Styx - Return To Paradise

Mit dem amerikanischen Quintett STYX, welches sich nach dem Fluss aus der griechischen Mythologie genannt hat, der den Eingang zur Unterwelt darstellt, machte ich erstmals im Jahr 1976 Bekanntschaft. Die nette Inhaberin aus meinem Lieblingsplattenladen machte mich auf die LP „Crystal Ball“ aufmerksam und das löste bei mir auch gleich eine neue musikalische Liebe aus. Vor allem dieser tolle glasklare Gesang von Dennis de Young und auch die Stimme von Tommy Shaw faszinierten mich. Auch ihre Art balladenhafte Strukturen mit rockigen Passagen zu versehen faszinierte mich.

Als dann am 11.06.1980 STYX in Düsseldorf gastierten - sie waren gerade sehr erfolgreich mit ihren Stücken „Boat On The River“ und „Babe“ - ließ ich es mir nicht nehmen und wohnte diesem Konzert bei (danke Gaby, dass du uns damals dahin gefahren hast). Als Überraschung stellte sich die Vorband heraus. Wenige Tage vor dem Konzert wurde bekannt, dass die kanadische Band SAGA als Vorgruppe auftreten sollte. Zum damaligen Zeitpunkt war das ebenfalls einer meiner Favoriten.

Der Abend kam, das Konzert begann und was kaum jemand für möglich hielt, SAGA stahlen dem Hauptact die Show. Das lag vor allem an der - wie ich damals fand - schlechten Akustik. Im Unterschied zu SAGA war der Sound von STYX damals viel zu laut und übersteuert. Die tollen Stimmen und die ausgeklügelten Gesangsparts kamen nur in einem wahren Klangbrei rüber. Das Publikum skandierte schon nach kurzer Zeit SAGA und wollte die vermeintliche Vorband wieder auf die Bühne rufen.

So, nun ist das schon über 20 Jahre her und ich habe hier einen Konzertmitschnitt von STYX in der Hand bzw. vor Auge und Ohr. Erschallt da aus den Boxen wie anno 1980 ein Klangbrei? Nein, diese Aufnahme ist wirklich hervorragend. Der Sound liegt sowohl in Doby Digital Stereo wie auch in Dolby Digital 5.1 vor, wobei ich den letztgenannten nur empfehlen kann. Während des Konzertes hat man das Gefühl, als sei man direkt im Zuschauerraum.

Im Jahr 1996 feierte das Paradise Theatre - wie eine LP aus dem Jahr 1981 betitelt ist - seine Wiedereröffnung. Gleichzeitig stellte die 96’er auch die Reunion der Band nach zig Jahren dar, bei der lediglich der 1996 verstorbene Schlagzeuger John Panozzo nicht dabei sein konnte. Die DVD ist bei SPV im Jahr 1999 erschienen.

Das auf der DVD enthaltene Konzert fand 1996 im Rosemont Theater in Chicago. Zu Beginn der Show betritt ein älterer Hausmeister mit einem Besen bewaffnet die Bühne. Im Hintergrund ist eine herunter gekommene Bühnendekoration zu sehen und vor ihr steht ein Piano, das durch ein Paar Fußtritte gestartet wird (das Intro zu „Rockin’ The Paradise“). Dann setzt Dennis - immer noch tolle - Gesangsstimme ein. Er wandelt erst noch allein vor dieser Kulisse einher. Dann geht das Licht aus und in großen Reklamelichtern erscheint der Schriftzug „Paradise“ über der Bühne und einige Scheinwerferstrahlen bewegen sich durch den Zuschauerraum. Der Vorhang hebt sich und die Band steht auf der Bühne und rockt los.

Die Band spielte in der Besetzung:

Dennis de Young - Keyboards, Gesang
Tommy Shaw - Gitarren, Gesang
James Young - Gitarren, Gesang
Chuck Panozzo - Bass
Todd Sucherman - Schlagzeug

So beginnt ein wirklich mitreißendes Konzert dieser 70’er Band. Sie haben wirklich nichts verlernt (obwohl, das ist ja auch schon wieder fast sieben Jahre her). Es folgen nun Stücke aus den Jahren 1973 bis 1990, die ihre ganze Bandbreite dokumentieren. Natürlich dürfen auch ihre Top-Hits „Babe“ und „Boat On The River“ nicht fehlen. Als sie 1979 damit auch in Europa Erfolg hatten und häufige Radioeinsätze damit hatten, hörte ich mich schnell Leid an diesen Songs. Heute, mit einer gewissen Distanz gefallen mir die Stücke aber wieder gut.

In „Snowblind“ zeigt dann James Young, das nicht nur Dennis und Tommy gut singen können. Bei dem Titel „Show Me The Way“ erinnert Dennis zu Beginn an den verstorbenen langjährigen Wegbegleiter John Panozzo, dessen Bild dann zum Ende hin auch an die Leinwand projiziert wird.

Im Publikum sieht man hauptsächlich Leute, die schon Jenseits der 30 oder 40 (also meine Altersklasse) sind. Erstaunlich auch wie Textsicher sie sind. Man merkt sowohl Publikum, wie auch den Musikern an, wie viel Spaß dieser Auftritt bereitete. Bei „Come Sail Away“ werden die Besucher regelrecht mit eingebunden, der ganze Saal singt aus voller Brust. Gleiches gilt für „Renegade“. Wenn man die Bilder aus dem Zuschauerraum sieht, hat das schon was von einer Familienparty.

Gut 1 ¾ Stunden sind vorbei, dann schließt sich wieder der Vorhang und der schon zu Beginn agierende Hausmeister betritt erneut die Bühne und macht förmlich das Licht aus. Nach 108 Minuten ist das Konzert - inkl. von zwei Zugaben - beendet. Als Bonus finden wir noch ein paar Worte zur Band in der STYX-Story, eine Bildergalerie, einen fünfminütigen Zusammenschnitt von Aufnahmen des Schlagzeugers Todd Sucherman, die während der Tour entstanden sind, sowie ein gut vierminütiges Video „Backstage mit Tommy Shaw“. Als weiteren Bonus kann man dann noch in die 1999 erschienene CD „Brave New World“ hineinhören.

Die DVD ist nach meiner Meinung nach rundum gelungen und es macht Spaß sie öfter in den Player zu werfen.

Fazit: Empfehlenswert!!!

 

Tracklist:

Rockin' The Paradise
Blue Collar Man
Lady
Too Much Time On My Hands
Snowblind
Suite Madame Blue
Crystal Ball
Grand Illusion
Fooling Yourself (The Angry Young Man)
Show Me The Way
Boat On The River
Lorelei
Babe
Miss America
Come Sail Away
Renegade
The Best Of Times

 

 

(Paradise Theatre - 1981)
(Pieces Of Eight - 1978)
(Styx II - 1973)
(Paradise Theatre - 1981)
(
Paradise Theatre - 1981)
(Equinox - 1975)
(Crystal Ball - 1976)
(The Grand Illusion - 1977)
(The Grand Illusion - 1977)
(Edge Of The Century - 1990)
(Cornerstone - 1979)
(Equinox - 1975)
(Cornerstone - 1979)
(The Grand Illusion - 1977)
(The Grand Illusion - 1977)
(Pieces Of Eight - 1978)
(Paradise Theatre - 1981)

 

Stephan Schelle, März 2003

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