Akikaze – Music From Misty Marshes Akikaze – Leap In The Dark Akikaze – Conflicting Emotions Akikaze – Sense Of Urgency
 

Akikaze – Music From Misty Marshes
Akikaze – Leap In The Dark
Akikaze – Conflicting Emotions
Akikaze – Sense Of Urgency
SynGate (1989 / 2015)
SynGate (1991 / 2015)
SynGate (1999 / 2015)
SynGate (2013 / 2015)

(13 Stücke, 52:49 Minuten Spielzeit)
(14 Stücke, 64:13 Minuten Spielzeit)
(16 Stücke, 74:01 Minuten Spielzeit)
(6 Stücke, 79:19
Minuten Spielzeit)

Das deutsche Elektroniklabel SynGate brachte im Jahr 2015 vier Alben des niederländischen Elektronikmusikers Pepijn Courant als Wiederveröffentlichungen heruas, der unter dem Pseudonym Akikaze seine Musik veröffentlicht. Der Name Akikaze stammt aus dem japanischen und bedeutet soviel wie Herbstwind.

Im Jahr 1989 präsentierte Akikaze sein Debütalbum beim KLEM-Dag in den Niederlanden. Die ersten drei Alben „Music From Misty Marshes“, „Aquarius“ und „Leap Of The Dark“ veröffentlichte er damals über das niederländische Label Synteam (das frühere Label von Ron Boots und Bas Broekhuis) als Audiokassette. Damals hatte er auch die Cover selbst gestaltet, die aus Zeichnungen bestanden, die thematisch die Musik darstellten. Zwei dieser Alben wurden im Jahr 2015 neu aufgelegt. Die 2015'er Neuauflagen wurden von SynGate mit einem neuen, für das Label typischen Layout versehen.

1989 hatte sich Pepijn Courant einige elektronische Instrumente zugelegt und startete seine musikalische Karriere. Das Ergebnis seiner ersten Arbeiten ist auf dem Debütalbum „Music From Misty Marshes“ dokumentiert. Die 13 Stücke des Albums, bei denen die Musik von einer Reise nach Florida inspiriert ist, sind in zwei Parts unterteilt. Damals je Kassettenseite ein Part. Die Stücke gehen dabei nahtlos ineinander über, sodass zwei Longtracks entstanden sind. Der erste Part „Watching The Marshland From The River Pripyat“ wurde in die Stücke „Movement 1“ bis „Movement 6“ unterteilt.

Musikalisch hat Pepijn hier eine Moorlandschaft umgesetzt. Das beginnt mit blubbernden Sounds, die nach Wasserbewegung klingen. Darauf setzt er dann eine leichte Melodielinie. Das wirkt insgesamt zwar noch etwas steif, hat aber einen gewissen Charme. Teils symphonische Sounds werden mit schrägen Klangfarben vermischt und weisen durchaus eine Nähe zur „Berliner Schule“ auf. Aber auch stilistische Merkmale, die an Musiker der Marke Tomita, Kitaro & Co. erinnern, finden sich in der Musik wieder. Sanfte, fließende Parts wechseln sich mit Rhythmus betonten ab. „Part 6“ wartet dann mit Gitarrensounds auf, womit Akikaze ein anderes Stimmungsbild zeichnet. 

Der zweite Part trug den Titel „Everything Is Oki-Doki At The Swamp Of Okefenoke“, deren Stücke in „Movement 1“ bis „Movement 7“ unterteilt sind. Der Titel dieses zweiten Parts ist eine Hommage an Tangerine Dream's „3am At The Border Of The Marsh From Okefenokee“, das sich auf dem 76'er Album „Stratosfear“ befindet. 

 

 


In diesem zweiten Part bietet Akikaze eine Mischung aus Tangerine Dream, Jarre, Vangelis und Klaus Schulze, denen sogar an einer Stelle auch noch eine kleine Prise Electropop beigemischt wurde. Akikaze zeigt aber auf seinem Debütalbum dennoch eine eigene Handschrift. Mit dieser Veröffentlichung zeigte sich schon, dass hier ein sehr interessanter, viel versprechender Musiker die Bühne betritt. Die CDR-Version wurde behutsam mit zwei von drei Originalinstrumenten im Jahr 2004 neu eingespielt.

„Leap Of The Dark“, das dritte Album entstand zum Anlass eines Auftrittes, den Akikaze 1990 beim niederländischen Elektronikfestival KLEM-Dag hatte. Die Musik dieses Albums hat Akikaze allen Tigern gewidmet, die misshandelt wurden, es aber schafften ihren Käfigen zu entkommen und es wagten ins Ungewisse zu springen.

Auch bei diesem Album gab es zwei Überschriften, die jeweils eine Kassettenseite bezeichneten. Seite 1 Bestand aus „Iacta Alea Est“ und hatte insgesamt fünf Tracks zu bieten, die eigene Titel aufweisen. Die zweite Seite bestand aus dem 31minütigen Titelstück, das auf der CD in „Part 1“ bis „Part 9“ unterteilt wurde. Allerdings handelt es sich dabei um einen gut 31minütigen Longtrack.

Die CDR beginnt mit dem Stück „Leaving Home“, bei dem zunächst einige Geräusche zu hören sind, so als würde etwas geöffnet. Darauf folgt symphonische Elektronikmusik mit sehr schönen Melodien. Hier zeigt sich sofort, das Akikaze einen qualitativen Schritt nach vorn gemacht hat. Das zeigen auch die Teile, in denen er reine Pianoklänge zum Besten gibt. Mittlerweile hat er eine klare eigene Handschrift aufzuweisen, die nur noch an einigen Stellen in Richtung verschiedener Künstler wie z. B. Tangerine Dream weist. Ruhige Stücke treffen hier auf Sequenzer orientierte Tracks und Stücke in denen gar leichter Rock/Pop aufblitzt. In dem wunderbaren Titelstück versetzt Akikaze die verschiedenen Melodielinien immer wieder mit Effekten, wie Tiergeräusche. Sehr schön ist auch die Drumprogrammierung in „Part 8“, die einen Hauch Rock verströmt.

„Conflicting Emotions“ wurde erstmals 1999 als CDR auf dem Label Quantum Records veröffentlicht und behandelt die unterschiedlichen Seiten von Emotionen. Auf dem Album nutzte Akikaze erstmals einen Voder (Voice Operated Demonstrator), ein Effekttool für den Ensonique ASR-10-Sampler. Das Ergebnis sind Gesangsparts (z. B. in „The Call“, „Inner Voices“ oder „The Tail Of The Fire Horse“), die nach einer künstlichen Stimme bzw. per Computer verfremdeten Gesang klingen. Der Großteil der Stücke ist aber rein instrumental gehalten.

Es ist deutlich zu hören. dass sich die Musik und die Klangqualität weiterentwickelt hat. Die Stücke auf dem Album wirken organischer, was die Instrumentierung angeht und haben Elemente von Rock und Popmusik ohne aber in einen belanglosen Bereich abzudriften, ganz im Gegenteil. Damit ist Akikaze ein wirklich tolles Album gelungen, das sowohl die Freunde der Rock- wie auch der Elektronikmusik anspricht. Die Stücke des Albums bestechen darüber hinaus durch herrliche, eingängige Melodien.

Der jüngste Titel im Reigen der Wiederveröffentlichungen ist das 2013 als CDR beim Label Criminal Records erschienene „Sense Of Urgency“. Das Album besteht aus sechs Longtracks mit Laufzeiten zwischen 7:51 und 18:54 Minuten Länge.

Gestartet wird mit dem herrlichen „A New Beginning“, bei dem Arpeggios auf Synthieflächen treffen. Ein monumentaler Track mit wunderbaren Melodien. Das 17minütige Stück „Mercury Rising“ ist das Einzige, das Pepijn nicht allein eingespielt hat. Der Track ist zusammen mit seinem niederländischen Kollegen Ruud Heij entstanden. Das erinnert stark an die frühe „Berliner Schule“ der Marke Tangerine Dream. Sowohl was Klangfarben als auch Rhythmus betrifft. Und auch „Get Out Of The Way!“ zeigt deutliche Anleihen an Tangerine Dream. Ansonsten bietet sich dem Hörer wieder sehr melodiöse, teils symphonische Elektronikmusik im Stile von Akikaze.

Die Wiederveröffentlichungen des niederländischen Elektronikmusikers Pepijn Courant aka Akikaze machen wirklich Spaß. Es ist vor allem zu begrüßen das auch die frühen Kassettenproduktionen ins digitale Zeitalter übertragen wurden. Sie sind allerdings auch schon 2004 bei Quantum Records als CDR erscheinen. Ob diese Versionen mittlerweile vergriffen sind ist anzunehmen. Wer bisher noch keine Berührungspunkte zur Musik von Akikaze hatte, dem seien diese vier Wiederveröffentlichungen ans Herz gelegt.

Stephan Schelle, April 2016

 
   

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