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Wolfram Spyra & Chris Lang
Achtundsechzig 24 Live@Toskana Therme
2003, Manikin Records MRCD 7068

Wolfram Spyra ist den meisten, die sich in der Elektronikszene auskennen ein Begriff, aber wer ist Chris Lang? Chris ist mir zum ersten Mal im April 2002 in Bald Sulza beim 36-Stunden Festival zu Ehren von Manikin-Records über den Weg gelaufen. Bei diesem Festival absolvierte er mit Wolfram Spyra ein Konzert und zeigte dort schon seine Klasse. Wie er mir in einem längeren Gespräch verriet, ist er fasziniert von Klaus Schulzes Musik. Diese Leidenschaft bringt er dann auch in seinen eigenen Stücken rüber. 
 

 

Der Titel der ersten gemeinsamen CD vom Wolfram Spyra und Chris Lang lautet schlicht Achtundsechzig 24 und damit ist die Laufzeit des Albums gemeint. So einfach können Titel sein! Es ist wirklich erstaunlich, wie sich Chris in den Musiker Klaus Schulze hineinversetzt. Den Hauptteil des fast einstündigen Tracks Neunundfünfzig 49 (hier wird die Titelfindung weitergeführt) bestreitet Chris und Wolfram unterstützt ihn dabei. Sobald Track eins erklingt , meint man, eine Platte von Klaus Schulze, die er zu seinen besten Zeiten aufgenommen hat, zu hören. Die bei Klaus üblichen Piano- und Gitarrenklänge sind ebenso Bestandteil des Stückes wie auch die warmen Flächen und Synthieloops.

Zwischendurch erklingt dann schemenhaft der typische Sound von Spyra. Doch ehe man ihn entdeckt hat, ist er auch schon wieder fort. Das ist auch nicht schlimm, denn ich bin froh, dass der so liebenswerte Chris Lang sich endlich durchgerungen und eine CD veröffentlicht hat, auch wenn Wolframs Name noch vorangestellt ist. Die erste Stunde der CD wird überhaupt nicht langweilig, denn beide schaffen es den Spannungsbogen über die gesamte Distanz aufrecht zu erhalten. Unterschiedliche Sounds und Themen wechseln sich stetig ab.

Man stelle sich beim Hören nur einmal vor, man läge rücklings im Wasser und treibt so vor sich hin. So ähnlich war die Stimmung auch beim 36-Stunden Festival in der Toskana Therme anno 2002. Der auf der CD befindliche Track stammt allerdings nicht vom Festival, sondern ist schon im Jahr 2001 am gleichen Ort aufgenommen worden, denn Wolfram und Chris waren schon mehrfach Gäste in der Toskana Therme. 

Im Thüringischen Städtchen Apolda (nahe Bad Sulza) fand Anfang August das Apoldaer Weltglockengeläut statt. Unter anderem wurde das Glockengeläut von Musikern aufgenommen, die sich davon zu neuen Stücken inspirieren ließen. Einen Einblick kann man sich bei dem zweiten Stück Acht 39 machen, das bei Studioaufnahmen zu dem vorgenannten Spektakel entstanden ist und mitgeschnitten wurde. Dem Thema entsprechend beginnt es natürlich mit Glockengeläut. Dann setzt der typische Spyra-Stil ein und es entwickelt sich ein mitreißender Titel, der zwar ruhig ist, der aber mit einem durchgehenden Rhythmus aufwarten kann. Das Stück endet, wie es angefangen hat, nämlich mit Glockengeläut.

Hatte Chris bei dem ersten langen Stück die Fäden in der Hand, so gibt beim zweiten Track eindeutig Wolfram die Marschroute vor. Nach der für mich enttäuschenden Schulze-Veröffentlichung Contemporary Works Vol. 2 halte ich hier ein Album in der Hand, das Klaus sicher gerne gemacht hätte. Aus diesem Grund schon mal ein Dankeschön an Wolfram und vor allem an Chris.

Mit dieser CD ist den beiden ein gutes Album gelungen. Allen Freunden von Klaus Schulze, der Berliner Schule und Wolfram Spyra kann diese CD vorbehaltlos empfohlen werden. Leute, lasst euch ein warmes Bad ein und hört dabei die CD. Ihr werdet wahrscheinlich erst wieder aus den Fluten steigen, wenn der letzte Klang der CD verstummt ist. Oder kommt vom 07.11 bis 09.11.2003 nach Bad Sulza, dann steigt erneut ein Festival in der Torkana Therme mit Keller, Schönwälder, Chris Lang und weiteren Musikern des Manikin Labels.

Stephan Schelle, Oktober 2003

 
   

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