Adrian Collier – Lost In Fractal Forest
 

Adrian Collier – Lost In Fractal Forest
Medwyn Goodall Music (2018)

(
7 Stücke, 63:27 Minuten Spielzeit)

Der Name Adrian Collier sollte den Freunden der elektronischen Musik schon mal über den Weg gelaufen sein, handelt es sich doch um eine Hälfte des britischen Duos Auto-Pilot. Mitte 2018 hat Adrian ein Soloalbum herausgebracht, das den Titel „Lost In Fractal Forest“ trägt. Anders als bei dem Projekt Auto-Pilot geht Adrian auf seinem Soloalbum wesentlich ambienter vor. Sieben nahtlos ineinander gehende Stücke bilden so einen ambienten Longtrack.

 

 


Das Album startet mit dem ersten Track „Hidden Cove“, der zu Beginn Wellenrauschen bzw. Brandungsgeräusche bereithält. Nach einigen Momenten setzen dann weite Synthieflächen ein, die eine relaxte Grundstimmung erzeugen. Helle Synthiestimmen, die streckenweise wie weiblicher Gesang anmuten, ergänzen diesen Part. Diese Art von Sounds kennt man auch von Klaus Schulze & Co. ohne dass aber die Musik von Adrian in die „Berliner Schule“-Ecke abdriftet. Sobald dann nach gut zwei Minuten eine Akustikgitarre einsetzt, auf der eine einfache Tonfolge gespielt wird (wahrscheinlich ist dies aber auch elektronisch erzeugt), macht sich eine wohlige Stimmung beim Hörer breit. Das Cover mit dem abgebildeten kindlichen Engel passt hier sehr gut zur Musik.

Adrian lässt sich das Stück nur langsam entwickeln und fügt einige Melodie- bzw. Harmonievarianten hinzu, so dass sich die Stimmung zwar nicht verändert, aber doch eine gewisse Veränderung zu Tage tritt. Rein elektronisch geht es dann im zweiten Track „The Fractal Forest“ weiter, bei dem lang gezogene Synthieklänge nur sehr langsam variiert und im weiteren Verlauf mit zirpenden Effekten versehen werden. Als Hörer wechselt man hier in einen schwebenden Zustand. Nach einer Weile kommen dann dröhnende Klänge hinzu, die zwar bedrohlich wirken, aber die Stimmung nicht zerstören.

Uhu-Rufe, Vogelgezwitscher und plätscherndes Wasser leiten dann in den dritten Track „Following Streams“ ein. Hier fühlt man sich nun mitten in einem imaginären Wald verortet. Es dauert fast zwei Minuten bis Adrian wieder synthetische Klangmuster in diese Stimmung webt. Hier klingt das so ein bisschen wie die ruhige, meditative „Einlassmusik“ von Schiller. Es wird meist nur ein Ton angeschlagen, der dann lang nachhallt. Das Stück vermittelt ein ganz eigentümliches, beruhigendes Flair.

„Rainbow Lake“ wurde ebenfalls mit Naturstimmen verziert, hat aber eine sehr schöne Melodiefolge zu bieten. Hier kommt mir der Blick auf eine  glitzernde Wasserfläche eines kristallklaren Sees in den Sinn. Adrian spielt hier mit dem Wechsel der Dynamik. Auch dieses Stück hat eine sehr beruhigende Wirkung auf den Hörer.

Nach dem wie Lichtstrahlen durch Baumreihen ziehende Klangmuster im Stück „Formations“ und dem leicht sakral wirkenden „Finding My Angel“ (hier lässt Adrian die Klänge an- und abschwellen) endet das Album dann mit dem sehr schönen, verträumten Stück „The Rising“.

Mit „Lost In Fractal Forest“ hat der Brite Adrian Collier ein lupenreines Ambientalbum eingespielt, das für Tiefenentspannung beim Hörer sorgt. Wer mal wieder den Alltag hinter sich lassen, ein wenig meditieren oder einfach nur einen Moment träumen will, der bekommt hier die richtige Unterstützung.

Stephan Schelle, Oktober 2018

 
   

CD-Kritiken-Menue