Split Enz - Split Enz

 

 

Split Enz - Split Enz

Im Jahr 1976/1977 las ich in der Zeitschrift MUSIKEXPRESS das erste Mal über die neuseeländische Band Split Enz. Das Foto der Band (s. weiter unten) und der Artikel, der mit der Schlagzeile

Kaputter geht's nicht

aufmachte, weckte mein gesteigertes Interesse. Nach langem Suchen fand ich dann Monate später ihre 2. LP Dizrythmia.

Der MUSIKEXPRESS-Artikel begann mit dem folgenden Absatz:

"Möwen kreischen, Hühner gackern, und statt Bongos klappern Löffel. Irgendjemand zupft auf einer Mandoline, und dazu plärrt ein Saxophon in echter Roxy Music-Tradition. So etwa könnte man die Newcomer-Gruppe Split Enz beschreiben, wenn man sich nur auf die akustische Seite beschränken würde. Aber da gibt es noch eine andere, und die ist mindestens ebenso wichtig: Split Enz ist auch eine optische Sache. Um es kurz zu fassen: Die gute alte Roxy Music mit dem Fabelwesen Eno, Kiss, die Schocker aus den USA oder David Bowie wirken neben Split Enz wie pubertäre Pennäler. Verrückter geht's nicht!"

Die Band lieferte einen Mix aus Rock-, Pop-, Jazz-, Psychodelic- und anderen Stilelementen. Besonders auf ihren frühen LP's glänzen ihre Stücke durch diverse Tempowechsel und auch disharmonischen Sequenzen, die aber immer gut durchdacht sind. Vor allem die ersten drei Alben sind nicht leicht zugänglich.

Nun, mehr als 25 Jahre später, las ich im Katalog des JPC-Versandes, dass die Band eine DVD herausgebracht hat, die nur als Import in Deutschland erhältlich ist. In den 70'ern war ich so von der schrägen Musik und dem außergewöhnlichen Outfit fasziniert, dass ich sie immer schon mal live erleben wollte. Das blieb mir aber nie vergönnt, daher stürzte ich mich umgehend auf das Bestellformular und orderte die DVD. Nach längerer Wartezeit hatte ich dann die Hoffnung schon fast aufgegeben, aber nach ca. drei bis vier Monaten nach Abgabe der Bestellung trudelte der Silberling dann im Juli 2003 doch noch bei mir ein.


Split Enz in ihrem verrückten 76'er Outfit

Die Scheibe in den Händen haltend, wurde umgehend der Player angeschmissen und das Teil eingelegt.

Als erstes empfängt den Besitzer ein Menü bestehend aus vielen Bandutensilien wie Bandfotos, Tourplakate, Eintrittskarten, etc., also ein buntes Sammelsurium. Hier können wir zwischen den einzelnen Features der (Clips, Live, Spellbound, Photogallery, Discografie) wählen. Die Clips beinhalten 18 Videoclips aus der gesamten Bandgeschichte, zumindest die, in der sie Platten produziert haben (1976 - 1984) in digital remasterten Versionen.

Tracklist:

1.   Sweet Dreams
2.   Lovy Dovey
3.   Late Last Night
4.   Bold As Brass
5.   My Mistake
6.   Jamboree
7.   Hermit McDermitt
8.   Give It A Whire
9.   I See Red
10. I Got You
11. I Hope I Never
12. One Step Ahead
13. History Never Repeats
14. Dirty Creature
15. Pioneer / Six Months In A Leaky Boat
16. Strait Old Line
17. Message To My Girl
18. I Walk Away
 

Clips:

von Mental Notes (1976)
von Mental Notes (1976)
von Mental Notes (1976)
von Dizrythmia (1977)
von Dizrythmia (1977)
von Dizrythmia (1977)
von Frenzy (1979)
von Frenzy (1979)
von Frenzy (1979)
von True Colours (1980)
von True Colours (1980)
von Waiata bzw. Corroboree (1981)
von Waiata bzw. Corroboree (1981)
von Time And Tide (1982)
von Time And Tide (1982)
von Conflicting Emotions (1983)
von Conflicting Emotions (1983)
von see ya'round (1984)

Gleich beim ersten Clip Sweet Dreams erschreckte ich erst einmal. "Was für eine schräge Musik", dachte ich mir. Obwohl ich doch wissen musste, was mich da erwartet. Aber mit zunehmender Spieldauer werden die Stücke "Ohrtauglicher" und ich gewöhnte mich auch wieder an den Sound, den ich so lange nicht mehr gehört hatte. Damals, anno 1977 fuhr ich total auf Jamboree ab. Heute teile ich nicht mehr ganz meine damalige Euphorie, aber der Titel hat trotzdem noch einen gewissen Reiz.

Wenn man dem Treiben der Musiker so zusieht, könnte man meinen, einer Horde losgelassener Irrer beizuwohnen. Doch die Musik und auch die Show ist ausgeklügelt und wird - bis auf einige Passagen, bei dem m. E. der Playbackgesang von Tim Finn nicht sitzt (aber vielleicht ist das auch so gewollt) - perfekt umgesetzt.

Nach diesen gut 71 Minuten an Clips wähle ich nun die Liveaufnahmen. Hier sind Ausschnitte aus sechs Konzerten der Jahre 1977 bis 1984 zu sehen. Auch auf der Bühne waren sie eine Attraktion. Der Eindruck entlaufender Irrer setzt sich auch hier fort, aber das war nun mal ihr Markenzeichen. Allerdings verstanden sie es, die Massen - jawohl, sie zogen, wie man den Aufnahmen entnehmen kann, eine große Menge von Zuschauern an - zu begeistern. Bei Track vier finden wir dann auch eingestreute Interviewpassagen. Der Liveteil bringt es auf insgesamt über 54 Minuten Länge.

Der nächste interessante Part der DVD bietet die 45minütige Dokumentation Spellbound, die 1993 gedreht wurde. Hier erfährt man in Interviews aller in der Band gewesenen Mitglieder eine Menge über den Werdegang der Band. So erfährt man beispielsweise, dass die Band bereits 1972, damals noch in der Schreibweise Split Ends gegründet wurde. Einer der Motoren der Band war von jeher Tim Finn. Später gesellte sich auch sein jüngerer Bruder, Neil Finn, dazu, der 1986 die Band Crowded House zusammen mit seinen Split Enz-Kollegen Paul Hester und Nicholas Seymour gründete. Crowded House hatten u. a. zwei sehr erfolgreiche Hits am Start (Don't Dream It's Over und  Weather With You).

In der Sektion Photogallery finden wir Bandfotos und Plakate. Daneben ist hier ein "Hidden Feature" versteckt. Klickt mal in dem Photogallery-Menü auf den Button Noel Crombie.

Als weiteres finden wir noch die Discografie der Band. In dieser Rubrik sind alle LP's/CD's mit Cover abgebildet. Dazu gibt es Infos zu den Veröffentlichungen sowie die Angabe der Tracks. Sehr schön finde ich, dass man kurz (ca. 30 - 60 Sekunden) in die einzelnen Tracks reinhören kann. Die Singles werden ebenfalls aufgelistet, allerdings ohne Cover.

Bei der DVD von Split Enz handelt es sich um eine rundum gelungene Veröffentlichung. Einziges Manko, es wird kein Booklet mitgeliefert, was bei einem Preis um die 27 Euro schon schade ist. Der Preis ist aber auf den Import zurückzuführen. Fans der Band müssen dieses Teil unbedingt kaufen. Alle anderen, die auch einen Sinn für's Skurrile haben, werden ebenfalls ihre Freude an der Scheibe haben.

Eine sehr schön gemachte und informative Fanseite (in deutscher Sprache) findet ihr unter:

http://www.finnatics.de/Split_Enz/split_enz.html

Stephan Schelle, Juli 2003

   

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