Alien Nature – The Airtight Garage Of Jerry Cornelius
 

Alien Nature – The Airtight Garage Of Jerry Cornelius
SynGate (2013)
(12 Stücke, 79:55 Minuten Spielzeit)

Alien Nature, das ist Wolfgang Barkowski, hat sich auf seinem neuesten Studioalbum mit dem Titel „The Airtight Garage Of Jerry Cornelius“ einer Vertonung eines Comic gleichen Namens von Jean Giraud, besser bekannt als Moebius, gewidmet. In Deutschland ist der Comic unter dem Titel „Die Hermetische Garage des Jerry Cornelius“ erschienen. Veröffentlicht wurde die Geschichte in den 70’er Jahren als Serie in den Heften der Reihe „Schwermetall“.

 


Wie mir Wolfgang schrieb (ich selbst kenne den Comic nicht) sieht es so aus, als ob Moebius damals ohne Storyboard einfach drauf los gezeichnet hat. Herausgekommen ist eine bizarre Geschichte die auf dem Asteroiden „Die Luftdichte Garage“ spielt und wo es zu allerlei bizarren Verwicklungen um die Hauptpersonen Major Grubert (der in mehreren anderen Comics noch eine Rolle spielt) und Jerry Cornelius (eigentlich eine Figur die von Michael Moorcoock erfunden wurde) kommt.

Wolfgang sagt selbst, dass er ähnlich bei der Komposition vorgegangen ist und sich quasi durch die einzelnen Level des Asteroiden komponiert hat. Herausgekommen ist das wohl bisher rockigste Werk von Alien Nature. Das liegt sicherlich auch daran, dass Wolfgang nicht allein ans Werk gegangen ist, sondern sich Unterstützung von Martin „Martinson“ Rohleder und Thomas Droste, die beide bei unterschiedlichen Stücken an der Gitarre zu hören sind, geholt hat. Martin ist in der Szene mittlerweile bekannt (vor allem durch seine Zusammenarbeit mit TMA), während Thomas in der Elektronikszene bisher ein unbeschriebenes Blatt ist. Thomas hat seine musikalischen Wurzeln unter anderem in der Metalband Never Comes Silence, in der er neben der Gitarre auch als Sänger tätig war.

Die Dutzend Stücke bewegt sich bis auf einen Titel, der es auf fast zwölf Minuten bringt, in der Region von 2:31 bis 8:02 Minuten Länge. Wolfgang hält sich also nicht lange mit der Vorrede auf und kommt schnell zur Sache. Das ist auch gleich bei dem ersten Stück „Things To Come“ herauszuhören. Nachdem die ersten Sekunden flirrenden Synthies gehören, die an Electropop oder Industrial denken lassen, geht es nach einer halben Minuten dann durch den Einsatz der Metal mäßigen Gitarrenlicks und dem treibenden Schlagzeug in Richtung Rock. Erst der Einsatz des Keyboards, das den Melodiepart übernimmt, weist dann doch in Richtung Elektronikmusik. Hier bietet Wolfgang eine tolle, mitreißende Melodie, die sofort ins Ohr geht und unterlegt dies mit Industrial- und Rock-Elementen. Ein klasse Einstieg, der so von Alien Nature nicht zu erwarten war.

Und in diesem rockigen, melodiösen Stil macht Alien Nature dann munter weiter. Manchmal erkennt man die Musik von Wolle nicht wieder und doch blitzen an der ein oder anderen Stelle für ihn typische Harmonie- und Melodiemuster durch. Am besten gefällt er mir aber, wenn er seinen neuen Stil zelebriert. Das ist dann mal hymnisch und im nächsten Moment dann wieder sehr Songorientiert und melodiös wie etwa in „The Motionless Bird“.

Wer jetzt aber bei der obigen Beschreibung an eine chaotische Musik denkt, dem sei gesagt, dass die Musik von Alien Nature auf dem neuen Album über weite Strecken äußerst melodiös ist. Allerdings hat man ihn auch noch nie so rhythmisch und dynamisch gehört. Ich finde das Alien Nature mit „The Airtight Garage Of Jerry Cornelius“ ein sehr gelungenes Werk herausgebracht hat, bei dem an einigen Stellen die musikalischen Grenzen verschwimmen.

Stephan Schelle, November 2013

 
   

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