Akikaze – Music From Misty Marshes (14 Stücke, 64:13 Minuten Spielzeit) (16 Stücke, 74:01 Minuten Spielzeit) (6 Stücke, 79:19 Minuten Spielzeit) Das
deutsche Elektroniklabel SynGate brachte im Jahr 2015 vier Alben des niederländischen
Elektronikmusikers Pepijn Courant als Wiederveröffentlichungen heruas, der
unter dem Pseudonym Akikaze seine Musik veröffentlicht. Der Name Akikaze
stammt aus dem japanischen und bedeutet soviel wie Herbstwind. Im
Jahr 1989 präsentierte Akikaze sein Debütalbum beim KLEM-Dag in den
Niederlanden. Die ersten drei Alben „Music From Misty Marshes“,
„Aquarius“ und „Leap Of The Dark“ veröffentlichte er damals über
das niederländische Label Synteam (das frühere Label von Ron Boots und Bas
Broekhuis) als Audiokassette. Damals hatte er auch die Cover selbst
gestaltet, die aus Zeichnungen bestanden, die thematisch die Musik
darstellten. Zwei dieser Alben wurden im Jahr 2015 neu aufgelegt. Die
2015'er Neuauflagen wurden von SynGate mit einem neuen, für das Label
typischen Layout versehen. 1989
hatte sich Pepijn Courant einige elektronische Instrumente zugelegt und
startete seine musikalische Karriere. Das Ergebnis seiner ersten Arbeiten
ist auf dem Debütalbum „Music From Misty Marshes“ dokumentiert. Die 13
Stücke des Albums, bei denen die Musik von einer Reise nach Florida
inspiriert ist, sind in zwei Parts unterteilt. Damals je Kassettenseite ein
Part. Die Stücke gehen dabei nahtlos ineinander über, sodass zwei
Longtracks entstanden sind. Der erste Part „Watching The Marshland From
The River Pripyat“ wurde in die Stücke „Movement 1“ bis „Movement
6“ unterteilt. Musikalisch hat Pepijn hier eine Moorlandschaft umgesetzt. Das beginnt mit blubbernden Sounds, die nach Wasserbewegung klingen. Darauf setzt er dann eine leichte Melodielinie. Das wirkt insgesamt zwar noch etwas steif, hat aber einen gewissen Charme. Teils symphonische Sounds werden mit schrägen Klangfarben vermischt und weisen durchaus eine Nähe zur „Berliner Schule“ auf. Aber auch stilistische Merkmale, die an Musiker der Marke Tomita, Kitaro & Co. erinnern, finden sich in der Musik wieder. Sanfte, fließende Parts wechseln sich mit Rhythmus betonten ab. „Part 6“ wartet dann mit Gitarrensounds auf, womit Akikaze ein anderes Stimmungsbild zeichnet. Der zweite Part trug den Titel „Everything Is Oki-Doki At The Swamp Of Okefenoke“, deren Stücke in „Movement 1“ bis „Movement 7“ unterteilt sind. Der Titel dieses zweiten Parts ist eine Hommage an Tangerine Dream's „3am At The Border Of The Marsh From Okefenokee“, das sich auf dem 76'er Album „Stratosfear“ befindet. |
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„Leap
Of The Dark“, das dritte Album entstand zum Anlass eines Auftrittes, den
Akikaze 1990 beim niederländischen Elektronikfestival KLEM-Dag hatte. Die
Musik dieses Albums hat Akikaze allen Tigern gewidmet, die misshandelt
wurden, es aber schafften ihren Käfigen zu entkommen und es wagten ins
Ungewisse zu springen. Auch
bei diesem Album gab es zwei Überschriften, die jeweils eine Kassettenseite
bezeichneten. Seite 1 Bestand aus „Iacta Alea Est“ und hatte insgesamt fünf
Tracks zu bieten, die eigene Titel aufweisen. Die zweite Seite bestand aus
dem 31minütigen Titelstück, das auf der CD in „Part 1“ bis „Part
9“ unterteilt wurde. Allerdings handelt es sich dabei um einen gut 31minütigen
Longtrack. Die
CDR beginnt mit dem Stück „Leaving Home“, bei dem zunächst einige Geräusche
zu hören sind, so als würde etwas geöffnet. Darauf folgt symphonische
Elektronikmusik mit sehr schönen Melodien. Hier zeigt sich sofort, das
Akikaze einen qualitativen Schritt nach vorn gemacht hat. Das zeigen auch
die Teile, in denen er reine Pianoklänge zum Besten gibt. Mittlerweile hat
er eine klare eigene Handschrift aufzuweisen, die nur noch an einigen
Stellen in Richtung verschiedener Künstler wie z. B. Tangerine Dream weist.
Ruhige Stücke treffen hier auf Sequenzer orientierte Tracks und Stücke in
denen gar leichter Rock/Pop aufblitzt. In dem wunderbaren Titelstück
versetzt Akikaze die verschiedenen Melodielinien immer wieder mit Effekten,
wie Tiergeräusche. Sehr schön ist auch die Drumprogrammierung in „Part
8“, die einen Hauch Rock verströmt. „Conflicting
Emotions“ wurde erstmals 1999 als CDR auf dem Label Quantum Records veröffentlicht
und behandelt die unterschiedlichen Seiten von Emotionen. Auf dem Album
nutzte Akikaze erstmals einen Voder (Voice Operated Demonstrator), ein
Effekttool für den Ensonique ASR-10-Sampler. Das Ergebnis sind Gesangsparts
(z. B. in „The Call“, „Inner Voices“ oder „The Tail Of The Fire
Horse“), die nach einer künstlichen Stimme bzw. per Computer verfremdeten
Gesang klingen. Der Großteil der Stücke ist aber rein instrumental
gehalten. Es
ist deutlich zu hören. dass sich die Musik und die Klangqualität
weiterentwickelt hat. Die Stücke auf dem Album wirken organischer, was die
Instrumentierung angeht und haben Elemente von Rock und Popmusik ohne aber
in einen belanglosen Bereich abzudriften, ganz im Gegenteil. Damit ist
Akikaze ein wirklich tolles Album gelungen, das sowohl die Freunde der Rock-
wie auch der Elektronikmusik anspricht. Die Stücke des Albums bestechen darüber
hinaus durch herrliche, eingängige Melodien. Der
jüngste Titel im Reigen der Wiederveröffentlichungen ist das 2013 als CDR
beim Label Criminal Records erschienene „Sense Of Urgency“. Das Album
besteht aus sechs Longtracks mit Laufzeiten zwischen 7:51 und 18:54 Minuten
Länge. Gestartet
wird mit dem herrlichen „A New Beginning“, bei dem Arpeggios auf
Synthieflächen treffen. Ein monumentaler Track mit wunderbaren Melodien.
Das 17minütige Stück „Mercury Rising“ ist das Einzige, das Pepijn
nicht allein eingespielt hat. Der Track ist zusammen mit seinem niederländischen
Kollegen Ruud Heij entstanden. Das erinnert stark an die frühe „Berliner
Schule“ der Marke Tangerine Dream. Sowohl was Klangfarben als auch
Rhythmus betrifft. Und auch „Get Out Of The Way!“ zeigt deutliche
Anleihen an Tangerine Dream. Ansonsten bietet sich dem Hörer wieder sehr
melodiöse, teils symphonische Elektronikmusik im Stile von Akikaze. Die
Wiederveröffentlichungen des niederländischen Elektronikmusikers Pepijn
Courant aka Akikaze machen wirklich Spaß. Es ist vor allem zu begrüßen
das auch die frühen Kassettenproduktionen ins digitale Zeitalter übertragen
wurden. Sie sind allerdings auch schon 2004 bei Quantum Records als CDR
erscheinen. Ob diese Versionen mittlerweile vergriffen sind ist anzunehmen.
Wer bisher noch keine Berührungspunkte zur Musik von Akikaze hatte, dem
seien diese vier Wiederveröffentlichungen ans Herz gelegt. Stephan Schelle, April 2016 |
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