierung einsetzt wird es melodisch. Die Klangfarbe des Synthies fügt eine Spur britisches Flair ein, denn ich muss bei diesem Track jetzt an die schottischen Highlands denken. Im weiteren Verlauf bekommt die Musik aber auch einen loungigen Touch. Mit diesem Rhythmus und der Melodielinie geht es dann zunächst nahtlos in das Stück „Am Morgen“ über. Dem folgt dann ein lang gezogener Synthiesound, der sich nach und nach öffnet und von einigen  Pianotupfern verziert wird. Sanft schwebt man – wie im Orbit – dahin. Oder ist es etwa die Zeit des sanften Erwachens am Morgen? Es dauert gut bis zur dritten Minute, bis dann ein sehr schöner Rhythmus einsetzt und eine Spur Johan Carpenter-Feeling aufkommt.

Mit „Evening Lights“ geht es dann zunächst – aufgrund der Sequenzerstruktur – in Richtung Berlin. Dann setzen bedrohlich klingende Sounds ein und ein Stakkatorhythmus der mich an eine marschierende, kämpfende Armee erinnert, übernimmt das Klangbild. Nach gut zwei Minuten wechselt das Stück aber in einen spacigen Track (auch wieder mit einigen Gesprächssamples) und ich habe den Eindruck von einem Raumschiff aus auf unseren Planeten zu blicken. Das  ist ein erhabener Moment.

Auch hier geht es nun nahtlos in den nächsten Track, das mit 1:56 kürzeste Stück „Ambios 1“, das wie ein Zwischenspiel wirkt, über. In diesem Track erzeugen die beiden bedrohlich wirkende Stimmungen durch unterkühlte Synthiesounds. Damit führen sie in das gut zwölfminütige „Sleeping Madness“ über. Ein an- und abschwellender Rhythmus kommt auf und auch hier wird es etwas technoid, denn der Track hat tanzbare Momente. Dann kommt eine eingängige Harmonie hinzu. Die beiden variieren die Rhythmus- und Harmoniestrukturen über die Gesamtlänge hinweg. Allerdings ist das an einigen Stellen doch recht monoton geraten.

Durch rauschende Synthies geht es dann direkt zum nächsten Stück, dem fast 13minütigen „The Grind“, das zwar einen knackigen Rhythmus und auch eingängige Harmonien bereit hält, aber durch die ständigen Wiederholungen auch recht monoton rüberkommt. Für meinen Geschmack ist dieses etwas zu lang geraten, auch wenn sich noch eine recht klassisch, symphonisch wirkende Melodielinien, die mich hier an Rondo Veneziano erinnert, einschleicht. „Ambios 2“ ist mit seinen drei Minuten ähnlich strukturiert wie „Ambios 1“. Es wirkt stimmungsbildend und recht technisch-unterkühlt.

Das gut zwölfminütige „The Heist“, das eine Spur Electropop und einen sehr schönen Rhythmus aufweist und durch seine Melodielinie zu den Highlights des Albums gehört sowie das siebenminütige „Requiem“, das mit klassischen Klavierparts aufwartet und eine sehr schöne Melodie enthält (mit einem Rhythmus und Klangbild wie beim frühen Norbert Krüler aka Shamall), beschließen das erste gemeinsame Album von Alien Nature und Stan Dart. Auch dieser Abschluss Track gehört zum Besten des Albums.

Die erste Zusammenarbeit der deutsch/österreichischen Freundschaft hat Einiges zu bieten. Sehr gute Ansätze sind auf dem Album auszumachen. Ob sie schon richtig Gas gemacht haben, bleibt aber abzuwarten, zumal einige Stücke recht spacig rüberkommen.

Stephan Schelle, Januar 2016

 
   

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